Astrida Wallat – Pikkolo und Panettone

Es wird höchste Zeit für Weihnachtsbücher. Und hier kommt auch schon mein erster Tipp für die Vorweihnachtszeit. Erlebt mit Anna Maiotti und ihrer Famiglia ein verrücktes neapolitanisch-fränkisches Weihnachtsfest, das euch die Lachtränen in die Augen treiben wird…




Darum geht es:

Anna Maiotti hat es wirklich nicht leicht mit ihrer Familie oder besser ihrer Famiglia. Anna ist 23, lebt noch zu Hause und ist Single. Vor und während des Weihnachtsfestes, bei dem natürlich die gesamte Famiglia sich im Hause Maiotti versammelt, wird Anna ständig in der Gegend herumgejagt und muss sich hier und da um die auftretenden Probleme und ungeliebten Aufgaben kümmern. Unter anderem gehören hierzu ein Weihnachtsmarktbesuch mit ihrer Nonna und das Besorgen von Unmengen von Lebensmitteln. Ihre jüngere Schwester Maura hat (wieder einmal) Liebeskummer und sich von ihrem Freund Sammy getrennt. Anna soll während des Weihnachtsfestes auch ihren 8-jährigen Patensohn Ugolino betreuen, dessen Eltern sich quasi ständig streiten. Spätestens als auch noch die deutschen Großeltern eintreffen, ist das Chaos perfekt und die komplette Sippe ist nur noch am Diskutieren, was wann gegessen wird und wer wo übernachtet.

Erstaunlicherweise gelingt es Anna, während dieser verrückten Zeit und dank einiger glücklicher Zufälle mehrmals mit Peter, einem Medizinstudenten zusammenzutreffen. Peter lässt Annas Herz schnell höher schlagen. Zu dumm nur, dass sie quasi keine Zeit hat, ihn näher kennenzulernen. Insbesondere als Ugolino plötzlich verschwindet, wird es ziemlich hektisch. Da bleibt Anna wenig Zeit für Gefühlsduseleien…


Mein Senf dazu:

Ich hatte mich auf Anhieb in das Cover und den Titel verguckt – verhießen beide doch schon einen großen Spaß. Essen und eine italienische Familie, eindeutig gute Zutaten für eine gute Geschichte. Dass sie dann noch in Nürnberg spielt, macht die Sache noch viel besser.

Himmlisch – so ähnlich stelle ich mir das Leben in einer italienischen Familie vor: laut, leidenschaftlich und mit ganz viel Liebe (vor allem auch zum Essen). Ich hatte einen Riesenspaß mit der Geschichte. Obwohl mir Anna das eine oder andere Mal schon richtig leid tat. Man fragt sich schon, womit sie diese durchgeknallte Bande verdient hat. Sie hat es wirklich nicht leicht, denn ihre kleine Schwester ist ihr doch immer mehr als eine Nasenlänge voraus und nervt schon gewaltig. Ich würde sie definitiv nicht jeden Tag ertragen – das gilt allerdings auch für den Rest der Verwandtschaft…

Sehr amüsiert habe ich mich auch über die – ausgerechnet – schwäbischen Nachbarn, die Schäberles (hervorragender Name…). Kehrwoche trifft auf italienisches Temperament, man kann sich vorstellen, dass hier auch ab und an die Fetzen fliegen oder man sich zumindest nicht ganz grün ist.

Insgesamt ist die Geschichte auf wunderbare Weise lustig bis bissig aber niemals böse. Das eine oder andere Klischee wird witzig verpackt und in mundgerechten kleinen Dosen verabreicht. Und genau das macht es für mich aus: Unterhaltung pur. Wir alle sehnen uns nach der perfekten Weihnachtszeit ohne Reibereien und Streitereien. Umso schöner zu lesen, dass es woanders auch nicht klappt. Von wegen Friede, Freude, Eierkuchen – es geht richtig zur Sache, nachdem so einige pikante Geheimnisse enthüllt werden. Aber am Ende haben sich natürlich trotzdem alle lieb. Genau so und nicht anders wünsche ich mir ein Dezember-Buch. Denn ja: Ich lese jedes Jahr im November/Dezember Bücher, die auch um diese Zeit spielen. Das gehört für mich einfach zur Adventszeit dazu, genau wie zum Sommer ein richtiges Sommerbuch sein muss.

Alles in allem war ich so begeistert von dem locker, flockigen Schreibstil von Astrida Wallat, dass ich mich schon sehr auf weitere Bücher von ihr freue – ob mit oder ohne italienische Familie. Obwohl, es wäre schon schön zu erfahren, wie es mit den Maiottis weiter geht. Vielleicht im Sommer, wenn die ganze Familie nach Italien fährt und die Urgroßmutter besucht (und heimlich schleichen die Erben…)? Ich habe keine Ahnung, ob eine Fortsetzung geplant ist, aber ich wäre gerne dabei, wenn es Neues von der Famiglia gibt.

Zusammengefasst:

„Pikkolo und Panettone“ ist mein erster Weihnachts-Geschenktipp für dieses Jahr (vielleicht als Geschenkpaket mit Kuchen und Sekt?). Oder noch besser zum Nikolaus. Dann könnt ihr es noch vor Weihnachten lesen. Auf jeden Fall eine dicke Leseempfehlung, wenn ihr mal wieder etwas Herzhaftes zum Lachen braucht. Und für die Koch- und Backfreaks unter euch: Am Ende des Buches findet ihr auch noch ein paar Rezepte zum Nachkochen. Also die „Minestra maritata“ könnte mich durchaus reizen. Mal schauen, vielleicht wage ich mich irgendwann daran. Bis dahin gibt es erstmal Milch und Kekse.


Infos zum Buch und der Autorin, sowie Bestellmöglichkeiten und Leseprobe findet ihr auf der Internetseite des Atlantik Verlages. Ich wünsche euch viel Spaß beim Stöbern.

Kurzbewertung:

Hier und heute vergebe ich das erste Mal fünf kleine Lampen und damit volle Beleuchtung. Ich finde, dieses Buch hat viel Aufmerksamkeit verdient und sollte unbedingt im Scheinwerferlicht stehen.


Meinen herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an den Atlantik Verlag. „Pikkolo und Panettone“ hat genau meinen Geschmack getroffen.

Viele Grüße
Deborah