Leon Sachs – Mein ist die Macht

Die Premieren reißen nicht ab auf unserem Blog. Auf der Frankfurter Buchmesse wurden wir von Isabella Archa spontan zum Bloggertreffen bei emons: eingeladen. Ein schönes Treffen mit dem Motto „Kölscher Klüngel“ mit Leon Sachs und Isabella Archan. Beide stellten ihre neuen Bücher vor und es gab Kölsch und Halve Hahn.

Vor dem Gespräch mit Leon Sachs habe ich noch abgewunken, weil Thriller ja nun gar nicht meine Leserichtung ist. Nach dem Gespräch mit ihm war ich doch mächtig neugierig auf seinen Thriller und habe beschlossen, dass ich ihn doch lesen möchte. Wer hätte das gedacht. So kommt doch noch eine Rezension zu einem Thriller auf „Deborahs Bücherhimmel“.

 

Darum geht es:

 

Auf die umstrittene Ditib Zentralmoschee in Köln wird ein Bombenanschlag verübt, bei dem auch einer der Attentäter ums Leben kommt. Dieses Ereignis führt dazu, dass der Rat der Religionen einberufen wird. Die Vertreter der Religionsgemeinschaften treffen sich kurze Zeit später auf dem Petersberg, um ein Friedensabkommen auszuhandeln und zu unterzeichnen. Auch die Tochter des amerikanischen Präsidenten, die vom Christentum zum Judentum konvertiert ist, wird erwartet.

Ein Attentat auf die First Daughter wird gerade rechtzeitig verhindert. In Verdacht zu beiden Anschlägen gerät der französische Rabbiner Fabrice. Die Behörden sehen ihn als Täter an, obwohl vieles gegen ihn spricht. Seine Frau Esther, seine Nichte Natalie und deren Verlobter Alexander unternehmen zusammen mit einigen einflussreichen Partnern alles, um die Schuldigen zu finden.

Doch dann geschieht ein weiterer Anschlag mitten in der Kölner Innenstadt, beim Anzünden der ersten Kerze zu Beginn des jüdischen Lichterfestes Chanukka. Viele Menschen werden dabei getötet und verletzt und die Behörden geraten unter Druck…

 

 

Wie es zu der Entstehung des Thrillers kam:

 

Ich bin wirklich froh, dass ich auf der Frankfurter Buchmesse auf „Mein ist die Macht“ von Leon Sachs aufmerksam gemacht wurde. Das Thema des Buches ist topaktuell und hochbrisant. Leon Sachs berichtete uns darüber, wie es zu der Idee mit dem Anschlag auf die Zentralmoschee kam. Er hatte viel recherchiert und war mit dem Zentralrat der Juden in Kontakt um herauszufinden, was für ein Ereignis tatsächlich dazu führen könnte, dass ein Rat der Religionen ins Leben berufen wird. Er erhielt die Info, dass ein Anschlag auf ein bedeutendes Heiligtum oder Gebäude einen solchen Schritt bewirken könnte.

Und so kam es zu der Idee mit dem Anschlag auf die Moschee – zumal der Autor durch seine Recherchen auch herausgefunden hatte, dass es schon sehr oft Drohungen in diese Richtung gegeben hat. Dass dieses Buch nun kurze Zeit nach der tatsächlichen Eröffnung eben dieser Moschee erscheint, ist eher Zufall. Aber es passt einfach perfekt. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn es an dem Tag der Eröffnung einen Anschlag gegeben hätte. Ich denke mal, einige Kölner waren alles andere als ruhig und gelassen an diesem Tag.

 

 

Meine Meinung zu Leon Sachs‘ Buch:

 

Den Thriller habe ich schon direkt am Freitagabend nach dem Messebesuch angefangen zu lesen. Da wir am Samstag nach der Messe direkt in meine Heimat gefahren sind, dauerte es allerdings etwas länger, bis ich das Buch zu Ende lesen konnte. Wäre ich daheim gewesen, hätte ich es wohl in einem Rutsch durchgelesen.

Zu aller erst und vorab kann ich durchaus behaupten, eine sehr gute Wahl für meinen ersten Thriller getroffen zu haben. „Mein ist die Macht“ ist sehr, sehr spannend – allein schon deshalb weil sich alles hier in der Umgebung abspielt – aber nicht brutal oder eklig, wie ich es schon von anderen Thrillern gehört habe. Vielleicht hat mich das auch bisher davon abgehalten, welche zu lesen. Okay, und natürlich die Tatsache, dass manche Thriller mindestens doppelt so lang sind. Ich bin dafür einfach zu ungeduldig. Bei diesem Buch hatte ich das Gefühl, mich in einem großen 3D-Schachspiel zu befinden, doch es wurde lange Zeit nicht klar, wer König und wer Bauer ist. Wer opfert wen aus welchen Gründen und was ist das eigentliche Ziel des Spiels? Leon Sachs hat die Fäden hervorragend verwoben und auch wieder entwirrt.

Nachdem ich die Geschichte zu Ende gelesen haben, frage ich mich: Wie oft benutzen die Mächtigen unserer Welt Attentäter, um andere Menschen zu manipulieren, zu verunsichern und anzustacheln? Wir Menschen sind so leicht zu manipulieren, schlicht und oft leichtgläubig. Hass, der einmal auf fruchtbaren Boden gesät wurde, wächst und gedeiht – wie wir aktuell leider immer häufiger sehen – hervorragend. Er wächst geradezu wie Unkraut. Und gleichzeitig verkümmern Vernunft und Besonnenheit. Womit wir wieder beim Thema Bildung wären, oder einem Mangel an der selben. Aber das ist eine andere Geschichte…

Während des Lesens hat mich nur eine Sache etwas irritiert: Die häufigen Hinweise auf die Geschichte mit den „Wächtern“, die Fabrice, Natalie und Alexander wohl zuvor erlebt haben. Im Nachhinein wurde mir klar, dass es vorher schon ein anderes Buch mit den Protagonisten gab: „Falsche Haut“. Und ich habe Glück, das Buch gibt es tatsächlich in der Lohmarer Stadtbibliothek. Ich habe es mir direkt ausgeliehen.

Im Nachhinein wünschte ich mir allerdings, ich hätte das vorher gewusst und hätte es zuerst gelesen. Denn dann hätte ich die Andeutungen wohl besser verstanden. So hatte ich das Gefühl, mir fehlt etwas an Hintergrundwissen über die Protagonisten (obwohl durchaus einiges erläutert wurde). Was aber nicht bedeutet, dass man die Bücher nicht unabhängig voneinander lesen kann.

 

Mein Fazit:

 

Lesen, unbedingt.

Ich finde „Mein ist die Macht“ klasse und werde es definitiv wieder tun. Mein nächster Thriller ist „Falsche Haut“ von Leon Sachs – da ich ja nun auch mal wissen möchte, was es mit den Wächtern auf sich hat. Ich bin neugierig und durchaus gewillt, dieses Rätsel im Nachhinein zu lösen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ich in umgekehrter Reihenfolge lese…

Diesen Thriller kann ich jedem empfehlen, der es spannend mag, aber nicht unbedingt blutig und grausam. Zudem ist „Mein ist die Macht“ natürlich auch ein Thriller mit rheinländischem Lokalkolorit. Es berührt einen natürlich noch viel mehr, wenn es um die Städte geht, in denen man lebt und/oder arbeitet. Der Gedanke an Anschläge in Köln ist beängstigend – umso mehr, nachdem es am Montag, den 15.10.2018, tatsächlich einen versuchten Anschlag am Kölner Hauptbahnhof gab, der uns alle den Atem anhalten ließ.

Leon Sachs gibt uns neben spannender Unterhaltung auch einiges zum Nachdenken mit. Ist es wirklich so einfach, wie es auf Anhieb scheint, und irgendein bekloppter Fanatiker irgendeiner Glaubensgemeinschaft hat einen Haufen Menschen mit sich in den Tod gerissen? Oder ziehen im Hintergrund ganz andere die Fäden, denen es um Macht geht?

Ich wünsche euch spannende Unterhaltung beim Lesen. Zur Frankfurter Buchmesse und den Büchern von Isabella Archan erfahrt ihr demnächst mehr. Wir haben noch so vieles aufzuarbeiten – und erst einmal zu lesen und zu testen (im Fall der Kochbücher…).

Viele Grüße,

Deborah

 

 

Zum Abschluss noch ein bisschen Werbung…

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Ich bedanke mich ganz herzlich bei Leon Sachs und beim emons: Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Informationen über das Buch und den Autor findet ihr auf der Verlagsseite von emons: