Jess Walter – Schöne Ruinen

Nicht uninteressant aber auch nicht wirklich mein Geschmack. „Schöne Ruinen“ konnte mich leider nicht restlos überzeugen.



Zum Inhalt:

Ein heruntergekommenes Fischerdorf, das es nicht geschafft hat, zu den Orten der Cinque Terre als sechster aufgenommen zu werden. Die Menschen in Porto Vergogna (eines vom Autor erfundenen Ortes) sind mit Ausnahme des jungen Pasquale schon mittel- bis sehr alt. Die Geschichte beginnt 1962 mit der Ankunft der unbekannten amerikanischen Schauspielerin Dee Morray in Porto Vergogna. Pasquale, der eine Pension hat, glaubt zu träumen, als die Schauspielerin ausgerechnet in seinem bescheidenem Haus ein Zimmer nehmen möchte. Da Pasquale sowieso von Hollywood-Schönheiten an der Küste von Porto Vergogna träumt, gibt ihm ihr Erscheinen Hoffnung auf eine strahlende Zukunft des Fischerdorfes und seiner „Pension zur ausreichenden Aussicht“. Dee ist der Meinung, sie ist sterbenskrank – tatsächlich erwartet sie jedoch ein Kind. Und Pasquale sieht seine Aufgabe darin, ihren berühmten Geliebten darüber zu informieren. Es handelt sich um niemand geringeren als den ständig betrunkenen Richard Burton, der sich zu diesem Zeitpunkt schon in der on-off-Beziehung mit Elizabeth Taylor befindet. Dee Morray stört hierbei den Plan des ehrgeizigen PR-Mannes Michael Deane, sodass er bewusst das Treffen zwischen Dee und Richard verhindert hat. Und dann steht plötzlich Pasquale vor ihm und gefährdet Michaels Vorhaben – und Richard Burton hat auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Viele Jahre später, in der heutigen Zeit, bekommt Michael Deane, mittlerweile ein abgehalfterter kosmetisch entstellter Filmproduzent, Besuch von Pasquale, der auf der Suche nach Dee Morray ist. So werden er und auch einige andere Personen mit der Vergangenheit konfrontiert. Im Laufe der Geschichte, die ständig zwischen verschiedenen Handlungszeiten und -orten hin und her springt, erfährt man mehr über die Geschichte aller Protagonisten, von der Schauspielerin Dee Morray mit den großen Träumen, über Alfred Bender, einen im Leben gescheiterten Anti-Kriegshelden, bis hin zu Michael Deane und Pasquale. Jeder einzelne von ihnen hat seine eigene, tragische Lebensgeschichte – natürlich auch das Kind von Dee Morray.

Meine Bewertung:

Schöne Ruinen“ ist kein Buch zum eben mal durchlesen – denn kaum ist man in der Geschichte von einer Person richtig drin, kommt das nächste Kapitel und man befindet sich wieder in der Vergangenheit oder an einem anderen Ort mit einer anderen Person. Mir persönlich waren das eindeutig zu viele Sprünge, als dann auch noch Buchmanuskripte und Filmideen einflossen, war ich schon fast geneigt, abzubrechen. Man möge mir verzeihen, dass ich das Filmmanuskript nur überflogen habe, es hat mich nicht wirklich interessiert. Letztendlich habe ich das Buch aber doch zu Ende gelesen, denn ich war schon gespannt, ob Pasquale Dee wieder findet und was aus beiden wird. Auch die Geschichten der anderen sind interessant – auch wenn mir eigentlich nur Pasquale richtig sympathisch war. Pasquale hat viele Träume, er versucht sogar, einen Tennisplatz für die amerikanischen Stars, die sicher irgendwann zu seiner Pension kommen werden, in die Felsen zu schlagen. Außerdem baut er einen Mini-Strand. Dass seine Träume zum Scheitern verurteilt sind, erfährt er schon bald, und trotzdem bewahrt er sein freundliches Gemüt. Er erkennt, dass er einen großen Fehler gemacht hat und macht diesen wieder gut, und wird damit glücklich. Ganz im Gegensatz zu manch anderer Person in dieser Geschichte. Michael Deane erkennt seine Fehler, entschuldigt sich dafür auch und versucht, noch Kapital aus der Sache zu schlagen – er ist in dieser Geschichte die eindeutig unsympathischste Figur.

Über die Stars von früher weiß ich eher wenig, ob Richard Burton tatsächlich Alkoholiker war, ist mir daher nicht bekannt. Aber ansonsten sind seine Geschichte und die von Elizabeth Taylor wohl gut verarbeitet in dem Roman – soweit ich das in Wikipedia nachvollziehen konnte. Im Nachhinein fragt man sich schon, wieviel davon tatsächlich Liebe und wieviel PR-Arbeit war um die Filme zu vermarkten. Auch die Geschichte der Entstehung des bis 2009 teuersten Film aller Zeiten, wird sehr gut dargestellt. Es handelt sich hierbei um „Cleopatra“ – ein Filmprojekt, das von Anfang Schwierigkeiten machte und 20th Century Fox zunächst herbe Verluste verursachte.

Der Buchtitel „Schöne Ruinen“ bezieht sich wohl weniger auf das verfallende Fischerdorf – wie ich anfangs vermutete – als mehr auf die Personen, die teilweise dem Ruhm geopfert wurden und kein besonders glückliches Leben führten.

Das Cover gefällt mir sehr gut. Das Bild auf dem Cover bringt man direkt mit der Cinque Terre in Verbindung, eine Steilküste mit bunten Häusern und dem Meer. Ich finde jedoch, dass es eine andere Geschichte verspricht. Ehrlich gesagt, hätte ich etwas mehr Liebesgeschichte hinter dem Cover und dem Klappentext vermutet.

Ich bin mehr als zwiegespalten, ob mir das Buch nun gefallen hat, oder nicht. Einerseits ja, denn die Geschichte ist stimmig erzählt, andererseits nein, weil mir die Sprache nicht wirklich gut gefällt, der Fluss durch die vielen Rückblenden gestört ist und mir die Personen nicht wirklich nahe gehen. Ich würde „Schöne Ruinen“ daher drei von fünf Sternen geben. Eines ist sicher: Es ist kein Buch, das ich ein zweites Mal lesen würde.

Deborah