Alexandra Fröhlich – Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

…oder: Ich heirate eine Familie – The next generation

Bevor der Monat wieder ohne Buchtipp im Sande verläuft, möchte ich euch heute ein nicht mehr ganz neues Buch vorstellen. Wobei es aber auch noch nicht alt ist – aber eben schon einen Nachfolger hat. Es geht um dieses Schätzchen hier:



Der Inhalt:

Paula Matthes, neuerdings erstaunlich erfolgreiche und vielbeschäftigte Anwältin und Mediatorin für Mitbürger aus östlichen Ländern, wagt den großen Schritt und heiratet Artjom Polyakow. Sie ahnt zwar, dass sie nicht nur den Mann, sondern seine ganze Familie gleich mit heiratet, aber von dem Chaos, das sie tatsächlich erwartet, hat sie keinen blassen Schimmer – ansonsten würde sie vermutlich schreiend davon laufen. Die angehenden Schwiegereltern Darya und Rostislav Polyakow haben so ihre ganz eigene Einstellung zu Familie, „Bissness“ und dem Zusammenleben im allgemeinen und besonderen. Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen mit diesem Termin in Paulas Kanzlei. Das Ehepaar Polyakow bittet sie um ihre Hilfe. Da jedoch Sprachschwierigkeiten bestehen, wird der Sohn als Übersetzer hinzugezogen. Als Paula ihn kennenlernt, ist es um sie geschehen. Was macht schon eine kleine Flunkerei hier und da aus, wenn man der Liebe seines Lebens begegnet. Paulas Eltern sind jedoch nicht so glücklich mit der Wahl ihrer Tochter…

Mein Senf dazu:

Eigentlich ist das jetzt schon das Fazit, aber das bringt es genau auf den Punkt: Ich hatte Spaß in Tüten! Allein schon von Cover, Titel und der Inhaltsbeschreibung her war ich mir sicher, dass das ein Buch für mich ist. Und tatsächlich: Ich lag zu 100% richtig. 

Alexandra Fröhlich hat ein so urkomisches, unterhaltsames Buch über diesen Crash zweier Kulturen (kühle Nordlichter versus trinkfeste Mitbürger aus Russland) geschrieben, dass man am liebsten sofort in eine solche Familie einheiraten möchte. Bei den Polyakows wird es nie langweilig – irgendeine Katastrophe gibt es immer. Aber das ist eigentlich egal, denn die Familie hält zusammen, wie Pech und Schwefel und ohne Kompromisse.

Paula hat zunächst durchaus ihre Schwierigkeiten, mit den Eigenarten ihrer neuen Verwandten klar zu kommen, doch später arrangiert sie sich damit und zuckt höchstens mal noch mit der Schulter. Als die Schwiegereltern in spe – und die gesammelte Hundemannschaft bestehend aus einem Rassehund von Paulas Eltern und vier Promenadenmischungen von Darya – zum ersten Mal aufeinander treffen, geht es rund – und ich habe mich fast gekringelt vor Lachen. Es hat mich wirklich erstaunt, dass Paulas Vater nicht sein Jagdgewehr zückte und die Polyakows inklusive Vierbeiner vom Hof oder besser vom Rasen jagte. Stattdessen war Paulas Mutter sogar entzückt war von den neuen Verwandten. Kein Wunder: Endlich Leben in der Bude!

Die Hochzeitsfeierlichkeiten der beiden Verliebten werden zu einem echten Erlebnis der besonderen Art, genau wie die Hochzeitsreise…aber dazu möchte ich euch nicht mehr verraten, denn ich würde euch mit Sicherheit den Spaß nehmen. Und das wäre extrem schade.

Ich liebe solche Geschichten. Das ist Völkerverständigung der anderen Art. All die kleinen (und größeren) Vorurteile werden beschrieben, aber stets ohne Fingerzeig. Ja, die Familie Polyakow ist laut, schrill, auffällig … eben einfach anders – und das ist auch gut so. Denn in ihrer aufdringlichen, nicht zu bremsenden Art sind sie absolut liebenswerte und zuverlässige Menschen, für die die Familie über alles geht. Sogar das heimliche Familienoberhaupt – selbstredend Darya, nicht Rostislav – kann zeitweise ein furchteinflößender Drache oder gar eine Naturgewalt sein, hat aber eindeutig ein Herz aus Gold. Da ist es doch wohl selbstverständlich, dass ein ehemaliges vierbeiniges Familienmitglied nicht in der Tierverwertung landet, sondern in einer Nacht- und Nebelaktion auf einem bekannten Friedhof beerdigt wird. Unglaublich, dass sich die Polizei in diesem Fall einmischt und das verhindern möchte…

Wenn ihr eine lustige, kurzweilige Lektüre sucht und diese Art von Geschichten mögt, seid ihr hier eindeutig auf der richtigen Seite. Ich wünsche euch viel Spaß mit Paula, Artjom, Darya, Rostislav, Deduschka, Vater und Mutter Matthes und all den anderen liebgewonnenen Helden dieser Geschichte.

Viele Grüße
Deborah