Zeit für einen historischen Roman, der in Frankreich Ende des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts spielt. Endlich konnte ich „Gefährliche Liebe einer Hofnärrin“ lesen (nachdem ich zuvor Schwierigkeiten mit meinem Reader hatte…)
Zum Inhalt:
Mathurine ist die Hofnärrin von König Heinrich III. Der König kann ihr vertrauen, denn Mathurine ist ihm treu ergeben – aber verschont ihn nicht. Sie hält ihm gnadenlos den Spiegel vors Gesicht und zeigt ihm die eigenen Unzulänglichkeiten. Als es dem König einmal zu bunt wird, lässt er sie mit dem jungen, adligen Nicolas D’Amerval de Picardie in eine Wäschekammer sperren. Sie werden vom Hofstaat vergessen und vertreiben sich drei Tage und Nächte die Zeit, bis dem König auffällt, dass seine Närrin nicht auffindbar ist. Das Ergebnis dieser Zeit lässt sich für Mathurine nur unter größten Schwierigkeiten verbergen. Sie ist schwanger. Mit Hilfe ihrer Familie und der Hebamme Hélène gelingt es ihr, ihre kleine Tochter Nicoline bei einem adligen Paar unterzubringen. Jahre später soll ihr Kind mit Nicolas verheiratet werden. Mathurine setzt alles daran, diese Heirat zwischen Vater und Tochter zu verhindern.
Meine Bewertung:
Ich habe lange keine historischen Romane mehr gelesen, mit Ausnahme der Reihen von Andrea Schacht. Umso interessanter war es, eine Geschichte zu lesen, die in Frankreich spielte, zu einer Zeit in der Kriege und Hunger das tägliche Leben bestimmten. Keine leichte Zeit.
Zunächst ist mir das Cover des ebooks ins Auge gestochen. Es wirkt sehr modern, die Farben sind toll. Und dann ist da diese völlig überschminkte Frau. Das Bild gefällt mir extrem gut – es hebt sich sehr von den üblichen Covern historischer Romane ab (die ich ehrlich gesagt auch bald nicht mehr sehen kann weil sie schlicht und ergreifend langweilig sind), auf denen ein Gemälde von einer Frau zu sehen ist.
Ich hatte vorher noch nie von Mathurine gehört und mir war nicht bekannt, dass es auch Hofnärrinnen gab. Umso überraschter war ich, von dieser mutigen, unerschrockenen Frau zu lesen, die den Königen (sie diente wohl insgesamt drei Königen: Heinrich III., Heinrich IV. und Ludwig VIII.) zur Seite stand und nicht nur der Belustigung diente – sie war viel mehr eine respektierte und geschätzte Beraterin, auf die die Könige nicht verzichten wollten. Nur sie konnte den König ungestraft auf seine Fehler aufmerksam machen und durfte ihn sogar duzen. Interessante Informationen zu den Hofnarren im Allgemeinen und zu Mathurine liefert Angeline Bauer am Ende des Buches gleich mit. Sehr schön fand ich auch, dass sich Frau Bauer die Freiheit genommen hat, ihrer Mathurine bekannte Zitate von Persönlichkeiten aus den verschiedensten Zeiten (unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe, Ernest Hemingway, Peter Ustinov, Albert Einstein und Dieter Hildebrandt) in den Mund zu legen. Auch die ganze Zitatensammlung findet sich am Schluss – also unbedingt weiterlesen!
Nach nur wenigen Seiten hat mich die Geschichte über diese starke Frau schon gefesselt. Es war sehr spannend zu lesen, wie gut Mathurine ihren ersten König, Heinrich III. im Griff hatte, wenn er sich selbst überhaupt nicht mehr kontrollieren konnte. Angeblich litt er unter den Folgen einer vererbten Syphilis und hatte offensichtlich eine Art von Geisteskrankheit. Mehr als einmal rettet ihn Mathurine aus misslichen Lagen, denn sie hat eine gute Auffassungsgabe und ihre Umwelt immer im Blick. Gleichzeitig schafft sie es, ihre Familie, bestehend aus ihrer Tante und ihrem Onkel und einem Neffen, gut zu versorgen. Mathurine wird von ihrer Familie und von Freunden sehr geschätzt, so ist es nicht verwunderlich, dass sie ihr helfen, als sie selbst in einer Notsituation ist. Als Mathurine von Nicolas schwanger wird, ist klar, dass sie das Kind nicht behalten kann. Sie liebt Nicolas, doch sie weiß, dass ihre Liebe keine Chance hat. Denn er als Adliger kann sie als Närrin, die sich für ihren König hässlich macht, niemals zur Frau nehmen. Es ist ihr daher ein großes Anliegen, ihrer kleinen Nicoline ein gutes Heim zu finden. Dank der Hilfe von Hélène gelingt dies, als ein adliges Paar kurz nach Nicolines Geburt ebenfalls ein Kind bekommt, das jedoch keine Überlebenschance hat. Die Kinder werden kurzerhand vertauscht – wovon das Ehepaar natürlich nichts ahnen darf. Ein höchst gefährliches Unternehmen in Zeiten von Barrikaden und bürgerkriegsähnlichem Zustand.
Das Buch beginnt etwa 20 Jahre nach Nicolines Geburt, als Hélène Mathurine darüber informiert, dass ihre Tochter mit Nicolas verheiratet werden soll. In einer Rückblende erfährt man dann, was in den Jahren zuvor geschah. Einmal angefangen, wollte ich eigentlich nicht mehr aufhören zu lesen. Ich war unheimlich neugierig darauf, ob und wie Mathurine es schafft, diese Heirat zu verhindern. Selbstverständlich hat Mathurine einen phantastischen, riskanten Plan, der sie auch den Kopf kosten könnte…
Mein Fazit: Dafür, dass über Mathurines tatsächliches Privatleben so wenig bekannt ist, hat die Autorin eine tolle, glaubwürdige Geschichte rund um die sympathische Hofnärrin gesponnen. Ich persönlich bin begeistert davon und auch vom Schreibstil. Einen klitzekleinen Abzug gibt es von mir lediglich für die Sprünge in den Kapiteln, die manchmal etwas plötzlich kommen. Von mir gäbe es, wenn ich denn Sterne verteilen würde, 4,5 Sterne und eine dicke Lese-Empfehlung!
Die Autorin Angeline Bauer hat viele weitere Bücher, auch unter dem Pseudonym Friederike Costa, veröffentlicht.
Ich bedanke mich herzlich beim Klarant Verlag für das Leseexemplar!
Deborah
ISBN: 9783943838800
ca. 250 Seiten