Heute erwartet euch mal wieder eine etwas längere Buchbeschreibung – einfach weil mir die Geschichte so gut gefallen hat.
Das Cover, welches sich sehr gut neben einem anderen Buch aus meiner Favoritenliste macht, hat mich direkt angesprochen. Bild, Farben, Struktur des Einbands – für mich perfekt. Als ich dann noch den Klappentext gelesen hatte, war es um mich geschehen. „Die Rosenfrauen“ ist genau für mich, ich musste es einfach lesen, da ging kein Weg dran vorbei.
Worum es geht:
Elena Rossini stammt aus einer Familie, mit einer mehr hundertjährigen Tradition: Die Frauen der Familie waren stets erfolgreiche Parfümeurinnen. Eine von ihnen hat in der Vergangenheit großen Wohlstand in die Familie gebracht, Elenas Vorfahrin Beatrice hat in ihrer Zeit das perfekte Parfüm kreiert.
Elena ist eine „Nase“ und hat die Gabe, jede einzelne Duftnote erkennen zu können, und mit ihr den Charakter und die Gefühle der Menschen, die die Düfte tragen. Ihre Großmutter Lucia hatte einst große Hoffnung in sie, sie sollte das Erbe der Rossinis übernehmen und selbst Parfümeurin werden. Zu ihrer großen Enttäuschung verdrängt Elena ihr Talent und geht einen komplett anderen Weg. Als sie jedoch ihren Verlobten Matteo mit einer anderen Frau in flagranti erwischt, bricht ihr bisheriger Lebensplan zusammen, denn sie verliert neben dem Mann auch ihre Arbeit.
In diesem Moment und wieder im Haus ihrer Vorfahren in Florenz, beginnt die Welt der Düfte, sie wieder in ihren Bann zu ziehen. Das bedeutet jedoch, dass sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss. Elena benötigt dringend einen Neuanfang. Da kommt das Angebot ihrer Freundin Monique zum besten Zeitpunkt: Sie bietet ihr eine Wohnung im Marais in Paris an und empfiehlt sie für eine Stelle bei ihrem früheren Partner Jacques Montier und seiner Parfümerie Narcissus.
Elena nimmt das Angebot an und zieht nach Paris. Dort lässt sie auch nach und nach ihre Schutzschilde fallen und lässt ihre Gefühle zu. Wie ihre Vorfahrinnen begibt sie sich auf die Suche nach dem perfekten Parfüm von Beatrice. Ganz nebenbei lernt sie in Paris wunderbare Menschen und einen ganz besonderen Mann kennen…
Meine Bewertung:
Ich bin richtig glücklich, dieses Buch gelesen zu haben. Mein Gefühl in Bezug darauf hatte mich nicht getäuscht. Ich weiß, ich bin eine hoffnungslose Romantikerin. Insofern war es für mich einfach ein Traum. Manch anderer würde die eine oder andere Beschreibung vielleicht als kitschig empfinden, ich hingegen sehe es als reine Poesie.
„Ein Parfüm ist wie eine Geschichte, eine Art der Kommunikation, nur sensibler und essenzieller.“ (Zitat Seite 251)
Cristina Caboni beschreibt mit soviel Gefühl und Sinn für das Schöne all die Gerüche und Gefühle, die Elena tagtäglich erlebt. Man merkt, dass sie sich intensiv mit der Materie beschäftigt hat. Außerdem hat sie als Imkerin auch einen Bezug zu Blüten und Düften.
„Ich sollte den Duft im Kopf suchen, aber mit dem Herzen finden. Das Parfüm sei der Weg zu einem tieferen Bewusstsein, der Pfad zur Seele.“ (Zitat Seite 247)
Die Romanfigur Elena Rossini ist eine schöne, sympathische Frau, die dank ihrer Kindheitserinnerungen stets an sich selbst zweifelt. Sie hat ihrer Mutter Susanna nie verziehen, dass diese sie bei ihrer Großmutter Lucia ließ, weil ihr Mann Maurice das Kind eines anderen nicht bei sich haben wollte und ihr das auch offen zeigte. Lucia liebte Elena offensichtlich, zeigte ihrer Enkelin aber ihre Gefühle nie offen.
Daraus resultiert, dass Elena an ihrer eigenen Liebenswürdigkeit zweifelt, obwohl sie die Menschen um sich herum reihenweise bezaubert. Elena fällt tief, auch in Paris, aber sie hat ein Netz aus Freunden und lieben Menschen, das sie weich auffängt. So schafft sie es, trotz aller Enttäuschungen und unerwarteter Überraschungen in ihrem Leben, immer wieder auf die Beine zu kommen.
Es scheint Schicksal zu sein, dass sie ausgerechnet auf einen Rosenzüchter trifft, der ebenfalls tiefe Narben vom Leben trägt und wie Elena Düfte liebt – die Düfte seiner selbst gezüchteten Rosen. Und Elena wird von Cails Duft auf Anhieb angezogen:
„Sie riechen nach Regen und Kälte, aber auch nach Sonne. Nach wohlüberlegten Worten, nach langem Schweigen und tiefgründigen Gedanken. Nach Erde und Rosen…Außerdem tragen Sie etwas im Herzen, das Sie traurig macht.“ (Zitat von Seite 101)
Die zart auf blühende Knospe der Beziehung der beiden bekommt einen empfindlichen Dämpfer, als Elena auf unerwartete Weise von der Vergangenheit eingeholt wird. Dennoch bleibt Cail ein sehr guter Freund mit der Hoffnung auf mehr. Die Anziehung ist beiderseitig, doch zunächst halten beide aus gutem Grund Abstand. Cail und Monique helfen Elena jedoch, ihren Träumen näher zu kommen…
Ich könnte euch noch eine Menge Zitate aus dem Buch nennen, aber am besten lest ihr es einfach selbst. Aber eines hat mir noch besonders gut gefallen. Ich musste bei diesen Worten direkt an Joffrey de Peyrac denken. Wem geht es noch so?
„Als Kind war ich unsterblich in einen Romanhelden verliebt, einen groß gewachsenen Grafen mit finsterem Gesicht. Er hatte eine lange Narbe auf der Wange, die ihn aber nicht entstellte, sondern interessant machte.“ (Zitat von Seite 262)
Mir gefielen die Rückblenden in Elenas Kindheit. Dadurch wird ihr Zwiespalt sehr gut verständlich. Es ist klar, warum sie sich so lange gegen ihre Gabe sträubt. Und es ist schön zu lesen, wie sie sich mit der Zeit öffnet und verändert – wie eine Rose.
In „Die Rosenfrauen“ wird auch an große Werke wie Patrick Süskinds „Das Parfum“ und Victor Hugos „Glöckner von Notre Dame“ erinnert. Beide tragen zu der Handlung bei.
Mein Fazit:
Alles in allem ist „Die Rosenfrauen“ für mich das romantischste Buch seit langem. Es ist wunderschön und poetisch, ein Rausch der Sinne. Cristina Caboni beschreibt so gut, dass man sich die Gerüche tatsächlich vorstellen kann. Und das Ganze spielt auch noch an traumhaften Orten: Florenz, Paris, Grasse und die Provence… Einfach perfekt für den Sommer! Auch wenn die Handlung sich durchaus auch teilweise im Winter befindet.
Bisher haben mich Macarons noch nie so richtig interessiert, aber nach der Beschreibung in dem Buch muss ich diese kleinen Kostbarkeiten doch das nächste Mal probieren, wenn und falls ich mal wieder nach Paris komme. Und dann werde ich bestimmt an Elena denken.
Ich wünsche euch viel Freude und auch Spannung beim Lesen – immerhin wird ja auch ein Jahrhunderte altes Rätsel gelöst… Am Ende des Buches findet ihr übrigens ein ausführliches Lexikon der Düfte, das sehr lesenswert ist. Vielleicht findet ihr auf diese Weise heraus, welches Parfüm besonders gut zu euch passt?
Eine Leseprobe und weitere Informationen zum Buch und der Autorin findet ihr auf der Seite von blanvalet.
Herzlichen Dank an blanvalet für das Leseexemplar!
Deborah