Ich durfte mal wieder an einer Leserunde bei lovelybooks teilnehmen. „Liebe kann man nicht googeln“ war dann doch anders als erwartet…
Zum Inhalt:
Lena ist seit kurzem Single. Mit ihren 33 Jahren hat sie sich nach langjähriger Beziehung von Langweiler Karsten getrennt. Gleichzeitig beschließt sie, ganz neue Wege zu gehen und fängt an zu bloggen – schonungs- und hemmungslos berichtet sie ihr ganzes Leben der Webgemeinde. Eine ihrer Freundinnen, Caro, heiratet demnächst. Deshalb gibt es einen Junggesellinnenabschied auf Sylt. Es geht heiß zur Sache, der Alkohol fließt natürlich in Strömen. Lena lernt den Hamburger Björn kennen und kann ihn auch nach der denkwürdigen Veranstaltung nicht vergessen. Sie bloggt und googelt auf Teufel komm raus – was auch mit Sicherheit ein Grund dafür ist, dass sie ihren Job bei „Grace“, dem Frauenmagazin verliert. Lena lässt sich dadurch nicht beirren, denn nun hat sie wenigstens Zeit, ihren Traummann zu suchen. Umso besser, dass er sogar nach München zieht – so kann sie sich von ihrer Schokoladenseite zeigen. Was in Lenas Fall bedeutet, dass sie ihm die eine oder andere Halb- oder Unwahrheit präsentiert, was zu der einen oder anderen misslichen Lage führt. Ob sie es doch noch schafft, Björn davon zu überzeugen, dass sie seine Traumfrau ist?
Meine Bewertung:
Die Leseprobe hatte mich neugierig gemacht auf Lena und ihre Bloggerei. Außerdem ist das Cover natürlich toll – und das ist für mich zugegebenermaßen auch ein Anreiz, ein Buch zu lesen.
Was ich erwartet habe? Ein sehr lustiges Buch mit einer halbwegs schusseligen, sympathischen Heldin. Mein Problem dabei: Ich mochte Lena nicht, nach einiger Zeit ging sie mir sogar mächtig auf die Nerven. Sie erschien mir so dermaßen kindisch, faul, Ich-bezogen und dämlich, dass es mir wirklich schwer fiel, weiter zu lesen. Sie kam mir wie eine richtige Dumpfbacke vor. Aber: Ich habe das Buch zu Ende gelesen – und am Schluss konnte ich Lena dann doch noch gut leiden. Nicht, dass ich sie als beste Freundin haben wollte, aber ich wollte ihr zumindest keinen Tritt in den Hintern mehr geben… 🙂
Würde ich Punkte, Sterne oder was auch immer vergeben, läge meine Bewertung irgendwo zwischen drei und vier Sternen. Weil mir der Schreibstil so gut gefiel und die Idee an sich lustig ist, bekommt das Buch dennoch eine gute Bewertung von mir. Dass ich mit Lena nicht klar kam, heißt ja noch lange nicht, dass ihr das auch nicht könnt. Ich habe euch ja jetzt schon verraten, dass sie sich letztendlich doch mausert und ihre gute Seite zeigt.
„Liebe kann man nicht googeln“ ist einfach total überzogen und schräg. Julia K. Stein greift eine Menge Klischees auf und Dinge, die einem im Internet wirklich begegnen. Sei es die gruselige Werbung mit dem einfachen Trick, wie man in 2 Wochen 12 kg Bauchfett los wird (oder so ähnlich), bis hin zu Leuten, die einen astreinen Seelenstriptease im Internet hinlegen und wirklich alles erzählen – bis hin zu Verdauungsschwierigkeiten und Sexerlebnissen. Menschen, die gar nicht begreifen, dass ihr ganzes Leben von Fremden nachvollzogen werden kann, bis ins kleinste Detail. Dumm, wenn man gerade auf Arbeitssuche ist – nur mal so als Beispiel.
Auch Lena ist eine solche naive Seelenstripperin: Sie denkt, keiner, der sie kennt, findet ihren Blog. So schreibt sie stundenlang daran und postet alles, wirklich alles, was in ihrem Leben passiert. Bei manchen Erlebnissen möchte man sich an den Kopf packen, bei anderen den Kopf schütteln und bei ganz anderen lachen. Wenn man das Buch als (teilweise bitterböse) Satire oder Comedy wahrnimmt, kann man viel Spaß damit haben.
Wenn ihr also auf der Suche nach einem lustigen, satirischen Buch seid, seid ihr bei Julia K. Stein sicher richtig. Seid gewarnt: Wenn ihr über 30 oder sogar 40 seid, werdet ihr Lenas Verhalten wirklich extrem kindisch empfinden. Darüber solltet ihr großzügig hinwegsehen: Gebt Lena eine Chance, euch zu überzeugen und zum Lachen zu bringen – denn tief in ihr drin ist sie einfach nur ein Mädchen, das auf den Prinzen auf dem weißen Pferd hofft…oder so ähnlich.
Mein herzliches Dankeschön geht an Julia K. Stein für die tolle Leserunde und das Rezensionsexemplar. Es hat wirklich Spaß gemacht und ich finde es schön, dass die Autorin auch für Kritik offen ist. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Bücher von ihr.
Viel Spaß beim Lesen!
Deborah