Lynn Messina – Mord in bester Gesellschaft


Könnt ihr euch vorstellen, einen Krimi, der in der Regency-Zeit spielt, zu lesen? Dann habe ich heute einen tollen Tipp für euch. Ihr solltet euch unbedingt einmal „Mord in bester Gesellschaft“ von Lynn Messina anschauen. Es ist der Auftakt einer Krimi-Reihe um Beatrice Hyde-Clare.


Darum geht es:


Miss Beatrice Hyde-Clare ist eine unverheiratete Dame von 26 Jahren, die bei ihrer Tante und ihrem Onkel aufwuchs und noch immer dort lebt, seitdem ihre Eltern ums Leben kamen. Es ist nicht vorgesehen und wird auch nicht erwartet, dass Beatrice eine gute Partie macht. So kümmert sie sich um ihre Cousine Flora und ihren Cousin Russell. Mit den beiden und ihrer Tante Vera verbringt sie eine Woche auf dem Landsitz Lakeview der Familie Skeffington. Es sind noch weitere Freunde geladen, unter anderem auch Damian Matlock, der Duke of Kesgrave, der Beatrices Nerven ziemlich strapaziert mit seiner ständigen Pedanterie.


Durch einen unglücklichen Zufall und eine schlaflose Nacht, treffen Beatrice und der Duke unter völlig unerwarteten Umständen nachts in der Bibliothek des Hauses aufeinander (was an sich schon kompromittierend genug wäre) und finden gemeinsam eine Leiche. Mr. Otley hatte eine für ihn tödliche Begegnung mit einem Kerzenständer. Als der Duke of Kesgrave am nächsten Tag mit Hilfe eines Constables zu dem Schluss kommt, dass es sich um Selbstmord handelt, beschließt Beatrice, auf eigene Faust den Mörder zu finden. Damit kommt sie dem Ansinnen des Dukes jedoch ganz entschieden ins Gehege. Aber dieses Mal will Beatrice nicht klein bei geben.

Klappentext zum Buch mit Deko


Meine Eindrücke zum Krimi von Lynn Messina:


Um ehrlich zu sein, habe ich bis jetzt noch nicht viele Jane Austen Romane gelesen, fand diese aber sehr schön – auch wenn die damaligen gesellschaftlichen Zwänge und Verhaltensweisen für mich heute fast nicht nachvollziehbar sind. Zum Glück hat sich da ja zwischenzeitlich doch einiges getan.


Dank einer Führung, die ich kürzlich auf Schloss Drachenburg genießen durfte, habe ich vieles in der Erzählung von Lynn Messina wieder erkannt. Während der Führung erklärte uns eine freundliche englische Dame dort sehr viel über das Verhältnis von Dienstboten und Herrschaften und das damalige Leben in einem Herrenhaus. Alles andere als ein Zuckerschlecken, insbesondere natürlich für die Hausangestellten.


Das ganze Setting auf Lakeview erinnert auf jeden Fall stark an die Schilderungen in den Jane Austen Romanen. Das Verhältnis zwischen Beatrice und dem Duke hat doch gewisse Ähnlichkeiten mit dem von Elizabeth Bennett und Mr. Fitzwilliam Darcy. Es geht zunächst ganz schön bissig zu, gibt jede Menge Missverständnisse. Aber irgendwann bekommen beide auch die Erkenntnis, dass man sich dann doch nicht gegenseitig so abgeneigt ist, wie man zunächst dachte. Da dieser Punkt die eigentliche Geschichte trägt, möchte ich darauf gerne genauer eingehen.

Lynn Messina "Mord in bester Gesellschaft" auf Mauer mit Deko


Das Verhältnis der beiden Protagonisten zueinander:


Ich habe mich gleich zu Anfang sehr darüber amüsiert, wie Beatrice davon träumt, den Duke mit dem servierten Essen zu bewerfen, damit er endlich still ist und aufhört, den Gastgeber zu korrigieren. Sie findet den attraktiven Duke zutiefst unsympathisch und unhöflich. Im Lauf der gezwungenermaßen mehr oder weniger gemeinsamen Ermittlungen ändert sich der Eindruck zwar so langsam, aber die Dialoge während ihrer konspirativen und extrem geheimen Treffen gleichen häufig einem Schlagabtausch und haben mich zum Schmunzeln gebracht.


Im Laufe dieser Gespräche findet Beatrice immer mehr die Anerkennung und das Vertrauen des Dukes. Er erkennt neben Beatrices Kratzbürstigkeit auch ihren scharfen Verstand. Und er schätzt ihren Humor. Beatrice hingegen entdeckt die durchaus sympathischen und menschlichen Seiten des Dukes. Doch aus Standesgründen kann aus den beiden natürlich kein Paar werden – aber wer weiß, was weitere Abenteuer der beiden noch ergeben werden? Ein bisschen knistert es ja schon, wenn auch very british, sehr zurückhaltend.


Für mich war es wieder einmal spannend zu lesen, wie die englische Gesellschaft damals funktionierte, und wie wenig Frauen zu sagen oder zu tun hatten, mit wem sie reden durften, und mit wem nicht. Beatrice springt mit ihren Ermittlungen quasi mit Anlauf von einem Fettnapf zum nächsten. Dabei ist ihr Anliegen doch höchst ehrenwert, möchte sie doch Mrs. und Miss Otley davor bewahren, ihr Vermögen zu verlieren. Aufgrund der angeblichen Selbsttötung von Mr. Otley wäre das unweigerlich der Fall. Ihre Tante Vera steht jedenfalls das eine oder andere Mal kurz vor einem Herzinfarkt aufgrund von Beatrices Vorgehen.

Das Buch mit Deko bei der Mauer


Der Krimi an sich:


…nimmt für mich eine sehr überraschende Wendung und bescherte mir wieder einmal ein Ende und eine Lösung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Raffiniert! Und spannend und unterhaltsam geschrieben von Lynn Messina. Nachdem ich mich erst einmal in er Handlung eingefunden hatte (zugegebenermaßen dauerte dies ein wenig, weil ich wieder einmal Probleme mit den vielen Namen und Personen hatte), verfolgte ich mit Spannung die Recherchen und Schlussfolgerungen der beiden Ermittelnden. Zuletzt wollte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, weil ich so neugierig war, was tatsächlich passiert ist. Es gibt schließlich jede Menge Verdächtiger, die genug Grund hatten, Mr. Otley zu meucheln.

Lynn Messina "Mord in bester Gesellschaft" mit Deko


Meine Bewertung zum Buch von Lynn Messina:


Nachdem ich meine Schwierigkeiten mit den vielen Personen und der gewöhnungsbedürftigen damaligen Art zu reden und zu handeln überwunden hatte, hat mich „Mord in bester Gesellschaft“ richtig gepackt. Ich habe jede Minute mit Beatrice gebangt und gehadert, dass sie während ihrer Ermittlungen oder noch schlimmer während ihrer Treffen mit dem Duke erwischt wird.


Die Entwicklung von Beatrice von der quasi nicht anwesenden, stummen und schüchternen armen Verwandten zur mutigen Detektivin fand ich großartig. Beatrice ist einfach klasse und ich wünschte ihr so sehr, dass sie ihr Schicksal in die eigene Hand nimmt. Am Schluss habe ich sie definitiv gefeiert. Eine tolle Frau! Und der Duke? Nun ja, dass der gar nicht so übel ist, dachte ich mir ja schon, aber dennoch hat er mich zuletzt noch richtig zum Staunen gebracht.


Schon jetzt bin ich wahnsinnig gespannt auf das zweite Abenteuer „Der fliegende Dandy – Beatrice Hyde-Clare hat einen Verdacht“, das bereits erhältlich ist. Ich denke mal, ich weiß schon, was ich mir demnächst wünschen werde. 😉

Lynn Messinas Buch mit Tasse vor Mauer


Mein Fazit:


Ganz eindeutig: Ein Volltreffer, wenn ihr Lust habt, einen englischen Regency-Zeit-Krimi lesen möchtet, der charmant, witzig und ein bisschen romantisch ist, kann ich euch „Mord in bester Gesellschaft“ von Lynn Messina nur ans Herz legen.


Wie ich es von Thiele Büchern gewohnt bin, hat das Hardcover-Buch einen wunderschön gestalteten Schutzumschlag und ein Lesebändchen. Also auch rein äußerlich ein tolles Geschenk oder ein Buch, mit dem man sich selbst gerne beschenkt.


Schaut es euch doch einfach mal an bei eurem nächsten Besuch bei der Buchhandlung eures Vertrauens.


Ich wünsche euch spannende Unterhaltung!


Deborah


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Vielen lieben Dank an den Thiele Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zum Buch findet ihr auf der Internetseite des Verlages.