Nicolas Barreau – Das Café der kleinen Wunder

Lang, lang ist es her, dass es von mir eine Rezension gab, aber für die neue Wohlfühllektüre von Nicolas Barreau mache ich gerne eine Ausnahme. Meine Schreibflaute hat mich noch immer voll im Griff. Aber ich habe jetzt ja ein neues Projekt, das mir vielleicht mal wieder etwas Auftrieb gibt. Ein Neubeginn auf WordPress. Ich bin hier noch Anfänger und es kann noch etwas dauern, bis alles so aussieht, wie es soll. Aber ich würde mich freuen, wenn ihr mir auch hier folgt. Aktuell läuft alles noch etwas zweigleisig, bis der Umzug komplett ist.

Nun aber zum eigentlich Wichtigen. Es geht hier schließlich um ein neues Buch von Nicolas Barreau oder besser die neue Taschenbuchausgabe aus dem Piper Verlag.

Darum geht es:

Nelly ist eine ruhige, zurückhaltende Studentin und in ihren Prof verliebt. Sie wartet auf ein Zeichen, um ihm ihre Liebe zu gestehen. Außerdem hat sie große Flugangst oder überhaupt Angst vorm Leben, weswegen sie zu lange wartet, sich zu offenbaren. Zwischenzeitlich verliebt sich Professor Beauchamps in eine Kollegin aus Bologna und folgt ihr an die dortige Universität. Nelly ist natürlich unglücklich und am Boden zerstört. Als sie während einer Aufräum- und Reinigungsaktion zu Hause durch Zufall ein Buch ihrer Großmutter mit einer rätselhaften Widmung entdeckt, wird sie neugierig. Die gleichen Worte sind in einem Ring eingraviert, den sie einst von ihrer Oma geschenkt bekam: Amor vincit omnia – Die Liebe besiegt alles.

Nelly sieht das Ganze als Zeichen. Sie beschließt, für vier Wochen nach Venedig zu reisen und sich endlich die teure, rote Tasche zu leisten, die sie schon so lange im Schaufenster bewundert. Kaum in Venedig angekommen stolpert sie durch Zufall in den jungen Restaurator Valentino Briatore und verliert ihre teure Tasche. Der Aufenthalt scheint alles andere, als unter einem Glücksstern zu stehen. Ob sie dennoch den siebten Himmel finden wird und auch den Mann entdeckt, mit dem sie gemeinsam fliegen wird?

Meine Meinung:

Ich hatte nichts anderes erwartet: Wie immer ein wunderbares Buch, das mir einige schöne Lesestunden geschenkt hat und mich nach Paris und Venedig träumen ließ. Beide Städte habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Das Außergewöhnliche ist, dass sie einmal jenseits der Haupttouristenzeiten beschrieben sind, nämlich im Winter, bei Kälte und Regen. Also nicht von ihrer Schokoladenseite – und doch stelle ich mir beide reizvoll vor: leerer und – zumindest im Fall von Venedig – mit etwas mehr morbidem Charme.

Nelly ist ein bezaubernder, trotz ihres jungen Alters etwas verschrobener Charakter, den ich sehr liebenswert finde. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor, zumindest, was ihre ganzen Ängste betrifft. Die Szenen mit ihrer Großmutter ließen mich an meine eigene Oma denken. Manches, was sie sagt, habe ich selbst fast wortwörtlich in meiner Jugend gehört. Wie zum Beispiel das:

„Kind, du darfst dir nicht immer alles so zu Herzen nehmen. Sonst wirst du es einmal schwer haben im Leben.“ (Zitat Seite 26).

In einem Punkt beneide ich sie aber und wünschte, ich würde es genauso hin bekommen:

„Immer wenn es Nelly schlecht ging oder sie sich vom Leben überfordert fühlte, fing sie an, ihre Wohnung aufzuräumen. Wenn man in der Lage war, im Kleinen Ordnung zu schaffen und allen Dingen den Platz zu geben, an den sie gehörten, würde sich im Großen alles sortieren, fand sie. Niemals durfte man zulassen, dass die Dinge anfingen, einen zu beherrschen, denn dann würde man irgendwann den Überblick verlieren und untergehen.“ (Zitat Seite 113)

Nellys Großmutter Claire wünschte sich jedoch für ihre Enkelin, dass sie die Dinge etwas gelassener sieht und der Liebe eine Chance gibt. Doch Nellys Verlustängste erschweren ihr das. Zu gut, dass sie jemandem begegnet, der in dieser Hinsicht genau das Gegenteil ist und nur eine Angst kennt: Dass er Nellys Herz in der kurzen Zeit, in der sie in Venedig ist, nicht komplett erobern kann.

Nicolas Barreau ist es wieder einmal gelungen, ein rundum charmantes Buch abzuliefern, das ich nur ungern aus der Hand gelegt habe. Ich gebe zu, ich liebe an diesem Buch, dass es eigentlich nur um wundervoll fehlerhafte Menschen geht, die allesamt sympathisch sind. Sei es nun die Heldin Nelly, ihre Cousine Jeanne, der etwas verpeilte Professor Beauchamps, der Straßenmusiker Sean oder der junge Venezianer Valentino. Und natürlich auch alle anderen drumherum. Das macht „Das Café der kleinen Wunder“ zu einem richtigen Wohlfühlbuch. Die Welt kann doch gar nicht so schlecht sein, wenn es so viele nette Menschen gibt.

Mein Fazit:

Von mir gibt es auch für das neue Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Besonders, wenn ihr gerade ganz viel Optimismus und vielleicht auch ein kleines Wunder benötigt. Manchmal können schöne Zeilen in einem Buch schon ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

„…Und wie das so ist mit den magischen Momenten – sie entstehen immer dann, wenn aus etwas Unmöglichem etwas Mögliches wird. Das nennt man dann ein Wunder…“ (Zitat S. 354)

Ich bedanke mich herzlich beim Piper Verlag und bei Pure Online für die Zusendung des Rezensionsexemplars. Euch wünsche ich einen schönen Restsonntag.

Deborah