Patrick Hinz – Herr S. bekommt Besuch

Manchmal bedarf es eines besonderen Tipps, um mich neugierig zu machen. Und das ist dotbooks eindeutig gelungen. Die Begeisterung des dotbooks-Teams war ansteckend und so beschloss ich, mal wieder ein eBook zu lesen. Was ich eigentlich sehr ungerne tue, da es mir im Moment nur auf dem Smartphone möglich ist. Aber die Mühe hat sich mehr als gelohnt. Und somit beschließe ich das Lesejahr 2016 mit diesem Highlight aus dem dotbooks Verlag.

Und darum geht es:

Herr S. ist arrogant, selbstsüchtig und schlicht und ergreifend bindungsunfähig. So kommt es, dass er auch die aktuelle Frau an seiner Seite, die seiner eigenen Meinung nach nahezu perfekt ist, von sich stößt als sie ihm ihre Liebe gesteht. Er bleibt lieber bei seinen unverbindlichen Affären und zeigt sich herz- und gefühllos. Und außerdem hasst er Besuch.

Doch das Leben schlägt ihm ein Schnippchen: Nicht nur, dass plötzlich sein völlig abgebrannter Cousin Pascal bei ihm auf der Matte steht und seinen geliebten Rückzugsort in eine nach Räucherstäbchen stinkende Esoterik-Höhle verwandelt. Nein, es kommt noch schlimmer. Auch seine Mutter Marie, zu der er seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, steht todkrank vor seiner Tür. Und damit wird eine Tür zu lang verborgenen Gefühlen aufgestoßen, die Herr S. eigentlich einbruchssicher verschlossen hatte.

Meine Bewertung:

Ich habe „Herr S. bekommt Besuch“ heute Morgen innerhalb weniger Stunden auf meinem Smartphone gelesen. Das sagte eigentlich schon alles, denn ich hasse es, längere Texte auf dem Mini-Display zu lesen. Mal im Ernst: Ich hätte nicht gedacht, dass mir der allerletzte Tag des Jahres noch so guten Lesestoff beschert – und das, obwohl Weihnachten schon rum ist.

Ein bisschen Weihnachten muss aber doch sein: Bei der Figur des Herrn S. musste ich ein bisschen an die Figur von Herrn Cross aus „Die Geister, die ich rief“ denken. Auch wenn Herr S. nicht wie Bill Murray von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht wurde. Irgendwie passt es aber dennoch auf Herrn S., der von zwei sehr realen Geistern aus seiner Vergangenheit besucht wird. Zunächst nerven sie einfach nur und er möchte sich eigentlich nicht mit beiden beschäftigen, aber nach und nach bekommt seine Fassade Risse und er denkt doch öfter an die Vergangenheit, als ihm lieb ist. Dabei kommen natürlich Verletzungen und Verluste zum Vorschein, die er lange verdrängt hatte. Und er muss sich wohl oder übel damit auseinander setzen, was diese Erlebnisse für einen Menschen aus ihm gemacht haben.

Anfangs tat mir Herr S. durchaus leid, denn sein Cousin ist wirklich eine wandelnde Katastrophe. Aber er schafft auch durchaus sehr komische Momente in dieser tragisch-komischen Geschichte. Manchmal wusste ich wirklich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich bewunderte, wie schnell Herr S. beschloss, sich um seine todkranke Mutter zu kümmern – wohl wissend, dass sie eine echt zickige Kratzbürste ist und schon gesund schwer zu ertragen war. Den Mittelfinger als Antwort beherrscht sie auch noch in ihrem hohen Alter hervorragend. Aber der Blick hinter ihre selbst aufgebauten Mauern und in Herrn S. Vergangenheit lässt bald die frühere Marie erkennen, eine komplett andere Frau, die mir zum Schluss sehr sympathisch war.

Überhaupt sind mir im Lauf der Erzählung alle drei richtig ans Herz gewachsen – sogar der leicht bekloppte Pascal mit seinem Esoterik-Fimmel. Und dass Herr S. endlich einmal richtige Entscheidungen in seinem Leben trifft, ist ein echtes Sahnehäubchen und hat mich mit einem Lächeln zurückgelassen (nachdem ich erstmal mit verheulten Augen da saß – danke dafür, lieber Herr Hinz 😉 ).

Eine Frage erschließt sich mir aber nicht so ganz: Was hat das Cover mit der Geschichte zu tun? Ist zwar schön, aber sich sehe überhaupt keine Verbindung, oder bin ich blind?

Mein Fazit:

5 Lämpchen für diese traurig-schön-lustige-Familien-Lebens-Liebes-Geschichte. Ich seh schon, nun muss ich wohl auch die anderen Bücher des Autors lesen (seufz, wieder überm Smartphone hängen…).

Weitere Informationen zu Buch und Autor findet ihr direkt auf der dotbooks-Seite. Eine Leseprobe gibt es dort übrigens auch.

Ich bedanke mich bei dotbooks für diese Leseempfehlung und freue mich schon jetzt auf das neue Lesejahr 2017. Seid ihr auch so gespannt, was es uns bringt?

Eigentlich möchte ich nachher noch einen Beitrag schreiben. Da ich aber wie immer nicht weiß, ob das noch klappt, wünsche ich euch lieber schon jetzt alles Gute für das neue Jahr. Kommt gut rüber.

Liebe Grüße

Deborah