Stefan Kuhlmann – Herr Winter taut auf


Ein lustiges Buch, das aber auch zugleich traurig ist? „Herr Winter taut auf“ von Stefan Kuhlmann hat mich auf den ersten Blick neugierig gemacht. Der Klappentext klang vielversprechend. Und ich liebe ja Bücher, die nicht ganz eindeutig in eine Richtung einzuordnen sind.


Darum geht es:


Robert Winter ist nicht gerade als umgänglicher und lebensfreudiger Mensch bekannt, eher als Miesepeter. Seine Frau Sophia weiß auch noch nicht so recht, wie sie mit dem Gedanken umgehen soll, dass er nun in Rente geht und den ganzen Tag zu Hause ist. Sie ist wohl eher das Gegenteil und liebt es auf Menschen zuzugehen. Ihr Beruf als AVON-Beraterin macht sie glücklich. Doch wie es sein wird, die nächsten Jahre zusammen mit Robert als Rentner zu verbringen, erfährt Sophia nicht mehr. Sie stirbt bei einem Unfall.


Und plötzlich ist Robert ganz alleine und lässt sich komplett gehen bis fast zur Selbstaufgabe. Doch plötzlich kommt ein rettender Engel daher und bringt Robert auf eine großartige Idee. Er beschließt, Sophias großen Wunsch posthum für sie zu erfüllen und sie zur AVON-Beraterin des Jahres zu machen. Mit der Umsetzung hapert es allerdings etwas, denn seine Persönlichkeit schreit nicht gerade danach, sich bei Kunden und insbesondere Kundinnen beliebt zu machen. Außerdem hat er natürlich wenig Ahnung von der Materie und von den verwirrend vielen Schönheitsprodukten. Doch Robert bekommt unerwartet viel Hilfe von Menschen, von denen er es gar nicht erwartet hätte. Aber er hat natürlich auch eine erbitterte Konkurrentin, die selbst scharf ist auf Titel und Prämie…

Der Klappentext zu "Herr Winter taut auf" von Stefan Kuhlmann.


Meine Leseeindrücke zu „Herr Winter taut auf“:


Oh ja, es geht: Ein Buch kann zugleich traurig, berührend aber auch sehr lustig sein. Herr Winter tat mir zunächst sehr leid, denn neben seiner Trauer um seine verstorbene Frau sind da offensichtlich auch jede Menge Schuldgefühle im Spiel. Ja, er ist manchmal ein ziemlich grummeliger Typ, der sich gerne mal mit anderen anlegt, aber im Grunde seines Herzens ist er eigentlich ein Guter. Typisch harte Schale, weicher Kern. Dass er mit den neuen Mietern des Hauses seiner Tochter Probleme hat, ist ganz klar, denn das Paar (oder besser Bastian) steht ständig auf seiner Matte um etwas zu reklamieren oder einfach nur um zu quatschen – und das mit Robert Winter.


Ich fand es schön „mitzuerleben“, wie viele Menschen sich um Herrn Winter kümmern und ihn bei seinem selbst gesteckten Ziel unterstützen: Da sind zum Beispiel die liebenswerte Richterin und gleichzeitig seine Lebensretterin Lilli Fischer, die ihn trainiert für seine erste AVON-Party, der nervige Nachbar Basti, der ihn ebenfalls unterstützt und Frau Schroeder von der AVON-Hotline, die ihm heimlich neue Kund:innen zuschusterst. Alle sind auf seiner Seite. Und mit der Zeit erkennt Herr Winter, dass er gar nicht so alleine ist.


Er beginnt tatsächlich aufzutauen, nimmt seine Aufgabe sehr ernst und wird verdammt gut, in dem was er tut: Nämlich Kosmetik an die Frau beziehungsweise an den Mann zu bringen. Gleichzeitig bekommt er wieder Kontakt zu alten Freunden. Sein Leben wird bunter und reicher. Und das Allerschönste: Das hat auch Einfluss auf die verkorkste Beziehung zu seiner Tochter Miriam. Auch ihr und Enkel Jonas kommt er langsam wieder näher.

Stefan Kuhlmanns Buch mit ganz viel dekorativer Kosmetik und den Blogmäusen.


Meine Bewertung/mein Fazit zu „Herr Winter taut auf“:


Ich hatte wirklich viel Spaß mit der Geschichte um Robert Winter, war aber auch sehr gerührt und hatte am Schluss einen dicken Kloß im Hals. Ich habe mit Herrn Winter gelacht über seine gezielten Fettnapf-Weitsprünge und missglückten Verkaufsgespräche, habe mit ihm gelitten, wann immer an seine geliebte Sophia dachte und habe ihm bis zum Ende die Daumen gedrückt, dass er den ersten Platz für seine Frau klar macht und die damit verbundene Prämie gewinnt: Eine Kreuzfahrt, die sich Sophia auch so sehr gewünscht hatte. Und ich fand es toll, wie er damit umgeht, dass sein Enkel Jonas anders ist als andere Kinder. Aus all diesen Gründen mag ich Robert Winter. Er ist viel liebenswerter und toleranter, als er selbst denkt.


Eine der Botschaften, die ich für mich persönlich wieder einmal verinnerlicht habe: Nie im Streit weggehen und immer von meinem Liebsten verabschieden und immer einen Kuss geben. Das Leben ist kurz und manchmal gibt es keine zweite Chance für einen Abschied.


Von mir gibt es eine ganz große Leseempfehlung für diese gefühlvolle Komödie, die sehr zu Herzen geht. Sie lässt mich mit einem guten Gefühl zurück und ich freue mich schon jetzt auf zukünftige Geschichten des Autors Stefan Kuhlmann.


Unten verlinke ich euch die Internetseite bei Rowohlt. Dort findet ihr auch eine Leseprobe. Falls sie euch gefällt: Die Buchhandlung eures Vertrauens freut sich über euren Besuch. 🙂


Viel Spaß beim Lesen!


Deborah


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Folgenden Link kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:


Vielen lieben Dank an Stefan Kuhlmann und den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zum Autor und eine Leseprobe zu „Herr Winter taut auf“ findet ihr auf der Internetseite des Rowohlt Verlages.