A. Soja und O. Baturina – Die wahre Geschichte vom traurigen Clown Federico


Heute möchte ich euch ein besonderes Buch von Anton Soja und Oksana Baturina vorstellen, das ich von der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mitgebracht habe. Dieses Jahr lag bei mir einer der Schwerpunkte der Buchmesse eindeutig auf Kinder- und Jugendbüchern (ich habe davon noch einige vorzustellen). Wie sehr habe ich mich daher gefreut, den jungen, unabhängigen Wunderhaus Verlag auf der Buchmesse zu entdecken. Und dort den traurigen Clown Federico.


Den Wunderhaus Verlag gibt es erst seit 2014. In dieser kurzen Zeit sind dort schon einige Buchperlen erschienen. Und noch mehr habe ich mich gefreut, dass ich das gruselig phantastisch schön gestaltete Buch „Die wahre Geschichte vom traurigen Clown Federico“ auf Deborahs Bücherhimmel vorstellen darf.


Hier also mein erster Buchtipp nach der Frankfurter Buchmesse 2019.


Darum geht es:


Federico Rafinelli, genannt Fred, ist Purzelclown im gruseligen Kuriositätenkabinett des Zirkus Rafinelli. Seine Eltern sind der grausame Zirkusdirektor Bom und die bärtige und furchteinflößende Bim. Fred wurde als Kleinkind, das weder stehen und laufen konnte, von seinen Eltern aus dem Babybettchen genommen und hingestellt. Natürlich stürzte er. Er fiel auf sein Gesicht und weinte bittere Tränen vor Schmerz. Seine Nase schwoll an und wurde rot – und so blieb sie auch. Sehr zur Freude seiner Eltern, die mächtig Spaß daran hatten und ihn zum Purzelclown ernannten.


Von da an wird er wie die anderen außergewöhnlichen Menschen und Tiere im Zirkus vorgeführt und sorgt für Erheiterung. Aber Clown Frederico ist traurig und versteht nicht, warum andere sich so darüber freuen, wenn er sich weh tut. Als der Zirkus nach Lüneburg kommt, trifft er auf einem Geburtstag die ebenso außergewöhnliche Nadira, die ständig mit einer Augenklappe herumläuft. Nadira ist die einzige, die Fred beisteht, als er wieder stürzt und sich alle über ihn amüsieren. Nadira begreift, dass es Fred nicht gut geht.


Die beiden Jugendlichen kommen sich näher und verlieben sich. Fred und Nadira sind deshalb sehr traurig, als sie sich von einander verabschieden müssen, weil der Zirkus weiter reist. Als ein Nachbarsjunge, den Nadira hasst, die beiden dabei erwischt, wie sie sich zum Abschied küssen, kommt es zu einem tragischen Unfall. Nadira beschließt, heimlich mit Fred zu kommen um mit ihm gemeinsam zu fliehen. Doch dann wird alles noch schlimmer… Ob die beiden sich aus den Klauen von Bim und Bom und anderer böser Kreaturen befreien können?



Meine Bewertung:


Ich war ja schon verliebt in das Cover, seitdem ich es das erste Mal bei Instagram bewundern durfte. Als ich es dann in der Hand hielt, war es endgültig um mich geschehen. Alleine die Illustrationen sind schon schaurig schön und ergreifend. Ich ahnte, dass das Buch mehr als eine Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen sein würde. Aber wie viel mehr als das, überraschte mich dann doch. Der kleine Clown Federico und die als Hexe verschriene Nadira habe ich sehr ins Herz geschlossen.


Als Kind und Jugendliche war ich immer sehr zwiegespalten, was das Thema Zirkus betrifft. Schon als Kind konnte ich dem Zirkus nicht so sehr viel abgewinnen und die Clowns waren mir teilweise suspekt – zeitweise hatte ich sogar Angst vor ihnen. Bis auf einen traurigen Clown, an den ich mich lebhaft erinnern kann, er brachte niemanden zum Lachen sondern spielte immer auf einer kleinen Flöte und hatte aufgemalte Tränen im Gesicht. Er war der einzige, den ich mochte. Als Teenager/Erwachsener fand ich Tierdressuren nur noch furchtbar und hatte auch keinen Bedarf mehr, einen Zirkus zu besuchen. Doch einen Zirkus wie den der Rafinellis gibt es heutzutage glücklicherweise überhaupt nicht mehr – hoffe ich zumindest.



Gleich vorab sei bemerkt, dass „Die wahre Geschichte vom traurigen Clown Federico“ kein Buch für kleinere Kinder ist. Die Altersempfehlung ist ab 12 Jahren und ich würde diese durchaus ernst nehmen, denn das Buch ist sehr düster, zeitweise schon ziemlich gruselig und auch grausam. Andererseits ist es eine Geschichte, die auch Erwachsene anspricht. Der Vergleich zu Tim Burton Geschichten passt meines Erachtens schon sehr gut. Mich persönlich hat sie sehr berührt, denn letztendlich geht es um das Anderssein, Toleranz, Ausgrenzung Menschlichkeit, Hass und Liebe und auch (Kindes-)misshandlung. Das Buch passt hervorragend in unsere Zeit, die Zeit, in der es dringend notwendig ist, dass die Guten aufstehen und sich zeigen. Gute Menschen wie der traurige Clown Federico und die mutige Nadira, die das Herz am rechten Fleck haben.


Die Geschichte liest sich sehr gut und ist spannend, aber auch unterhaltsam. Ja, es ist nicht nur gruselig, sondern teilweise skurril komisch. Da es nur 120 Seiten sind, habe ich es quasi in einem Rutsch durchgelesen. Durch die Illustrationen zu Beginn der einzelnen Kapitel wurde zusätzlich Spannung aufgebaut. Die Mischung aus Text und Bildern oder mal nur Bildern macht das Buch für mich besonders reizvoll. Ich denke, es ist ein Kandidat zum Wiederlesen im nächsten oder einem folgenden Herbst. Von der Stimmung her passt es für mich einfach am besten in diese Jahreszeit. Zu bunt für Winter, aber gleichzeitig zu dunkel für Frühling und Sommer.


Zum Buch selbst möchte ich noch etwas anmerken: Ich finde, es ist dem Wunderhaus Verlag zusammen mit dem Autor Anton Soja und der Illustratorin Oksana Baturina gelungen, ein sehr hochwertiges Hardcover-Buch zu produzieren, das viele Jahre Freude macht. Die Drucke in Schwarz-, Grau-, Rot- und Orangetönen sind sehr schön anzusehen. Es ist ein Buch, das ich auch gerne verschenken würde. Außer diesem Buch findet ihr beim Wunderhaus Verlag unter anderem traumhaft illustrierte Märchenbücher, wie zum Beispiel „Die kleine Meerjungfrau“ und „Der kleine Muck“.



Mein Fazit:


Wenn ihr düstere aber wunderschöne Geschichten mit einer guten Prise schwarzem Humor mögt, werdet ihr Clown Federico und Nadira bestimmt genauso ins Herz schließen, wie ich das getan habe. Darüber hinaus werdet ihr sogar noch einer alten Märchengestalt begegnen, vor der mich früher auch immer sehr gruselte. Ich möchte jetzt nicht noch mehr verraten, aber ein gruseliger Friedhof spielt dabei eine Rolle…


„Die wahre Geschichte vom traurigen Clown Federico“ ist mein erster Weihnachtsbuchvorschlag. Das Buch hätte natürlich wunderbar in die Halloween-Zeit gepasst, aber das ist ja für dieses Jahr schon wieder vorbei.


Mein Tipp: Geht einmal in die Buchhandlung eures Vertrauens und schaut es dort vor Ort an. Ich würde ja zu gerne wissen, ob ihr seinem Zauber ebenfalls erliegt, und würde wetten, dass das der Fall ist. 🙂


Ich bedanke mich ganz herzlich beim Wunderhaus Verlag für das Rezensionsexemplar und das Gespräch am Messe-Mittwoch.


Euch wünsche ich viel Freude beim Schmökern und ein schönes Wochenende!


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Folgenden Link kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:


Weitere Infos (einen schönen Buchtrailer) zu „Die wahre Geschichte vom traurigen Clown Federico“ findet ihr auf der Internetseite des Wunderhaus Verlages.