Anne von Vaszary – Die Schnüfflerin


Der Klappentext von Anne von Vaszarys Kriminalroman Die Schnüfflerin klang so interessant, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Kann eine Frau mit einem ausgeprägten Geruchssinn zur Klärung eines Verbrechens beitragen? Ich habe mich sehr über das Päckchen von ehrlich & anders gefreut, das neben dem Buch auch eine Geruchsprobe enthielt. Was soll ich sagen: Ich hätte den Fall definitiv nicht geklärt, denn ich kam nicht darauf, dass es sich um Zwiebelgeruch handeln sollte. Also überlasse ich den Fall lieber der Schnüfflerin.


Darum geht es:


Nina ist schwanger und trifft sich mit ihrem One Night Stand Ricky in einem französischen Restaurant um ihn über den unerwarteten Nebeneffekt der Probefahrt unter Sternenhimmel zu informieren. Durch die Schwangerschaft hat sich ihr Geruchssinn verfeinert und sie isst instinktiv nichts von der Zwiebelsuppe, die seltsam riecht. Dies erweist sich als gute Entscheidung, denn kurz danach ringen vier Personen – inklusive Ricky – mit dem Tod.


Als Überlebende rückt Nina in den Fokus der Ermittlungen als eine der Hauptverdächtigen neben dem Koch. Sie muss nun ihre Unschuld beweisen und die Kripo davon überzeugen, dass eine weitere Person im Restaurant war: Eine Frau, die ihr auf der Toilette ein Stofftaschentuch in ihre Kabine reichte, als Nina sich übergeben musste. Dieses Stofftaschentuch riecht für Nina wie eine Blumenwiese. Unglücklicherweise finden sich daran nur Spuren von ihr selbst und Zyankali.


Hauptkommissar Koller scheint jedoch an Ninas Unschuld zu glauben und gibt ihr die Chance, mit ihm zusammen nach dem wahren Mörder/der wahren Mörderin zu suchen. Außerdem verwechselt er sie wohl zeitweilig mit einem Spürhund. Seine Kollegen haben jedoch wenig Vertrauen in den Hauptkommissar, der sich keine Namen seiner Kollegen merken kann und auch sonst irgendwie jeden wie einen Hund behandelt, nachdem sein vierbeiniger Kollege Sherlock nicht mehr am Leben ist. Ob es diesem seltsamen Duo gelingen wird, den Täter zu finden? Oder handelt es sich doch „nur“ um einen erweiterten Selbstmord?



Mein Eindruck:


Anfangs fiel es mir wirklich schwer, in die Handlung von Die Schnüfflerin rein zu kommen und ich war ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert. Aber ab einem gewissen Punkt änderte sich das schlagartig und dann habe ich den Krimi auch direkt durchgelesen. Soll heißen: Es braucht eventuell ein bisschen Zeit, aber man sollte diesem Buch auf jeden Fall eine Chance geben und weiter lesen.


Die Hauptcharaktere sind alle etwas eigentümlich und schwer zu fassen, der Ausdruck verkrachte Existenzen kommt mir am ehesten in den Sinn. Bei Nina war ich mir anfangs nicht sicher, ob ich sie leiden kann oder eher nicht. Sie scheint so komplett ziel- und planlos zu sein, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, hat seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter und wird bei einem ungeplanten und irgendwie auch ungewollten One Night Stand mit Autohändler Ricky schwanger. Natürlich ist sie sich dann auch nicht klar, wie es weitergehen soll, mit oder ohne Kind. Gefühlt lässt sie sich einfach treiben.


Doch insgeheim spürt man, dass Nina sich einsam fühlt, denn sie hat niemanden außer ihrer Mitbewohnerin und Freundin Fanny (die ebenfalls seltsam ist). Ihre Mutter ist weit weg und den Vater kennt sie nicht, denn ihre Mutter hatte ihr nie verraten, wer es ist.


Hauptkommissar Koller ist nach Verlust eines Beines und seines vierbeinigen Kollegen und treuen Freund Sherlock auch eher ein Schatten seiner selbst. Früher ein Held, heute nur noch milde belächelt von den Kollegen. Nina hat bei Koller immer das Bild des Labradors Grizzly eines früheren Nachbarn im Sinn. Kollers Kollege Rieb scheint ordentlich an seinem Stuhl zu sägen, insgesamt ist er ohnehin ein unsympathischer Zeitgenosse.


„ Die Schnüfflerin – Kein Krimi für schwache Nasen “


Der Hinweis auf der Rückseite des Buches „Kein Krimi für schwache Nasen“ ist durchaus ernst zu nehmen. Ninas Geruchssinn ist wirklich sehr geschärft. Was da in aller Deutlichkeit beschrieben wird, kann schon mal recht eklig sein, denn den einen oder anderen Geruch haben wir ja bereits in unserem Gehirn abgespeichert. Mir zum Beispiel ist der Geruch von Stinkbomben noch sehr präsent. Den Geruch von Käsefüßen hat sicher jeder schon irgendwann einmal genossen im Lauf eines heißen Sommers.


Olfaktorisch ist die ganze Ermittlung für Nina doch eher unangenehm. Und damit auch für den geneigten Leser, der sich die Gerüche gut vorstellen kann. Trotzdem hält sie durch. Im Lauf der Zeit fand ich ihr Verhalten auch immer nachvollziehbarer. Besonders gefallen hat mir der Sarkasmus und der leichte Hang zu Frotzeleien gegenüber Koller. Trotz allem weiß sie ihn doch sehr zu schätzen. Und letztendlich erweisen sie sich als gutes (wenn auch unfreiwilliges) Ermittlerduo. Zum Ende hin wird der Krimi immer spannender und hat einige überraschenden Wendungen zu bieten.



Mein Fazit zu „ Die Schnüfflerin “


Trotz Anfangsschwierigkeiten ein absolut lohnenswerter und spannender Krimi aus der Hauptstadt, der mich zum Ende hin ziemlich in Atem hielt. Mit Nina und Koller freundete ich mich im Lauf der Geschichte immer mehr an. Besonders Ninas Entwicklung gefiel mir sehr gut. Wenn euch die zeitweise ausführliche Beschreibung weniger schöner Gerüche also nicht stört, kann ich euch Die Schnüfflerin sehr empfehlen. Kleine Info noch vorab: Es wird zukünftig wohl weitere Geschichten rund um Die Schnüfflerin geben. Und ich freue mich definitiv auf weitere Bücher von Anne von Vaszary.


Ich wünsche euch spannende Unterhaltung und eine schöne Woche!


Deborah


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Vielen lieben Dank an ehrlich & anders für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zur Autorin und zum Buch Die Schnüfflerin findet ihr auf der Internetseite des Knaur Verlages.