Heute habe ich eine Premiere auf Deborahs Bücherhimmel: Eine Gastrezension, über die ich mich sehr freue – weil ich sie sehr unterhaltsam finde. Verfasst wurde sie von Markus Walther, dem Autor von „Buchland“, „Beatrice“, „Der Letzte beißt die Hunde“, „Engelskirchen“ und vielen, vielen lesenswerten Kurzgeschichten. Auf seiner Internetseite erfahrt ihr mehr über ihn und seine Geschichten. Was ich euch sehr empfehlen kann: Planas-Buchantiquariat. Auf diesem Blog interviewt Markus Walthers Romanfigur Herr Plana verschiedene Autoren.
Auf diese Weise schafft es diese bekannte Biss-Reihe doch auch noch auf meinen Blog. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich keine Meinung dazu habe, ich bin leider nicht über die ersten 100 Seiten des ersten Teils hinaus gekommen. Als Anne Rice Fan war das einfach nichts für mich und ich habe das Buch abgebrochen. Die Bilder habe ich deshalb in einer Buchhandlung aufgenommen – mit Ausnahme meines kleinen Werwolfs (schade, meinen Vampir habe ich nicht mehr gefunden).
Genug erzählt, nun gebe ich das Wort an Markus Walther…
Augenzwinkernde Sammelrezension zur Biss-Serie von Stephenie Meyer
(mit Spoiler-Warnung!)
Biss zum Morgengrauen
Ich bin kein Teenie. Ich bin nicht weiblichen Geschlechts. Keine guten Grundbedingungen, um sich Stephenie Meyer anzutun. Aber ich will ja unbedingt mitreden …
Biss zum Morgengrauen hat also eine neue Vampir-Welle ausgelöst. Ich frage mich ehrlich warum. Der Plot ist nicht revolutionär, die darin verpackte Lovestory ist für mich ziemlich – nun ja. Wie gesagt: Ich bin kein Teenie. Und ich bin nicht weiblichen Geschlechts. Wenigstens eines von beidem sollte man sein. Denn das ständige Anschmachten ist auf Dauer recht penetrant. Diese Augen! Dieser muskulööööseKörper!
Seufz!
Wenn Bella mal wieder nach Eddies Hand greift, nur um dann zum wiederholten, wiederholten, wiederholten Male feststellt, dass seine Haut so kalt ist, stellt sich bei mir ein unfreiwilliges Schmunzeln ein. Die Idee mit den Glitzervampiren reihe ich beim Niveau von „Mein kleines Pony“ und „Glücksbärchies“ ein. Für mich ist der Hype um diese Buchreihe also nicht nachvollziehbar. Es ist leichte Kost für zwischendurch. Damit mache ich mich unter all den Fans vermutlich unbeliebt.
Seufz!
Von fünf möglichen Punkten spendiere ich dem ersten Teil drei. Meine Frau würde übrigens dem Buch glatte zehn geben …
Biss zur Mittagsstunde
Biss zum Ende des zweiten Teils … habe ich wacker durchgehalten. Ich muss sagen, da Eddie in weiten Teilen dieses (Hör-)Buches kaum vorkommt -und sich dadurch das Anschmachten in Grenzen hält- konnte mich die Story durchaus unterhalten. Vor allem, wenn man(n) verschiedene Story-Elemente mit einer gehörigen Portion ISSO einsprüht. (ISSO gibt es in Sprayflaschen. Damit behandelt man alles, was unter Umständen bei einer Story von Miesepetern hinterfragt werden könnte.)
Ein wenig ISSO brauchte ich für die Tatsache, dass Bella gegen Ende des ersten Teils ziemlich vermöbelt wurde. Ein durchgetretenes Bein hier, ein paar Biss-Spuren da, zahlreiche Prellungen, Schnittwunden. Das Übliche. In zweiten Teil geht es munter weiter: Sie stürzt mit dem Motorrad, schneidet sich mit Papier in den Finger (ganz schlimm), wird in Glasscherben geschleudert, schneidet sich großflächig den Arm auf, ertrinkt fast und wird von starker See gegen Felsen geschleudert. Wir erinnern uns an die Tatsache, dass sie (noch) nicht unsterblich ist!
Nun, eigentlich müsste sie zum Ende des zweiten Teils von oben bis unten mit Narben geschmückt sein. Uneigentlich ist sie natürlich immer noch hübsch. Etwas ISSO drüber, und gut is‘.
So ein Zufall, dass sie sich natürlich während Eddies Abwesenheit gleich mit dem nächsten übernatürlichen Wesen anfreundet: einem Werwolf. ISSO. Huch, die Dose ist leer.
Einige andere logische Fehler sind auch drin. Aber … Genau. ISSO.
Während der Anschmachtphasen, die natürlich nicht fehlen dürfen, wird recht anmaßend der Vergleich zu „Romeo und Julia“ impliziert. Meinethalben.
Sie vergöttert ihn ja nur, weil sie seinen zu einem Lächeln verzogenen Lippen (Dauerformulierung der Autorin) verfallen ist. Meine Lippen kann ich auch verziehen. Zu einem unfreiwilligen Grinsen. ISSO.
Biss zum Abendrot
Egal wohin man sieht: Die Fortsetzungen der Twilight-Seriehaben allerbeste Bewertungen. Stephenie Meyer wird anscheinend von Band zu Band besser. Es kann natürlich auch sein, dass nur Fans bis(s) zum Ende des dritten Teils ausgehalten haben.
Und das ist der Punkt: Entweder man liebt diese Bücher oder eben nicht.
Da das Hörbuch wegen meiner Frau nun mal auf meinem Rechner schlummert und mein iPod Futter braucht und weil das Schreiben der ersten beiden Biss-Rezensionen eigentlich ein diebisches Vergnügen bereitet hat und überhaupt …
Kurz gesagt: Ich bin dahin gegangen, wo noch nie ein „Nicht-Fan-Von-Stephenie-Meyer“ zuvor gegangen ist. Überraschenderweise habe ich mich glänzend mit diesem Hörbuch unterhalten. So zum Beispiel auf der Autobahn A3, Kreuz Köln Ost. Da musste ich lauthals lachen! Ehrlich. Die Nachbarn im Stau haben mich zwar etwas entgeistert angesehen, aber es war mir echt egal.
Und das nur, weil ich mir eine Szene nicht aus Bellas Perspektive vorgestellt habe, sondern aus der Werwolfperspektive …
Folgende Situation: Jacob, der Möchtegern-Ersatz-Lover, der immer dann einspringen muss, wenn Eddie mal wieder an Selbstzweifeln nagt, hat folgende Erkenntnis: „Bella liebt mich!“ Er hat auch noch eine zweite Erkenntnis: „Bella weiß es noch nicht.“
Deshalb beschließt er sie zu erpressen, damit sie ihn küsst. Und endlich, als sich ihre Lippen berühren, sieht sie es tatsächlich ein: „Ja, ja, ja – ich liebe ihn.“
Aaaaaahja.
Ich bin in einer ähnlichen Situation: Ich bin ein Fan und liebe diese (Hör-)Bücher! Ich weiß es nur noch nicht. Vielleicht sollte ich meinen iPod küssen?
Biss zum Ende der Nacht
Schon in der Schule habe ich es gelernt: Eine Geschichte braucht eine Einleitung, in der alles einführend erklärt wir. Eine Geschichte braucht einen kurzweiligen Mittelteil. Und eine Geschichte braucht einen Höhepunkt, der kurz und knackig daher kommt und den Leser auf irgendeine Weise überrascht. Zum Schluss kommt noch etwas auflösendes Geplänkel.
Der Höhepunkt der „Bis(s)“-Reihepräsentiert tatsächlich eine überraschende Überraschung, die so innovativ ist, dass kein anderer Autor dies zuvor gewagt hat.
Doch bevor ich an dieser Stelle weitererzähle, gibt es von mir zunächst mal eine außerordentliche SPOILER-Warnung. Wer das Buch noch lesen möchte, sollte ab hier definitiv nicht weiterlesen.
Zurück zu dem, was wir in der Schule gelernt haben … Frau Meyer war definitiv auf einer anderen Schule! Zuerst kommt das auflösende Geplänkel. Bella wird endlich geheiratet und dann endlich von Edward begattet. Endlich! Endlich! Endlich!
Dann kommt der Höhepunkt: Ein Schuss, ein Treffer (zumindest in der gekürzten Hörbuchfassung) und Bella ist überraschend schwanger (schon mal was von Verhütung gehört, Bella?), bekommt äußerst dramatisch ihr Kind.
Dann kommt der Mittelteil, der relativ ereignislos dahinlangweilt. Dabei werden auf Biegen und Brechen Friede und Freundschaft (zwischen Eddie und Jacob, den Werwölfen und den Vampiren, Bella und jenen Vampiren, die sie bis dato nicht leiden konnten) geschaffen.
Das große Finale überrascht mit einem Endlos-Dialog zwischen diversen Vampiren und den pöhsen, pöhsenVolturi. Sie möchten kämpfen. Es geht um Macht. Es geht um den Fortbestand der Vampire. Es geht um Gier und Sex.
Und dann… Und dann … Tja dann…
Dann sagen die Volturi: „Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben. Man sieht sich.“ Sie machen auf dem Absatz kehrt und tschüss.
Kein Scherz! Das dramatische Finale ist das Ausbleiben eines Entscheidungskampfes! Während Bella noch erstaunt überlegt, ob nun alles vorbei ist, wird in Villarribaschon getanzt …
Fazit: gepflegte Langeweile, die in der Hörbuchfassung zudem inhaltlich totgekürzt wurde.
Eigentlich endet hier die Rezi. Aber noch eine Anmerkung zum Subtext. Tatsächlich hat die Twilight-Seriesowas. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es Absicht ist …
Politisch korrekte Vampire leben uns amerikanische Werte vor. Die Botschaft: Sei Vegetarier und habe keinen Sex vor der Hochzeit! Fehlt nur noch: „In Godwetrust!“.Aber das war nun wirklich nicht mehr LOGISCH unterzubringen. (Obwohl Logik nicht unbedingt der Faden war, der Twilightzusammenhielt.) ISSO.
Um Shitstorms zu vermeiden: Liebe Fans der Autorin, Stephenie Meyer hat eine Genre-Serie erschaffen, die im Erfolg ihresgleichen sucht. Die Wünsche ihres Zielpublikums hat sie erfüllt. Sie hat also im Grunde alles richtig gemacht und verdient somit auch meine Achtung.
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Ich hoffe, ihr hattet genauso viel Spaß mit der Rezension, wie ich ihn hatte. Lämpchen vergebe ich keine, denn es ist ja nicht mein Senf zu den Büchern/Hörbüchern. 😉
Ganz herzlichen Dank, lieber Markus Walther! Ich hoffe, diese Gastrezension inspiriert andere Leser zu weiteren Beiträgen. Schreibt mir einfach, wenn ihr Lust habt, hier eine Rezension zu veröffentlichen.
Ein schönes Wochenende!
Deborah