Herbert Hirschler – Luftgitarrengott


Es ist schon lange her, dass mich ein Buch so sehr überrascht wie Luftgitarrengott von Herbert Hirschler. Ich war mir nicht sicher, ob das Buch etwas für mich ist. Weder das Cover noch der Klappentext sprachen mich besonders an. Nicht, weil es nicht nach einer interessanten Geschichte klingt, sondern eher, weil es einfach nicht mein Thema ist. Wie froh bin ich jetzt, dass ich mich aus meiner Komfortzone begeben und das Buch gelesen habe.


Darum geht es:


Bastian wächst zusammen mit seiner Schwester Lisa irgendwo im Nirgendwo auf zwischen der Schlagermusik seiner Mutter und Tanten und der Rockmusik seines Vaters. Vom Vater übernehmen beide Kinder die Liebe zur Rockmusik und zu Luftgitarrensolos. Und für beide ist auch klar, dass sie Musiker werden möchten. Basti kümmert sich um die Songs und Lisa singt. Schon bald startet seine jüngere und gerissene Schwester eine riesige Gesangskarriere, während Bastian auf der Strecke bleibt. Doch er gibt die Hoffnung auf seine Entdeckung nie auf. Aber Lisa wäre nicht Lisa, wenn sie das nicht zu verhindern wüsste. Aber zum Glück hat Basti auch Menschen um sich, auf die er Vertrauen kann.

Klappentext von Luftgitarrengott von Herbert Hirschler mit Blogmaus auf Liegestuhl


Meine Gedanken zum Buch von Herbert Hirschler:


Es ist etwas ungewöhnlich, eine Geschichte zu lesen, die in den selbst erlebten 80er-Jahren beginnt und einen durch das ganze Leben von Basti führt, bis weit in die Zukunft. Ich fand diese Idee von Herbert Hirschler einfach grandios.


Meine ursprüngliche Skepsis hat sich bereits nach wenigen Seiten gänzlich in Luft aufgelöst, denn schon da gab es ordentlich zu lachen. Und auch später sind die Luftgitarrensolos in weißen Unterhosen immer wieder ein Highlight.


Der Erzählstil von Herbert Hirschler gefällt mir sehr gut. Luftgitarrengott ist einfach unterhaltsam, vom Anfang bis zum Ende. Was nicht heißt, dass es immer lustig ist. Beileibe nicht, denn im Laufe eines Lebens gibt es einfach auch den einen oder anderen Tiefpunkt oder Schicksalsschlag und es wird auch sehr emotional. Auf jeden Fall würde ich euch empfehlen, Taschentücher bereit zu halten, falls ihr genauso nah am Wasser gebaut habt wie ich. Ach ja: Und lest den Schluss nicht gerade vor einem wichtigen Termin oder wenn ihr danach arbeiten müsst. Ich habe diesen Fehler leider begangen. War irgendwie unangenehm, denn ich habe Rotz und Wasser geheult nach diesem grandiosen Ende der Story und musste dann Telefonate annehmen. 😉

Luftgitarrengott von Herbert Hirschler neben Blogmaus im Liegestuhl und Deko, man sieht den Farbschnitt des Buches


Etwas mehr zu den Charakteren und der Geschichte:


Basti hat sich ganz schnell in mein Herz geschlichen, ich mochte diesen unsicheren Jungen sehr gerne und wünschte ihm die ganze Zeit nichts mehr, als dass er auch endlich zeigen kann, was er drauf hat. Er ist wahnsinnig sympathisch und liebenswert. Eine seiner besten Eigenschaften ist wohl, dass er immer wieder an das Gute in den Menschen glaubt. Egal wie schwer es ihm seine Schwester macht. Jeder andere hätte sie schon viel früher in die Wüste geschickt – aber nicht Basti.


Nicht nur das Buch an sich hat mich sehr überrascht, sondern auch meine Abneigung gegenüber einer Buchfigur. Es ist verdammt lange her, dass ich eine Person in einem Buch so wenig ausstehen konnte wie Lisa, ich hab sie ehrlich von Herzen gehasst. Sie ist für mich ein bisschen die Umbridge der Geschichte. Nicht selten kam mir ein „Miststück“ über die Lippen, wenn sie Bastian wieder mal so richtig auflaufen ließ.


Gleichzeitig musste ich immer wieder den Kopf schütteln über Bastians Gutmütigkeit. Da denke ich noch „Oh nein, er wird ihr doch nicht glauben?“ und zack, macht er es schon und fällt im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Schnauze. Fast könnte man den lieben Basti als durchaus naiv und treudoof abstempeln, aber er legt eben großen Wert auf seine Familie und Lisa ist und bleibt seine kleine Schwester, die er trotz allem liebt. Auch wenn er selbst fast daran zerbricht. Und das macht ihn für mich zu einem großartigen Menschen.


Das eigentlich Tragische an der Geschichte ist, dass aus den gemeinen Aktionen seiner Schwester auch die lustigsten Szenen entstehen. Im Nachhinein sind es die Anekdoten in Bastians Leben. Und davon sammelt er im Lauf der Jahre wirklich reichlich. Dazu tragen auch seine Freunde bei, insbesondere „Hosenscheißer“, ein weiterer geheimer Star der Geschichte.


Was sich genau wie die Demütigungen durch seine Schwester wie ein roter Faden durch die Geschichte von Herbert Hirschler hindurch zieht, ist das Lied „Weiße Rosen aus Athen“, oder wie es Basti ausdrücken würde „Dieses Scheißlied“. Einerseits hasst er diesen Song, aber letztendlich ist es tatsächlich eine Konstante in seinem Leben, die ihm irgendwie doch noch zu Erfolg verhilft. Obwohl Bastian auf Rockmusik steht und nicht auf Schlager…

Luftgitarrengott mit Blogmaus auf Liegestuhl im Vordergrund, im Hintergrund die Luftgitarre


Mein Fazit zum Buch von Herbert Hirschler:


Ein Volltreffer, der mir beinahe entgangen wäre! Von mir bekommt Luftgitarrengott von Herbert Hirschler eine ganz klare Leseempfehlung als ganz große Überraschung und schon jetzt eines meiner Jahreshighlights 2021. Ein Buch, dass mich so hemmungslos zum Lachen, Fluchen und Heulen bringt, hat für mich einfach alles, was ein Buch braucht. Bastians Geschichte habe ich von der ersten bis zur letzten Minute genossen.


Für Musikfans ist Luftgitarrengott ein Geheimtipp. Ihr werdet sicher riesigen Spaß haben an diesem außergewöhnlichen Buch. Alle anderen, die unterhaltsame und emotionale Geschichten lieben, werden auf jeden Fall ebenfalls viel Freude daran haben. Vielleicht kennt ihr ja auch einen Luftgitarrengott, dem ihr dieses Buch schenken möchtet?


Bestellen könnt ihr Luftgitarrengott bei der Buchhandlung eures Vertrauens. Erschienen ist das Buch im leykam: Verlag.


Ich wünsche euch schon jetzt viel Spaß beim Lesen und Luftgitarre Spielen!


Deborah

Das Paket von Mainwunder mit dem Buch Luftgitarrengott, dem Gitarrenlöffel, einem Brief vom Autor und natürlich der Luftgitarre und der Blogmaus


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Folgenden Link kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:


Vielen lieben Dank an Mainwunder und Herbert Hirschler für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zum Autor und zum Buch Luftgitarrengott findet ihr auf der Internetseite des leykam: Verlages.