Vor kurzer Zeit habe ich ein Päckchen erhalten mit einem liebevollen verpackten Buch und einem Brief der Protagonistin Sarah Lindqvist. Und ich war so neugierig auf „Ein Buchladen zum Verlieben“…
Ich liebe Bücher und ich liebe Buchläden – was lag da näher, als dieses Buch zu lesen? Und ich muss euch sagen: Ich bin verliebt und habe einen weiteren persönlichen Favoriten des Jahres 2014 gefunden!
Zum Inhalt:
Die 65jährige Amy aus Broken Wheel, Iowa, und die 28jährige Sarah aus Schweden sind Brief- und Buchfreundinnen. Über zwei Jahre tauschen sie Briefe und Bücher aus. Sie erzählen sich von ihrem Leben und möchten sich gerne kennenlernen. Amy lädt Sarah ein, sie zu besuchen. Da Sarah noch nichts von der Welt gesehen hat, wagt sie den Schritt und reist nach Iowa um Amy persönlich zu treffen. Doch leider kommt sie zu spät – Amy ist gestorben. Sarah strandet in der sterbenden Kleinstadt Broken Wheel und weiß nicht so recht, was sie tun soll. Die Einwohner sind ihr gegenüber zwar skeptisch, nehmen die Fremde aber freundlich auf und lassen sie in Amys Haus wohnen. Allein schon aus Respekt vor Amy.
Dank Amys Briefen weiß Sarah recht viel über die Sorgen und Nöte der Einwohner. Die umfangreiche Büchersammlung ihrer Freundin bringt sie auf einen Gedanken, wie sie sich bei der Stadt bedanken kann. Sie plant die Eröffnung eines Buchladens, in dem jeder genau das Buch findet, das zu ihm passt. Nach ersten Zweifeln unterstützen die Broken Wheeler Sarah mit Feuereifer. Manch eine schmiedet sogar eigene Pläne, wie man die freundliche Touristin an den Mann bringen könnte. Ein Opfer dafür ist schnell gefunden…auch wenn es sich sträubt….
Meine Bewertung:
Eigentlich habe ich es ja oben schon kurz zusammengefasst, hier also nochmal die Langversion und eine Warnung: Ja, ich finde dieses Buch einfach unheimlich schön, und nein, es passiert nichts wirklich Aufregendes – aber das habe ich auch gar nicht erwartet. Es geht um eine Kleinstadt, die kurz vor dem Aussterben ist, weil die Jugendlichen weggehen und nur noch die Alten bleiben. Die Geschäfte existieren zu einem großen Teil nicht mehr. Außerdem geht es um eine junge Frau und ihre Liebe zu den Büchern, die fast größer ist als die Liebe zu den Menschen. Und so steckt sie fast ständig ihre Nase in ein Buch. Bis sie erkennt, dass es noch mehr in der Welt gibt außer Büchern.
Die Autorin mag offensichtlich Fannie Flagg Bücher und das darin beschriebene Kleinstadtleben. Ich habe bisher zwei Bücher von Fannie Flagg gelesen: „Willkommen im Himmel auf Erden“ und „Das Wunder von Lost River“ sind für mich einfach Wohlfühlbücher. Ihr wohl bekanntestes Buch „Grüne Tomaten“ kenne ich bisher leider nur von der Verfilmung mit Kathy Bates, Jessica Tandy und Mary Stuart Masterson – was zwar schade ist, aber ehrlich gesagt, ist es ein Film, den ich immer wieder gerne anschaue. Einfach grandios! Towanda! Googelt einfach „Towanda!“, da gibt es eine wunderbare Filmszene mit Kathy Bates. Was das mit Katarina Bivalds Buch zu tun hat? Wenn ihr es lest, werdet ihr feststellen, sehr viel. Der Geist von Idgie Threadgood kommt auch nach Broken Wheel…
Zurück zu Sarah, Amy und Broken Wheel: Sarah kommt als Besucherin in das verschlafene Nest in Iowa. Ein Kaff, in dem es ein Diner und einen Eisenwarenladen, in dem hauptsächlich Lebensmittel verkauf werden, und sonst nicht viel mehr gibt. Die Einwohner sind fassungslos darüber, dass sich ein Touristin in ihren Ort verirrt. Zumal sie gerade zur Beerdigung von Amy Harris ankommt. Schnell wird ein Unterhaltungsprogramm zusammengeschustert und „der arme George“ damit beauftragt, Sarah durch die Gegend zu kutschieren.
Sarah lernt nach und nach die etwas verschrobenen Einwohner mit ihren ganz eigenen Problemen kennen. Was diese nicht wissen, ist, dass Sarah viel über sie weiß. Amy hat ihr ihre Freunde schon sehr gut beschrieben. Auch wenn sie es nicht recht begreift, bald hat Sarah selbst viele Freunde, die zu ihr halten. Sogar die eigensinnige Caroline, die krampfhaft die Fahne von Moral und Anstand hochhält, die derbe Besitzerin des Diners, Grace, und Amys „Jugendliche“ Andy, Claire und Tom zählen irgendwann dazu.
Bei der Eröffnung des Buchladens packen alle mit an und sind erstaunt über das Ergebnis. Es dauert seine Zeit, aber Sarah schafft es tatsächlich, die Menschen zum Lesen zu animieren. Und schon kurz nach der Eröffnung des kleinen Buchladens geschieht Wunderbares: Die Stadt scheint wieder zu leben und zu atmen, die Menschen öffnen sich. Doch bald wird allen klar, dass dieser Zauber bald wieder enden wird, da Sarah nur ein Touristenvisum hat – ihre Zeit in Broken Wheel ist begrenzt. Und wenn der Buchladen wieder schließt, kehrt alles zurück auf Anfang. Die Frage ist: Wollen die Einwohner das, oder sind sie bereit, für ihre Stadt und ihr Leben zu kämpfen?
Es gibt ein Zitat aus Film „Grüne Tomaten“, das sehr gut zur Situation in Broken Wheel passt: „Nach Ruths Tod und der Stilllegung der Eisenbahn machte das Café zu und alle verstreuten sich in die verschiedenen Windrichtungen. Es war nie mehr als eine kleine Bruchbude, aber wenn ich jetzt so zurück denke, als das Café schloss, hörte das Herz der Stadt zu schlagen auf. Seltsam, so ein kleines Lokal wie dieses hat so viele Menschen zusammengebracht.“ In Broken Wheel ist es genau umgekehrt: Mit der Eröffnung des kleinen Buchladens, der zuvor auch nur eine Bruchbude war, beginnt das Herz der Stadt wieder zu schlagen. Der Laden bringt die Menschen zusammen. Da wäre es doch schade, wenn es den Buchladen nicht mehr gäbe.
„Ein Buchladen zum Verlieben“ ist für mich persönlich ein perfektes Buch. Seine Wärme umhüllt mich wie eine Kuscheldecke und lässt mich wohlfühlen. Es hat so eine positive Grundeinstellung und ist einfach schön geschrieben. Ich hatte häufiger ein Schmunzeln auf dem Gesicht, habe aber auch laut gelacht (Grace ist einfach eine Marke, ehrlich) und mit Sarah und den anderen gelitten. Die Bewohner der Stadt sind einfach alle sympathisch, sogar die schwierige Caroline mochte ich ab einem bestimmten Punkt richtig gerne. Auch jetzt sitze ich bei dem Gedanken an das Buch hier und lächle. Was gibt es besseres, als wenn mich ein Buch mit einem so guten Gefühl zurück lässt? Doof ist daran nur eines: Ich möchte es gerne behalten und ihm ein schönes Plätzchen zum Verweilen anbieten, was bei der Füllung meiner Regale kein leichtes Unterfangen ist…
Mit diesem Buch bekam ich auch die Aufforderung, btb meine Lieblingsbuchhandlung vorzustellen beziehungsweise sie zu nominieren – was ich gerne getan habe.
Es ist natürlich die „Lohmarer LesArt“, die Buchhandlung hier im Ort. Ich habe viel dazu geschrieben, warum und wieso und habe dieses Bild angehängt:
Nun drücke ich der Lohmarer LesArt und dem Team von Frau Trapp die Daumen und wünsche euch viel Spaß beim Lesen von „Ein Buchladen zum Verlieben“.
Weitere Infos zum Buch und zur Autorin, Leseprobe und Trailer findet ihr auf der Seite von btb. Ich bedanke mich herzlich bei bilandia und btb für das Buch und die schöne Aktion!
Ein schönes Wochenende mit optimalem Lesewetter (was auch immer das für euch bedeutet) wünsche ich euch!
Gruß
Deborah