Stefanie H. Martin – Vita und der Garten der Liebe


Hier stelle ich euch den dritten Teil aus der „Die Liebenden von Bloomsbury“ Reihe von Stefanie H. Martin vor. Nachdem ich den Klappentext des Buches gelesen habe, war ich sehr neugierig auf diese Liebesgeschichte zwischen Vita Sackville-West und Virginia Woolf. Einer Liebe, die eigentlich nicht sein darf. Ein weiteres Buch um bekannte Frauen und deren eher unbekannte Geschichte. Mögt ihr diese Bücher auch so sehr?


Darum geht es:


Virginia und Leonhard Woolf feiern mit ihrem eigenen Verlag Hogarth Press 1922 erste Erfolge. Als Virginia die erfolgreiche und zehn Jahre jüngere Schriftstellerin Vita Sackville-West vorgestellt wird, ist sie fasziniert von derem glamouröusen, aristokratischen Auftreten. Vita ist bekannt für ihr skandalöses Leben, obwohl sie ihren Ehemann Harold Nicolson sehr liebt und er der Hauptpfeiler in ihrem unsteten Leben ist. In diesem Punkt hat sie durchaus viel gemeinsam mit Virginia Woolf, die in einer ähnlichen Beziehung zur ihrem Mann Leonhard zusammenlebt. Und natürlich auch in ihrer gemeinsamen Liebe zur Literatur.


Die beiden Frauen fühlen sich zueinander hingezogen und es entsteht eine zarte, aber dennoch tiefe Liebe zwischen ihnen. Eine Liebe voller Hindernisse und auch Missverständnisse und Verletzungen, die die Schriftstellerinnen zu mehreren bekannten Werken inspirierte.

Klappentext zu Stefanie H. Martin "Die Liebenden von Bloomsbury - Vita und der Garten der Liebe".


Meine Leseeindrücke zum Buch von Stefanie H. Martin:


Wie oben schon erwähnt, handelt es sich um den dritten und abschließenden Teil der Bloomsbury-Trilogie von Stefanie H. Martin. Es ist durchaus möglich, diesen Band unabhängig von den anderen zwei Teilen zu lesen. Dennoch empfehle ich euch, unbedingt zuerst die anderen beiden Bücher zu lesen. Mir persönlich fiel es auf den ersten 100 Seiten etwas schwer, mit all den Persönlichkeiten zurecht zu kommen, die ja schon in den vorangegangenen Büchern vorgestellt wurden. Das minderte den Lesegenuss zeitweise erst einmal und ich brauchte eine ganze Weile, in die Geschichte rein zu kommen. Ab einem gewissen Zeitpunkt ging es dann aber und sie gefiel mir gut.


Die Geschichte um Virginia und Vita wird mal eher aus der Sicht der einen, dann eher aus der Sicht der anderen erzählt, wobei dies immer an den jeweiligen Standorten der Handlung ersichtlich ist. Obwohl man natürlich sehr viel über Vita Sackville-West und ihr Liebesleben erfährt, fühlte der Roman sich für mich eher wie Virginias Geschichte an. Man erfährt unheimlich viel über die Erlebnisse, Gefühle und Sorgen der beiden Protagonistinnen, doch zumeist um Virginias Gefühlswelt und ihre angegriffene Gesundheit, die ständige Sorge, verrückt zu werden. Darüber hinaus finden weder Vita noch ihr Mann Harold Anerkennung in der Bloomsbury Group. Im Gegenteil, ich hatte zeitweise das Gefühl, dass man sich eher über sie lustig machte. So wie es heute vielleicht den Autor:innen von Liebesromanen und anderen Geschichten für ein breitgefächertes Publikum geht.


Ich muss gestehen, für mich saß Virginia Woolf teilweise etwas auf dem hohen Ross und sah etwas zu sehr auf die ihr (so sie es empfand) schriftstellerisch unterlegene Vita herab. Obwohl sie selbst erst durch Vita so viel dazu gewonnen hat und ihre bekanntesten Romane schrieb, nachdem sie und Vita heimlich zu einem Liebespaar wurden. Vita hat ihre dunklen Seiten, aber meine Sympathie war sehr oft auf ihrer Seite. Die Geschichte von Virginia und Vita ist auch keine typische Liebesgeschichte. Oftmals schweben die Zwei zwischen Anziehung und Abstoßung. Einerseits lieben und brauchen sie sich, andererseits ertragen sie sich auch nicht so wirklich. Zwischen ihren Begegnungen liegen daher oft Monate. So erstaunt es nicht, dass die Jahre im Buch einfach so verrinnen. Gefühlt ist es eher eine Geschichte über die Liebe zur Literatur.

Vita und der Garten der Liebe mitten im Lavendel.


Ein kurzer Ausflug in die Zeit der „Bloomsbury Group“


Der Handlungsrahmen von „Vita und der Garten der Liebe“ spannt sich von 1922 – 1928, also den goldenen 20er Jahren. Die „Bloomsbury Group“ bestand von 1905 bis zum Zweiten Weltkrieg. Es handelte sich um eine Gemeinschaft von Künstlern, Wissenschaftlern und Intellektuellen, die sich in regelmäßigen Zeitabständen trafen und austauschten – in der Hauptsache über Literatur, bildende Künste, Wissenschaften und offensichtlich auch über persönliche Leidenschaften. Zu der Bloomsbury Gruppe gehörten unter anderen Virginia und Leonhard Woolf, ihre Schwester Vanessa, ihr Ehemann Clive Bell und auch ihr Lebensgefährte Duncan Grant.


Ein illustrer Kreis mit alternativen Beziehungsmodellen, die ich nie im Leben erwartet hätte in England in den 1920ern. Die Bloomsbury Gruppe hatte sich anscheinend nicht nur der Modernisierung von Literatur, Wissenschaft und Kunst verschrieben. Da fragt man sich, wann (und vor allem warum) die Prüderie wieder Einzug gehalten hat. Wobei offensichtlich schon ein großer Unterschied zwischen Männern und Frauen bestand. Männer durften ihre gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung wohl offen ausleben, während es für Frauen komplett unmöglich war. Ich empfehle euch in diesem Zusammenhang auf jeden Fall auch den Abspann des Buches und das Nachwort von Stefanie H. Martin zu lesen. Es ist sehr interessant und aufschlussreich.

Der neue Roman von Stefanie H. Martin zusammen mit einer Schmuckausgabe von Mrs. Dalloway von Virginia Woolf.


Meine Bewertung/mein Fazit zum Buch von Stefanie H. Martin


Trotz meiner Anlaufschwierigkeiten mit „Vita und der Garten der Liebe“ bedingt durch die fehlenden Kenntnisse der Vorgeschichte, kann ich euch diesen Roman sehr empfehlen. Wenn ihr mehr über die Mitglieder der Bloomsbury Group erfahren möchtet, ist der neue Roman von Stefanie H. Martin mit Sicherheit spannend für euch. Aber denkt an die ersten beiden Bände, falls ihr diese noch nicht kennt. Macht bitte nicht den gleichen Fehler wie ich.

Stefanie H. Martins gut recherchierter und wunderbar geschriebener Roman hat mir sehr gefallen und ich freue mich schon jetzt, weitere Bücher der Autorin zu lesen. Außerdem habe ich jetzt Lust bekommen, „Mrs. Dalloway“ vom SUB zu befreien und damit mein erstes Buch von Virginia Woolf zu lesen. Ja, ich weiß, ich sollte mich schämen.


Die Reihe „Die Liebenden von Bloomsbury“ könnt ihr selbstverständlich bei der Buchhandlung eures Vertrauens bestellen. Vermutlich findet ihr sie sogar direkt vor Ort. Wie wäre es mal wieder mit einem Besuch?


Viel Freude beim Lesen!


Deborah

Die Liebenden von Bloomsbury 3 zusammen mit den Blogmäusen.


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Vielen lieben Dank an Stefanie Hr. Martin und den aufbau taschenbuch Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zu den Büchern der Autorin findet ihr auf der Internetseite des Verlages.


Ps: Falls ihr euch für eine andere bekannte Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts interessiert, kann ich euch Vivien Leighs Geschichte „Gone with the Wind“ aus dem aufbau taschenbuch Verlag empfehlen.