Charlotte Leonard – Gone With The Wind


Das Cover und der Titel des Buches von Charlotte Leonard – und schon war es um mich geschehen.


Es gibt Filme, die trotz ihres Alters noch immer faszinierend sind. Schon als Jugendliche habe ich „Vom Winde verweht“ mit Vivien Leigh und Clark Gable sehr gerne geschaut – auch wenn der Film und vor allem das Buch aus heutiger Sicht alles andere denn politisch korrekt sind oder waren. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie sind rassistisch auf Grund ihrer Verklärung der Sklaverei. Außerdem wurde auch die Vergewaltigung in der Ehe als das Recht des Ehemannes angesehen. Daher spricht so einiges gegen das Buch und den Film, wobei im Film schon einige ganz heikle Dinge weggelassen wurden.


Für mich war es aber hauptsächlich die Hassliebe zur schönen Heldin der Geschichte, die den Film so spannend machte – und natürlich die gewaltigen Bilder. Wie sehr mochte ich diese selbstbewusste und manchmal ziemlich herrische Südstaatenschönheit Scarlett O’Hara. Gleichzeitig fand ich sie ab und an wirklich arrogant und fies. Aber Scarlett O’Hara steht für mich hauptsächlich für eine Person, die trotz aller Umstände immer versucht, selbstbestimmt zu leben. Sie hat einen unbeugsamen Willen zu (Über-)Leben und kämpft für ihre Familie. Und für mich hat Scarlett nur ein Gesicht: Das von Vivien Leigh. Es ging also kein Weg daran vorbei, ich musste „Gone With the Wind“ von Charlotte Leonard einfach lesen.


Darum geht es im Buch von Charlotte Leonard:


Die angehende britische Schauspielerin Vivian Holman ist 21 Jahre alt und seit zwei Jahren verheiratet, als sie 1934 den Schauspieler Laurence Olivier auf der Theaterbühne sieht in „Die königliche Familie“. Sie fühlt sich sofort zu ihm hingezogen. Gegen den Willen ihres Ehemannes Leigh Holman widmet sie sich weiter ihrer Schauspielausbildung. Als sie den ebenfalls verheirateten Laurence Olivier wieder trifft, verliebt sie sich in ihn und auch Larry sich in sie. Um auch als Filmschauspielerin Erfolg haben zu können, ändert sie ihren Künstlernamen zu Vivien Leigh.


Vivien liest Margaret Mitchells Bestseller „Gone With The Wind“ und ist sich sicher, dass sie die einzig richtige Besetzung für Scarlett O’Hara ist. Als sie hört, dass der Produzent David Selznick noch immer nach einer Besetzung für diese Rolle sucht, ist sie Feuer und Flamme. Sie setzt alles auf eine Karte, lässt ihre Familie und Freunde hinter sich und geht zusammen mit Laurence Olivier in die USA. Sie schafft es tatsächlich, den Produzenten auf sich aufmerksam zu machen und setzt sich gegen ihre Mitbewerberinnen durch.


Doch schon bald erlebt sie die Schattenseiten Hollywoods, vor denen Larry sie gewarnt hatte. Die Dreharbeiten zu „Gone With The Wind“ ziehen sich und werden zur echten Belastungsprobe für Vivien. Auch für ihre Liebe zu Larry.

Der Klappentext zum Buch "Gone with the wind" von Charlotte Leonard.


Meine Leseeindrücke zum Buch von Charlotte Leonard:


Meine Vorfreude auf das Buch von Charlotte Leonard war wirklich riesengroß. Sobald ich das Buch in Händen hielt, das Cover bewunderte und es dann aufschlug, hatte ich ungelogen die Filmmusik von „Vom Winde verweht“ im Kopf. Ehrlich. Und natürlich die Stimmen von Scarlett, Rhett, Mammy, Melanie… und Ashley Wilkes. Mal ehrlich, wer mochte ihn? Jetzt, nachdem ich das Buch gelesen habe (und falls das keine Fiktion war), kann ich auch nachvollziehen, warum ich ihn nie mochte: Er kam genauso langweilig rüber, wie er sich während des Filmdrehs gelangweilt hatte. Auch in diesem Fall mochte ich den vermeintlichen Bad Guy Rhett lieber.


Als ich Viviens und Larrys Geschichte gelesen habe, war ich tief versunken in eine andere Zeit und eine andere Welt. Es war einfach großartig, einmal hinter die Kulissen einer der bekanntesten Hollywood-Produktionen aller Zeiten zu schauen und einen Einblick in das Leben der Schauspieler zu erhalten. Vivien Leigh heiratete mit gerade 19 ihren ersten Ehemann Herbert Leigh Holman und wurde ein Jahr später Mutter. Von daher kann ich verstehen, dass sie ihr Leben noch nicht als Ehefrau zu Hause verbringen wollte. Sie war jung und voller Energie und wollte noch mehr erleben und vor allem eine richtige Schauspielerin werden. Dass sie und Larry (Laurence Olivier) sich zu diesem Zeitpunkt begegneten war wohl Schicksal.

Das Buch von Charlotte Leonard zwischen Vergissmeinnicht mit Blogmaus.


Die Dreharbeiten und die Ereignisse rund um die Produktion schilder Charlotte Leonard so lebendig, dass ich zeitweise wirklich das Gefühl hatte, beim Dreh dabei zu sein. Viviens Müdigkeit ist regelrecht zu spüren nach monatelangen Drehs mit 6-Tage-Wochen und geheimen Treffen mit Larry, weil ihre Beziehung natürlich ebenfalls nicht bekannt werden darf. Schließlich sind beide verheiratet, aber nun eben nicht miteinander.


Es war spannend, vieles über die Dreharbeiten selbst aber auch um die ganzen Schwierigkeiten drum herum zu erfahren. Allein das Drama um die Uraufführung. Atlanta oder lieber doch nicht? Schließlich gab es dort nach wie vor die „racial segregation“ (und auch noch bis zum 17. Mai 1954!) und Selznick konnte so nicht alle Darsteller zur Premiere mitnehmen. An Sympathie gewonnen hat in diesem Buch für mich Clark Gable, der sich offensichtlich sehr für seine afroamerikanischen Kollegen einsetzte. Auch Vivien Leigh distanzierte sich von jeglicher Diskriminierung.


Vivien Leigh war verständlicherweise weniger begeistert darüber, wie sie selbst behandelt wurde am Dreh. Mit dem ersten Regisseur des Filmes, George Cukor, verstand sie sich wunderbar und hatte die gleiche Vision für die Verkörperung der Scarlett O’Hara auf der Leinwand. Doch der Nachfolger Victor Fleming war wohl kein Fan von Schauspielerinnen oder Frauen an sich und beschloss, Scarlett als reines Biest ohne jegliche Emotionen darzustellen. Somit wurde der Dreh für Vivien zu einem einzigen Kampf über 22 Drehwochen, in denen sie gerade mal 4 Tage Urlaub bekam. Während Kollege Clark Gable immer mal wieder frei hatte und dazu auch noch viel mehr verdiente. Von Gleichberechtigung war man damals noch weiter entfernt als heute. Obwohl ich mich frage, ob es heute tatsächlich besser geworden ist im Filmbusiness.

"Gone with the wind" von Charlotte Leonard mit Kaffeetasse und Blogmaus.


Meine Bewertung/mein Fazit zum Buch von Charlotte Leonard:


Da „Gone With The Wind“ von Charlotte Leonard so spannend und unterhaltsam geschrieben ist, habe ich die 380 Seiten in zwei Tagen durchgelesen. Ich musste einfach wissen, wie es weitergeht. Klar, was dabei rausgekommen ist, wusste ich ja schon, aber dennoch. In der Geschichte habe ich so viel interessantes über den Film erfahren, dass ich ihn deshalb unbedingt wieder einmal anschauen muss. Ich kann nicht mehr sagen, wie oft ich die Verfilmung schon gesehen habe, und wann zum letzten Mal. Aber an die beschriebenen Szenen erinnere ich mich noch sehr deutlich.


Natürlich hat mir auch die Liebesgeschichte zwischen Vivien und Larry sehr gut gefallen und ich habe mit den beiden mitgelitten. Das Versteckspiel wegen der verlogenen Prüderie Hollywoods war sehr anstrengend für beide und eine echte Belastungsprobe für ihre Beziehung. Aber ich muss tatsächlich zugeben, dass mich hier die Szenen rund um die Verfilmung weit mehr interessiert haben. Dennoch verstehe ich jetzt auch, warum Vivien unbedingt diese eine Rolle haben musste. Und das als Britin, was schon einen Affront gegen die Südstaaten darstellte.


Insgesamt hat mir Charlotte Leonards Buch wahnsinnig gut gefallen und ich kann es euch von ganzem Herzen empfehlen, wenn ihr etwas über die Goldene Ära Hollywoods, die Schauspielerin Vivien Leigh und die Entstehung eines Hollywood-Klassikers lesen möchtet. Auf jeden Fall lesen solltet ihr es, wenn ihr „Vom Winde verweht“ mochtet und mehr über die Hintergründe erfahren wollt. Dann ist es einfach ein Muss.


Mein Fazit: Vivien Leigh ist und bleibt für mich die einzig wahre Scarlett O’Hara und dank Charlotte Leonard weiß ich jetzt auch, warum das so ist. Ein tolles Buch! Für mich spannend und interessant von der ersten bis zur letzten Seite.


Mir bleibt nur noch zu sagen, ab in die Buchhandlung, und viel Spaß beim Lesen. Da heute Sonntag ist, gilt ausnahmweise Scarlett O’Haras Motto: „Aber nicht heute. Verschieben wir auf morgen.“


Deborah


Ps: Jetzt kommt noch ein bisschen Nachschlag zu Margaret Michells Buch und der Verfilmung zu David O. Selznick. Für diejenigen unter euch, die es interessiert. 😉

Das Buch mit Dekofigur und Blogmaus.


Ein paar Fakten zum Buch von Margaret Mitchell:


Auf den Roman gehe ich nicht genauer ein, da ich ihn nie gelesen habe. Nachdem ich den Film als Teenager gesehen hatte, habe ich es mir zwar immer wieder einmal vorgenommen, das Buch zu lesen. Ich hatte das Buch in meinem Zimmer stehen. Doch es war mir schlicht und einfach zu dick. Darüber hinaus hatte ich den üblichen Effekt: Wenn ich zuerst einen Film gesehen habe, habe ich meistens keine Lust mehr, das Buch zu lesen. Einfach weil ich dann schon die Schauspieler und die Handlung des Filmes im Kopf habe. Ich überlege jedoch tatsächlich, das Buch doch noch irgendwann zu lesen. Was meint ihr? Sollte ich?


Margaret Mitchells Roman erschien am 30. Juni 1936 und wurde bis heute rund 30 Millionen mal verkauft. Fakt ist, dass der Roman auch damals schon zum einen sehr beliebt, aber auch sehr umstritten war. Die Handlung spielt zu Zeiten des Sezessionskrieges in den 1860ern und die Sklavenhaltung wurde romantisiert. Erstaunlich war hingegen jedoch, dass Mitchells Frauenbild sehr viel moderner war. Und genau das war der Punkt, der mir auch im Film so gefiel. Trotz aller Anfeindungen durch Männer und anderer Frauen, die sie dafür verachteten, unternimmt Scarlett alles, was notwendig ist, um zu überleben und auch ihren Willen durchzusetzen. Scarlett O’Hara entsprach damit sicher nicht der Vorstellung einer perfekten Südstaatenlady zur damaligen Zeit.

"Gone with the wind" mit Deko.


Fleißarbeit, oder noch ein paar Infos zum Film (falls ihr noch Lust habt, weiterzulesen…):


Der unabhängige Produzent David O. Selznick wagte sich als einziger an den Stoff. Alle anderen Produzenten lehnten ab oder boten zu wenig für die Story. Filme über den amerikanischen Bürgerkrieg waren zumeist Flops. Doch Selznick kaufte dennoch die Rechte bereits im Juni 1936 für 50.000 US$. Mit der Verfilmung musste er noch warten bis Ende 1938 auf Grund verschiedener Verträge. Diese Zeit benötigte er auch für die Grundversion des Drehbuchs und die Suche nach seinen Stars. Für die Rolle Rhett Butlers wollte Selznick von Anfang an Clark Gable, der jedoch zunächst ablehnte.


Obwohl einige Schauspielerinnen für die Rolle der Scarlett gecastet wurden, gabe es ein USA-weites Casting „Searching for Scarlett“ für unbekannte Gesichter. Es bewarben sich rund 1.400 Frauen für die Rolle – von denen jedoch keine in Betracht kam. Zunächst fiel die Wahl auf Paulette Goddard, eine Schauspielerin, die zu diesem Zeitpunkt mit Charlie Chaplin liiert war. Da sie jedoch keine Heiratsurkunde vorweisen konnte, war sie für Selznick nicht tragbar, da dies nicht den allgemeingültigen Moralvorstellungen entsprach. Und dann lernte der Vivien Leigh kennen. Der Rest ist Geschichte…


Was dabei letztendlich rauskam, ist einfach gigantisch: Es wurden etwa 140 km Filmmaterial aufgenommen in der mehrere Monate dauernden Drehzeit, die von 3 Regisseuren begleitet wurde. Der tatsächliche Film wurde auf 6000 Meter geschnitten und hatte ein Länge von 3 Stunden und 58 Minuten. Für damalige (und wahrscheinlich auch für heutige) Verhältnisse ein Mammutwerk mit einem hohen Verlustrisiko. Selznicks Mut zum Risiko wurde jedoch belohnt und der Film wurde einer der kommerziell erfolgreichsten Filme überhaupt.


Ganz nebenbei heimste der Film 8 Oscars + 2 Ehrenoscars ein. Darunter die begehrtesten für den besten Film, die beste Regie (Victor Fleming – was ich ehrlich gesagt ungerecht finde, aber na ja), die beste Hauptdarstellerin (Vivien Leigh). Am bemerkenswertesten ist jedoch die Tatsache, dass der Preis für die beste Nebendarstellerin nicht an die ebenfalls nominierte Olivia de Havilland sondern an Hattie McDaniel ging. Sie war damit die erste afroamerikanische Darstellerin, die einen Oscar erhielt. Das wirklich Traurige daran: Während der Oscar-Verleihung durfte sie nicht bei Ihren Kolleginnen und Kollegen sitzen sondern wurde hinten im Saal platziert.


So, nun habe ich aber wirklich genug erzählt. Die wirklich spannenden, informativen und teilweise auch unterhaltsamen Fakten zum Beispiel zur großen Brandszene oder dem Bau von Zwölf Eichen findet ihr im Buch von Charlotte Leonard. 🙂


Werbung


Folgenden Link kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:


Vielen lieben Dank an den aufbau taschenbuch Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zum Buch findet ihr auf der Internetseite des Verlages.