Zwei Bücher über die Geschichte einer großen Liebe voller Dramen und Ungerechtigkeiten. „Das Sternenboot“ von Stefanie Gerstenberger hatte mich schon lange interessiert, aber ich hatte es noch nicht gelesen. Völlig überraschend bekam ich vom Diana Verlag und Stefanie Gerstenberger „Piniensommer“ zugesendet. Ich habe mich riesig darüber gefreut, hatte aber keine Ahnung, dass es sich quasi um die Fortsetzung von „Das Sternenboot“ handelt. Deshalb habe ich die Bücher in umgekehrter Reihenfolge gelesen. Was sich im Nachhinein als gar nicht so schlimm erwiesen hat.

Da ich nach „Piniensommer“ aber auch unbedingt den ersten Teil lesen wollte, könnt ihr euch sicher bereits vorstellen, wie meine Meinung zu diesen Büchern ausfallen wird…

Beschreiben möchte ich sie euch allerdings in der richtigen Reihenfolge. Dank der Lohmarer Stadtbibliothek konnte ich ja direkt auch „Das Sternenboot“ lesen, womit ich nun beginnen möchte.

Stefanie Gerstenberger – Das Sternenboot

 

 

 

Darum geht es:

Stella und Nicola werden am selben Tag auf Sizilien geboren, am 1. April 1947. Nicola kommt mit einem Lächeln zur Welt und wird von seinen Eltern sehr geliebt. Dagegen wird Stella als drittes Mädchen in der Familie von ihrer Mutter, einer Marchese, verstoßen. Sie wächst fortan bei ihrer Tante Assunta, ihrer Nonna und ihrem Babbo auf. Dort ist sie ziemlich wohlbehütet und möchte gar nicht zurück in ihr Elternhaus zu den verhassten Schwestern und den gleichgültigen Eltern.

Für beide Kinder, die sich im Lauf der Jahre immer wieder begegnen, hält das Schicksal schwere Zeiten bereit. Anfangs können sich die beiden nicht richtig leiden, aber dann entsteht doch eine Freundschaft und irgendwann wird es Liebe…

 

 

Meine Bewertung:

Ich bin so froh, dass ich es noch im Nachhinein gelesen habe. „Piniensommer“ war zwar vollkommen unabhängig lesbar, doch manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich etwas bereits wissen sollte. Das irritierte mich beim Lesen. Nachdem ich es beendet hatte, habe ich andere Leser gefragt, ob ich denn nun noch den ersten Teil lesen soll. Der einhellige Tenor war: Unbedingt… ein so tolles Buch… lies es! Ich vertraue ja gerne auf die Meinung anderer Leseratten und es hat sich wirklich, wirklich gelohnt. Ich kann jetzt gar nicht sagen, dass mir eines der Bücher besser gefallen hätte. Aber erst mit dem ersten Teil ergab die Geschichte aus dem zweiten Teil ein sinnvolles Ganzes.

Meiner Meinung nach hat „Das Sternenboot“ völlig zurecht den zweiten Platz beim DELIA-Literaturpreis 2016 gewonnen. Die Geschichte von Stella und Nicola ist bewegend, dramatisch und schön, ich habe jede Minute davon genossen. Stefanie Gerstenberger beschreibt das Leben auf Sizilien von 1947 an so wunderbar, dass ich mir alles bildlich vorstellen konnte: Den langsam zerfallenden Palazzo, in dem Stellas Familie wohnt und in dem sie später wie eine Magd lebt, und das einfache Leben von Nicola und seiner überfürsorglichen und ängstlichen Mutter Flora. Die Geräusche, die Hitze, die Gerüche, das Meer bei Nicolas Tauchgängen… fast kann man sich vorstellen, tatsächlich dort zu sein. Ich brauchte das eine oder andere Mal Taschentücher.

Stefanie Gerstenberger – Piniensommer

 

 

Darum geht es:

(Achtung Spoiler, wenn ihr „Das Sternenboot“ noch nicht gelesen habt!)

„Piniensommer“ knüpft dort an, wo die Geschichte von „Das Sternenboot“ endete. Nachdem Stellas Mutter gestorben ist, kümmert sie sich um den Haushalt des maroden Palazzo. Stella und Nicola sind eng verbunden und seit längerem ein Paar. Sie haben sich gegen den Willen von Stellas Vater und Nicolas Mutter verlobt. Beide Elternteile zögern die Hochzeit jedoch aus unterschiedlichen Gründen heraus.

Nicola hat eine große Leidenschaft, die Stella Angst macht: Er geht immer wieder Apnoe-Tauchen. Auch als sie gemeinsam Architektur studieren, kann er darauf nicht verzichten. Stella und Nicola sind sich sicher, dass sie den Rest ihres Lebens zusammen verbringen werden. Doch das Schicksal mischt abermals die Karten neu. Der bisher schönste Tag im Leben der beiden wird eben dieses auf tragische Weise für immer verändern.

 

 

Meine Bewertung:

„Piniensommer“ ist nicht weniger dramatisch als „Das Sternenboot“. Aber hier ist trotz allem auch Liebe und Romantik zu finden. Stella und Nicola empfinden eine tiefe Liebe und sind offensichtlich füreinander geschaffen. Nachdem beide, insbesondere Stella, schon so unfassbar viel erlebt haben in ihrem jungen Leben, wünscht man ihnen einfach ein Happy End. Umso unvorstellbarer und grausamer ist das, was dann passiert. „Piniensommer“ hat mich auf jeden Fall noch viel mehr Taschentücher gekostet, als der erste Teil der Geschichte. Okay, das mag aber auch daran gelegen haben, dass ich ja schon teilweise wusste, was in Band eins passiert. Das ist eben der Nachteil, wenn man in der falschen Reihenfolge liest…

Stefanie Gerstenberger ist wirklich eine sehr gute Erzählerin. Kennt ihr das? Seid ihr auch manchmal traurig, eine Geschichte verlassen zu müssen, und schließt das Buch mit einem leisen Seufzen? So ging es mir mit beiden Büchern. Ich fand sie beide gleich gut. In „Piniensommer“ kam naturgemäß etwas mehr Liebe ins Spiel, weil Stella und Nicola dann ja quasi erwachsen sind.

Ich mag die Figur der kämpferischen, starken Stella, die sich trotz aller Rück- und Niederschläge immer wieder aufrappelt und ihren Weg geht – auch mit der Hilfe der Menschen, die sie lieben. Aber auch der sturköpfige, aufmüpfige Nicola ist mir sehr ans Herz gewachsen, so wie er Stella umwirbt und bewacht. Insgesamt gibt es viele unvergessliche Charaktere in beiden Büchern.

 

 

Mein Fazit:

Ich liebe die Familiensaga um Stella und Nicola. Ich fühlte mich in ein komplett anderes Umfeld und eine andere Zeit versetzt (obwohl die Geschichte gar nicht so weit in der Vergangenheit spielt). Es sind keine reinen Liebesromane, sondern viel mehr als das, denn es wird die Geschichte zweier Familien über einen längeren Zeitraum erzählt. Wer solche Romane mag, wird „Das Sternenboot“ und „Piniensommer“ vermutlich auch lieben. Von mir gibt es jedenfalls eine ganz dicke, uneingeschränkte Leseempfehlung für die beiden Bücher von Stefanie Gerstenberger. Ich wünsche euch viel Freude dabei. Und solltet ihr genau wie ich nah am Wasser gebaut sein: Taschentücher bereithalten!

Bleibt mir nur noch eines zu sagen: Vielen herzlichen Dank an den Diana Verlag und an Stefanie Gerstenberger für die gelungene Überraschung. Ich freue mich schon jetzt auf viele weitere Bücher der Autorin.

Deborah