Bei der Blogg dein Buch Aktion „Aufgepasst! Die Indies kommen!“ habe ich Susanne Markgrafs „Die Goldatmerin“ aus dem Verlagshaus el Gato bekommen. Ich muss gestehen, das Buch hat mich eiskalt erwischt und es fällt mir nicht leicht, etwas darüber zu schreiben. Aber nicht, weil es schlecht ist, es ist nur einfach nicht leicht, es zu beschreiben. Es geht um ein wirklich heißes Eisen: Kindesmissbrauch ab dem Säuglingsalter und die Folgen für das Kind beziehungsweise die spätere Erwachsene.

copyright der Cover Verlagshaus el Gato

Zum Inhalt:

Lisa Lehmann, 13 Jahre alt, ist alles in allem ein ziemlich pfiffiges Mädchen. Allerdings: Lisa tickt nicht richtig. Deshalb geht sie jede Woche zu Frau Dr. Freudensprung, die nicht nur Psychologin, sondern darüber hinaus auch Farbmagierin und Hüterin eines ganz besonderen Tores ist. Bald wird klar, warum Lisa nicht richtig tickt: Es hat etwas mit dem Vater zu tun. Lisa … komm … lass mich das machen … So lockt Lisas Schattenschwester Lena sie an fremde, geheimnisvolle Orte, sobald der Vater auf der Bildfläche erscheint. Immer stärker wird Lisas Drang, zu erfahren, was es mit dem Vater auf sich hat. Mit der Hilfe von Frau Doktor Freudensprung, dicht gefolgt von den Völkern der Do´inoboroì und der Di´erabinaì, sowie den Wiesenleuten, gelangt Lisa endlich an das Tor der Tore, hinter dem sich der Abgrund der vollkommenen Erinnerung befindet. Gut, dass Lisa in die Geheimnisse des Goldatmens eingeweiht wird, denn nur dank dieser speziellen Farbmagie wird sie am Ende ihrer Suche eine erstaunliche Entdeckung machen …

Meine Bewertung:

Auf sehr behutsame aber dennoch offene Weise schildert Susanne Markgraf Lisa Lehmanns Weg. Mit Lisa stimmt etwas nicht, alle sind der Ansicht, dass sie nicht richtig tickt. Mit Hilfe von Frau Doktor Friedhelmine Freudensprung bewegt sich Lisa Lehmann ganz vorsichtig auf den Abgrund der totalen Erinnerung zu. Diese Erinnerungen sind mehr, als Lisa ertragen kann, daher gibt es zum Beispiel ihre Schattenschwester Lena, die Lisa immer dann in eine andere Welt lockt, wenn Lisa Schlimmes passiert.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich halbwegs begriffen hatte, was mit Lisa Lehmann geschieht und was es mit der Welt der Farben auf sich hat. Offensichtlich ist Lisa Lehmann eine von vielen Personen, die sie in sich vereint – unter anderem zählen hierzu ihre Schattenschwester Lena. Man merkt, dass Susanne Markgraf in „Die Goldatmerin“ ein eigenes Trauma aufarbeitet. Das Büchlein ist klein und hat nur 236 Seiten, doch sein Inhalt ist teilweise sehr schwer verdaulich. Man sollte sich auf jeden Fall Zeit lassen beim Lesen. Sobald Lisa beginnt, sich an den Missbrauch durch den Vater zu erinnern, wird es wirklich hart – sie beschreibt zwar nicht alles explizit, aber es ist klar, was Lisa ertragen muss. Man merkt auch, dass Lisa nur auf Frau Dr. Freudensprung, ihren Freund Jan und ihre Begleiter aus der Farbenwelt zählen kann. Die Beziehung zur Mutter ist nicht eben gut, so nennt Lisa sie auch nur die „Mutterfrau“.   

Susanne Markgraf hat kein biographisches Buch geschrieben, sondern ihre Erlebnisse in einem Roman verarbeitet. Am Ende der Geschichte richtet sie auch einige sehr persönliche Worte abschließende Worte an den Leser. Ich kann mir vorstellen, dass ihr das Schreiben des Buches geholfen hat, ihren eigenen Frieden zu finden und – wie selbst sagt – den Weg der Vergebung zu gehen. Ein bestimmt sehr steiniger Weg. Für jemanden, der eine behütete Kindheit hinter sich hat, ist es kaum nachvollziehbar, dass ein Kind so etwas ertragen kann. Diese Kinder haben es sicher sehr schwer, in ihrem zukünftigen Leben Liebe und Vertrauen zu Empfinden. Umso schöner ist es, wenn ihnen geholfen werden kann und sie doch noch glücklich werden, wie Susanne Markgraf. Sie lebt ihr Leben und wird geliebt – genauso soll es sein. 

„Die Goldatmerin“ hat mich teilweise verwirrt, teilweise schockiert und auf jeden Fall sehr tief berührt. Es ist ein ernstes Thema, mit dem man sich hier auseinander setzt. Das Ende hat mich sehr überrascht, denn damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. 

Ich hoffe, ich konnte einigermaßen rüberbringen, was ich beim Lesen von Susanne Markgrafs Buch empfunden habe. Es ist mir nicht möglich zu sagen, ob es mir nun sehr gut gefällt – denn wie kann mir letztendlich eine Geschichte über ein Mädchen, das körperlich und seelisch so sehr verletzt wurde, gefallen? Auf jeden Fall ist es ein sehr emotionales Buch, das ich euch gerne ans Herz lege. 

Mehr über die Susanne Markgraf erfahrt ihr auf ihrer Internetseite. Mehr Informationen über „Die Goldatmerin“ und Bestellmöglichkeit gibt es über die Seite vom Verlagshaus el Gato. Sehr schön finde ich übrigens, dass das eBook im Buchpreis enthalten ist. 

Mein herzliches Dankeschön, dass ich das Buch lesen durfte, geht an Blogg dein Buch und das Verlagshaus el Gato!

Einen schönen Sonntag-Nachmittag!

Deborah