Endlich habe ich es geschafft, meinen Bericht über die Vorstellung von Edward Kelsey Moores Debütroman „Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“ fertigzustellen.
Es ist schon eine kleine Weile her, doch ich erinnere mich noch sehr gut an diesen schönen Abend im Presseclub in Bonn. Die Lesung mit Edward Kelsey Moore und Regina Lemnitz war ein echtes Erlebnis.
Wenn ich von diesem Abend berichte, möchte ich natürlich die ganze Geschichte erzählen. Ende März bekam ich die Einladung zu der Lesung am 17.04.2013 mit dem Angebot, den Autor zu interviewen. Sicher sind meine Aufregung und Freude nachvollziehbar, und vielleicht auch meine Zweifel, denn mein Englisch ist nun doch „etwas“ eingerostet. Meine Bedenken konnte Frau Schmidt von Random House zerstreuen, ich bekam von Frau Dr. Böhm großartige Unterstützung beim Übersetzen und Stellen der Fragen. Dennoch war ich die Tage vor dem Event ein Nervenbündel – denn ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet.
Das Interview sollte vor der eigentlichen Lesung stattfinden. Obwohl, entgegen aller Hoffnung, auf absolut jeder Strecke nach Bonn Verkehrschaos herrschte, kamen wir sehr pünktlich an. Der Presseclub hat mich schon sehr beeindruckt, dieses altehrwürdige Gebäude mit seiner Geschichte. Nach einem Soundcheck konnte es losgehen. Wir saßen in einer gemütlichen, ruhigen Sitzecke und plauderten zunächst etwas, bevor wir mit dem Interview anfingen. Edward Kelsey Moore ist sehr sympathisch und lacht viel, entgegen meinen Bedenken konnte ich fast jedes Wort verstehen. Nachdem wir erst einmal miteinander gesprochen haben, war ich auch lange nicht mehr so nervös.
Zunächst befragte ich Edward Kelsey Moore zur Entstehung des Buches von der Idee bis zur fertigen Geschichte und dem Finden eines Verlegers. Mr Moore erzählte, dass er zunächst eine komplette Geschichte im Sinn hatte, doch während des Schreibens veränderten sich die Protagonisten immer mehr und damit auch die Geschichte. Insbesondere Odettes Beziehung zu ihrem Mann James stellte er sich zunächst ganz anders vor, weit distanzierter. Doch die angstlose Odette blieb nicht so kontrolliert, sie zeigte offen ihre Liebe zu James. Sie ist auch die einzige Romanfigur, die für sich selbst spricht, da sie eine ganz besondere Sicht auf die Dinge hat – was kein Wunder ist, denn sie steht in Kontakt mit verstorbenen Verwandten und Freunden. Es dauerte etwa 2 ½ Jahre, den Roman zu schreiben. Einen Verleger zu finden war eigentlich nicht sehr schwierig, viel schwieriger war es, einen Agenten zu finden, der „Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“ genauso liebt, wie er selbst. Als er den passenden Agenten gefunden hatte, ging alles ganz schnell, innerhalb weniger Wochen war der passende Verlag gefunden.
„Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“ erscheint bereits in mehreren Übersetzungen, unter anderem in Deutsch, Hebräisch, Polnisch, Italienisch und Französisch. Ich fragte Mr Moore, was für ein Gefühl es war, als er erfuhr, dass sein Erstlingswerk nicht nur in Amerika erscheinen würde, sondern auch direkt im Ausland. Mr Moore lachte und sagte, dass er schockiert war, er konnte es gar nicht fassen. Da er sich im Buch-Business nicht wirklich auskannte, war ihm nicht klar, dass das Buch bereits vor dem Erscheinen Verlagen im Ausland vorgelegt wurde. Diese Überraschung hat Mr Moore wohl auch seinem Agenten zu verdanken.
Was wohl viele Leser interessiert: Keine der Figuren im Roman basiert auf einem Familienmitglied oder Freunden. Was Edward Kelsey Moore aber übernommen hat, sind seine Erfahrungen aus der damaligen Zeit und die Art, wie die Frauen in seiner Familien miteinander umgehen, was sie sich erzählen. Sein Lieblingscharakter in der Geschichte ist „Mama“ – er findet sie cool, mit ihr kann man richtig Spaß haben. Dem kann ich nur zustimmen, „Mama“ ist wirklich klasse!
Die „All-you-can-eat-Diner“ kann ich mir bildlich vorstellen, sie sind für mich etwas typisch Amerikanisches, das es hierzulande in der Form nicht gibt. Da mir persönlich die Vorstellung gut gefällt, dass sich Familie und Freunde wöchentlich in einem Restaurant treffen, Zeit miteinander verbringen und Klatsch und Tratsch austauschen, interessierte es mich, ob diese Tradition in seiner Familie so bestand oder noch immer besteht. Edward Kelsey Moore erzählte, dass dies in seiner Kindheit und Jugend tatsächlich eine Art Tradition war. Man traf sich wöchentlich nach dem Kirchgang im Diner. Heutzutage ist das eher nicht mehr der Fall.
Da Rassismus in „Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“ eine große Rolle spielt – insbesondere das Leben von Barbara Jean wird stark davon beeinflusst – wollte ich von Edward Kelsey Moore gerne wissen, ob es ihm ein besonderes Anliegen war, das Thema auf Grund eigener Erfahrungen in seiner Jugend zu verarbeiten. Es war ihm kein besonderes Anliegen, aber Rassismus war damals alltäglich und hatte einen Einfluss auf das Leben. In seiner Kindheit wusste er genau, welche Plätze er zu meiden hatte, weil sie gefährlich waren. Um ein glaubwürdiges Buch über drei afroamerikanische Frauen in Indiana in den 60er Jahren zu schreiben, konnte er also dieses Thema nicht unerwähnt lassen. Zumal es auch heute noch aktuell ist – wenn auch nicht so schlimm wie früher.
Meine letzte Frage zum Buch war, ob es Pläne gibt, Odette, Clarice und Barbara Jean auf die Leinwand zu bringen – und ob Mr Moore sich schon eine Besetzung für seine Supremes vorstellen kann. Er bestätigte, dass es bereits Gespräche darüber gibt, das Buch zu verfilmen. Natürlich hat er Vorstellungen und Ideen zu den Schauspielern – doch darauf möchte er lieber nicht eingehen. Sonst ist die Enttäuschung groß, auch für ihn selbst, wenn es andere Darsteller werden. Meinen eigenen Vorschlag für Odettes Besetzung fand er gar nicht so schlecht. Ich persönlich denke, dass Chandra Wilson (die kratzbürstige aber liebenswerte Dr. Bailey aus Grey’s Anatomy) eine tolle Odette wäre.
Wie ich auf Edward Kelsey Moores Internetseite gelesen habe, schreibt er bereits ein neues Buch. Daher meine vorsichtige Frage, ob er uns darüber etwas verraten würde. Hier bekomme ich nur ein breites Lachen. Frei übersetzt: Nö. Sorry, aber das will er uns noch nicht verraten.
Edward Kelsey Moore arbeitet seit vielen Jahren als Musiker und Musiklehrer, was sicher auch viel Zeit für Proben beinhaltet. Ich fragte ihn, ob es schwer ist, gleichzeitig die Zeit zum Schreiben zu finden und wie ein normaler Arbeitstag als Musiker und Autor aussieht. Mr Moore hat kein Problem, beide Tätigkeiten zu verbinden. Schwierig ist nur, beides gut zu machen. Er ist sehr glücklich, zwei Jobs zu haben, die ihm Freude machen – er könnte sich nicht entscheiden, was er lieber mag. Das wäre für ihn so, als müsste er sich zwischen Kirsch- und Schokoladenkuchen entscheiden – wo er doch beides liebt. Manchmal schreibt er den ganzen Tag, manchmal auch nur 10 Minuten. Es gibt für ihn keine „normalen Arbeitstage“. Wie er später im Rahmen der Lesung berichtete, schreibt er auch im Orchestergraben, oder wenn ihn einer seiner Musikschüler versetzt hat.
Nun noch die letzte, immer wieder gerne gestellte Frage: Was liest er selbst am liebsten? Hier ist Edward Kelsey Moore ganz in seinem Element. Seitdem er als Kind den Bibliotheksausweis bekommen hat, liest er viel und alles, was ihm gefällt. Er legt sich nicht auf ein bestimmtes Genre fest, liest eine breite Palette. Zu seinen Lieblingsautoren zählen Toni Morrison, John Irving, Carl Hiaasen, P.D. James. Mr Moore mag lustige Bücher, Mystery-Thriller und viele andere. Er möchte beim Lesen einfach eine gute Zeit haben und verschwendet seine Lesezeit daher nicht an Bücher, von denen andere sagen, er sollte sie lesen. Insbesondere von Jeffrey Deavers Büchern ist er begeistert. Es erstaunt ihn immer wieder, wie Jeffrey Deaver seine Geschichten konstruiert – er ist jedes Mal sicher, dass er die Antwort weiß, schlägt die Seite um und alles ist anders. Gut, die Bücher sind ein bisschen blutig, aber nicht so schlimm. Da ich für Tipps immer sehr dankbar bin, habe ich mir selbst nun ein Buch von Carl Hiaasen gekauft („Große Tiere“) – ich bin gespannt.
Nach diesem doch etwas längeren Interview blieb noch kurz Zeit, sich etwas auf die Terrasse zu setzen und das gehörte Revue passieren zu lassen. Im Anschluss ging es direkt zum nächsten Höhepunkt des Abends, der zweisprachigen Lesung.
Die Moderatorin Dr. Regula Venske (auf dem Foto rechts) stellte den Roman, Edward Kelsey Moore und auch Regina Lemnitz (Mitte) vor. Anschließend lasen Edward Kelsey Moore und Regina Lemnitz abwechselnd vor. Es war ein reiner Hörgenuss. Insbesondere auch die Teile, die von Frau Lemnitz vorgelesen oder besser vorgespielt wurden. Der Name sagt euch vielleicht nichts, aber wenn man die Augen schloss, hatte man wahlweise die Gesichter von Whoopi Goldberg, Kathy Bates und Roseanne Barr vor Augen, denn diese bekannten Schauspielerinnen hat Regina Lemnitz synchronisiert. Ich bin sicher, ihr hättet die Stimme auch erkannt. Frau Lemnitz hat die Rollen richtig gelebt, es war phantastisch zuzuhören und zuzuschauen. Aus diesem Grund habe ich mir gleich im Anschluss auch noch das Hörbuch gekauft.
Zwischen den Lese-Abschnitten spielte Edward Kelsey Moore jeweils ein Stück für Odette, Clarice und Barbar Jean auf dem Cello. Die Verbindung von Musik und Lesung war für mich eine vollkommen neue Erfahrung – verständlich, dass ein Zuhörer nach Abschluss der Lesung vorschlug, Mr Moore sollte eine CD mit seinem Buch verkaufen. Es war einfach perfekt, alles passte zusammen, da auch in „Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“ Musik eine große Rolle spielt, besonders für die begabte Pianistin Clarice.
Edward Kelsey Moore erzählte, was der zündende Funke für „Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“ war: Er traf sich mit Freunden auf ein Bier. Im Laufe des Abends unterhielten sich die Männer über die mutigsten Menschen, die sie kannten. Erstaunlicherweise stellten alle fest, dass es sich dabei nicht um Männer, sondern um Frauen handelte. Mr Moore spinnte den Gedanken weiter und stellte sich die Frage, was wäre, wenn es eine mutige Frau ohne Angst gäbe. Daraus entstand die Idee für Odettes Geschichte. Und aus einer Art Midlife-Crisis heraus, fing er wieder an zu schreiben – zunächst Kurzgeschichten und dann einen Roman über Odette und ihre Freundinnen Clarice und Barbara Jean.
Nach Abschluss der Lesung konnten noch Fragen gestellt werden und Edward Kelsey Moore und Regina Lemnitz signierten die Bücher und Hörbücher. Selbstverständlich habe ich mir auch meine beiden Ausgaben signieren lassen als Erinnerung an diesen ereignisreichen Abend.
Ich bedanke mich herzlich bei Edward Kelsey Moore für das Gespräch und bei Dr. Berit Böhm und Kristin Schmidt von Random House für die tolle Unterstützung und die Einladung!
Schönen Abend!
Deborah
P.s.: Die Beschreibung von „Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner“ kommt gleich auch noch!