Fenna Williams – Die Inselsammlerin


Fenna Williams kenne ich als Autorin der Pippa Bolle Romane (Auerbach & Keller / Auerbach & Auerbach) und weiterer Kriminalkomödien. Dass sie Schottland sehr mag, war mir bereits bekannt. Als ich dann aber ihr Buch „Die Inselsammlerin“ entdeckte, war ich doch sehr überrascht und erfreut.


Im Moment haben wir ja leider wenig Möglichkeiten, unsere Welt zu erkunden. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet dieses Jahr wollten wir endlich mal zusammen nach England. Nachdem sich die aktuelle Entwicklung schon im Februar abzeichnete, haben wir diesen Plan ein weiteres Mal verworfen. Also wieder keine Reise nach England, in die Bretagne. Und mein Fernweh ist gerade sehr groß. Warum also nicht zusammen mit Fenna Williams Inseln entdecken?


Darum geht es:


Fenna Williams entwickelte schon in ihrer Kindheit ein sehr großes Interesse an Inseln und erstellte sich eine Liste von Inseln, die sie irgendwann besuchen wollte. Bis es soweit war, dass sie sich tatsächlich auf Reisen machen konnte, verging noch einige Zeit, die sie mit Reisebüchern, Bildbänden und Romanen überbrückte. Außerdem pflegte sie viele langjährige Brieffreundschaften und schuf mit ihrer Studien- und Berufswahl die besten Voraussetzungen, um die (Insel-)Welt zu erobern. Ihr Ziel, all diese exotischen Orte zu besuchen, immer fest vor Augen, hat sie im Lauf der Jahre viele, viele Inseln „gesammelt“. Fenna Williams ist weit gereist, um sich ihren Traum zu erfüllen. In „Die Inselsammlerin“ entführt sie uns auf einige dieser Inseln und lässt uns an ihren Entdeckungen teilhaben.



Meine Eindrücke:


Ich habe die Stunden mit „Die Inselsammlerin“ sehr genossen. Das Buch von Fenna Williams habe ich nicht in einem Rutsch durchgelesen sondern ganz bewusst jeden Tag nur 1-2 Inseln. Insgesamt stellt Fenna Williams 12 Inseln vor:


Europa: Magna Carta Island (England), Capri (Italien), Jura (Schottland)

Afrika: Rodrigues (Mauritius), St. Helena (Britisches Überseegebiet), Robben Island (Südafrika)

Amerika: Vashon Island (USA), Solentiname (Nicaragua), Danpaati (Suriname)

Asien: Sir Bani Yas (Abu Dhabi), Kepulauan Seribu (Indonesien)

Australien: Phillip Island (Australien)


Um ehrlich zu sein, namentlich sagten mir gerade einmal zwei davon etwas. Umso neugieriger war ich auf die anderen 10 Inseln, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Nachdem ich mehr über die Inseln erfahren habe, verstehe ich nun die Sehnsucht nach solchen Orten. Fenna Williams beschreibt wunderbar ihre Erlebnisse auf den einzelnen Inseln, die Begegnungen mit den Bewohnern und Freunden, die regionalen kulinarischen Spezialitäten, die Geschichte der Insel, landestypische Musik, Literatur von der jeweiligen Insel oder über die Inseln und und und…


Spontan verliebt habe ich mich definitiv in Jura (Schottland), die Insel, auf der George Orwell „1984“ schrieb. Da könnte ich mir wirklich gut einen Urlaub vorstellen. Ein bisschen erinnerten mich die Schilderungen der Umgebung an Pippa Bolles fünftes Abenteuer auf der schottischen Halbinsel Kintyre: „Tote trinken keinen Whisky“. Kein Wunder, ich habe mir mal die Lage der Insel Jura angeschaut – quasi ein Katzensprung nach Kintyre. Ich glaube klimatechnisch und von der Umgebung her wäre das genau meine Insel.



Aber auch zwei andere Inseln haben mein Herz erobert: Vashon Island (USA) mit den komplett anderen Amerikanern, die quasi in ihrer eigenen Welt wohnen, und Phillip Island (Australien). Wer könnte schon der Aussicht widerstehen, Massen von kleinen Pinguinen zu sehen. Es waren noch mehr Inseln dabei, die ich interessant finde. Einige würde ich aber mit Sicherheit nie besuchen, dazu zählt auf jeden Fall Kepulauan Seribu (Indonesien).


In jedem Kapitel spürte ich regelrecht die Entdeckungsfreude und Weltoffenheit von Fenna Williams. Sie bereist die Inseln nicht nur, sondern sie versucht immer, sie mit allen Sinnen zu erleben und sich bleibende Erinnerungen zu schaffen. Ihr „Erinnerungskoffer“ dürfte schon sehr prall gefüllt sein. Mich persönlich würde interessieren, wie viele Inseln sie bisher schon besucht hat – da die 12 beschriebenen ja nur eine Auswahl darstellen. Da habe ich doch wenigstens mal etwas, was ich die Autorin fragen kann, wenn ich sie wieder einmal treffe. Ich habe zwar wenig Hoffnung, aber wer weiß, vielleicht findet die Buchmesse in Frankfurt ja doch statt. Und wenn nicht dieses Jahr, dann eben nächstes Jahr.

Fenna Williams beim Whisky-Tasting mit
Lesung auf der Frankfurter Buchmesse 2019


Ich bin sehr dankbar für diese Ablenkung. „Die Inselsammlerin“ ließ mich gedanklich an Orte reisen, die ich vermutlich niemals in meinem Leben sehen werde – auch wenn das zu einem späteren Zeitpunkt rein theoretisch wieder möglich sein wird. Um ehrlich zu sein fehlt mir ganz einfach der Mut, an manche Orte zu reisen. Außerdem verspüre ich keine rechte Lust mehr, mich stundenlang in ein Flugzeug zu setzen. Die letzte lange Flugreise (nach Japan 2007) habe ich als sehr anstrengend empfunden. So gerne ich noch einmal nach Japan möchte, es ist mir einfach zu weit weg.


Mein erster Blick ins Buch hatte mich etwas verwundert. Ich hatte erwartet, Fotos von den Insel-Besuchen im Buch zu finden. Das ist jedoch nicht der Fall – und es ist auch gar nicht notwendig. Fenna Williams beschreibt alles so gut, dass man sich sein ganz eigenes Bild machen kann. Sollte einen dennoch die Neugier packen, wie es tatsächlich auf den Inseln aussieht, befragt man einfach die Suchmaschinen im Internet.



Mein Fazit zu „Die Inselsammlerin“:


Was für ein Glück, dass ich die Verlagskataloge doch gerne anschaue. Ansonsten wäre mir „Die Inselsammlerin“ wohl entgangen. Und das wäre ein echter Verlust. Wenn euch das Fernweh packt, ihr aber keine Lust habt auf Dokus oder Bildbände, dann ist dieses Buch von Fenna Williams eine echte Alternative für euch. Ihr erfahrt erstaunliche Dinge über Orte, von denen ihr vielleicht noch nie etwas gehört habt und seht durch die Augen der Autorin, was diese Orte so besonders macht. Vermutlich werdet ihr nach der Lektüre allerdings eine spontane Reiselust empfinden. Eine Nebenwirkung, mit der ihr dann leider leben müsst.


Wenn es also mal kein Roman sein soll, der euch auf unbekannte Inseln entführt, schaut euch unbedingt einmal „Die Inselsammlerin“ genauer an bei der Buchhandlung eures Vertrauens.


Viel Spaß beim gedanklichen Reisen!


Deborah


P.s.: Wenn es das Wetter an der Nordsee nächste Woche zulässt, werde ich noch ein paar Meer-Bilder ergänzen. 😉


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Vielen lieben Dank an Benevento Publishing für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zu Fenna Williams und zu „Die Inselsammlerin“ findet ihr auf der Internetseite von Terra Mater Books und auf der Seite von Fenna Williams.