Ein weiteres Buch, dessen Cover mich direkt angesprochen hat. Der Klappentext von „Auf sieben Beinen“ klang ebenfalls sehr ansprechend, also wollte ich das Buch von Fine Sturm unbedingt lesen. Und ich hatte Glück, und durfte wieder einmal Teil einer Mainwunder-Kampagne sein.


Darum geht es in „Auf sieben Beinen“ von Fine Sturm:


Franzi ist 29 lebt allein und hat panische Angst vor Hunden. Sie arbeitet in einem Eiscafé, obwohl sie ein Architekturstudium abgeschlossen hat. Was nicht einmal ihr Chef im Eiscafé weiß: Vor über 10 Jahren wurde Franzis linker Unterschenkel amputiert nach dem Angriff eines Hundes. Seither verbirgt Franzi ihre Prothese vor anderen Menschen und hat sich komplett zurückgezogen. Nur ihrer besten Freundin Kicki gelingt es ab und zu, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken, und nur sie steht immer zu Franzi, auch wenn sie manchmal unausstehlich ist.


Kicki ist diejenige, die Franzi den notwendigen Tritt in den Hintern gibt, dass diese sich mal wieder als Architektin bewirbt. Diesmal beschließt Franzi, ihre Behinderung zu verheimlichen, nachdem sie vorher immer nur Absagen erhalten hat. Und tatsächlich wird sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Dummerweise geht das Gespräch ziemlich in die Hose weil sie dem Architekten, bei dem sie sich vorstellt, schon einmal versehentlich ein Eis ins Gesicht geworfen hat. Außerdem hat er einen Hund dabei, der direkt einen Narren an Franzi gefressen hat. In ihrer Panik hat sie aber das Gefühl, dass er sie wirklich zum Fressen gern hat und ergreift die Flucht.


Ausgerechnet diesem Typen begegnet sie immer häufiger, und Jan stellt sich wider Erwarten als ganz sympathisch heraus. Kicki freut sich sehr für ihre Freundin, als Jan Franzi einlädt. Franzi hat nun zwei große Probleme: Wie soll sie ihm ihre Behinderung beibringen und wird er sie trotzdem mögen? Und wie soll sie mit Hansi, der „Bestie“ mit den scharfen Zähnen, zurecht kommen? Nicht einfach für jemanden, der den Schlüssel zu seinem Herzen in hohem Bogen weggeworfen hat aus Angst vor Zurückweisung und Scham wegen ihres fehlenden Beines.


Meine Eindrücke und etwas mehr zum Inhalt:


Gleich vorab: Ich habe mich riesig auf das Buch gefreut und wurde auch nicht enttäuscht. Es ist einfach schön – aber weit entfernt von einer seichten Liebesgeschichte. Manch einer tut sich eventuell schwer, Franzi anfangs zu mögen. Das ist auch wirklich nicht einfach, denn sie verhält sich wegen ihrer Ängste anderen gegenüber oftmals kratzbürstig und abweisend.


Franzi macht es Menschen extrem schwer, sich ihr zu nähern. Sie wird von der ständigen Angst begleitet, zurückgewiesen oder ausgelacht zu werden, so wie sie es in der Schule nach ihrem Unfall erlebte. Sie war in der 10. Klasse, in einem Alter, in der das Aussehen für Mädchen etwas sehr wichtiges ist und sie ohnehin oft zu Unsicherheiten neigen. Franzis Leben geriet dadurch komplett aus der Bahn und sie hat den Verlust nie richtig verarbeitet. Trotzdem hat sie sich einen Traum erfüllt und ihr Architekturstudium durchgezogen, obwohl ihre Eltern der Meinung waren, dass es nicht das Richtige für sie ist.


Es ist toll zu sehen, wie sich Franzi im Lauf der Geschichte entwickelt. Denn es gibt da Menschen, die Franzi nicht einfach in Ruhe lassen. Insbesondere Kicki ist immer wieder da, wenn es darum geht, Franzi wieder in die Spur zu bringen. Kicki ist definitiv die allerbeste beste Freundin, die man sich vorstellen kann – und das obwohl sie selbst mittlerweile ein kleines Kind hat und oft gar nicht weiß, wo ihr der Kopf steht. Für Franzi ist sie dennoch immer und in jeder Lebenslage da – und das sogar dann, wenn diese sich ihr gegenüber bescheuert verhält.


Und dann sind da noch Jan und Hansi. Jan kann zwar nicht verstehen, warum Franzi ihn ständig wieder wegstößt, obwohl sie ihn doch zu mögen scheint, aber er gibt nicht auf. Hansi übrigens auch nicht. Er mag Franzi vom ersten Augenblick an und versucht alles, ihr nahe zu sein. Franzi ist zutiefst verunsichert, hat aber Schmetterlinge im Bauch, das erste Mal seit ihrer Jugend. Doch was wird Jan sagen, wenn er alles über sie weiß?


Franzi hat genug Zeit zum Nachdenken, weil sie wegen einer Entzündung an ihrem Bein krank geschrieben ist. Irgendwann macht es klick in Franzis Kopf und sie merkt, dass sie etwas an sich ändern muss. Es wird viel Arbeit, aber der Preis lohnt sich doch, oder? Als erstes nimmt sie heimlich an einem Architekturwettbewerb teil, was ihr Selbstvertrauen langsam stärkt. Sie entdeckt nach und nach auch ihre weibliche Seite. Irgendwann kommt Jan jedoch zufällig hinter ihr Geheimnis…


Meine Bewertung:


„Auf sieben Beinen“ von Fine Sturm liest sich so gut, dass man es gar nicht aus der Hand legen möchte – auch wenn Franzi anfangs nervt. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass sie einfach nur etwas Zeit braucht, um aus sich heraus zu kommen. Und mal ehrlich – Hansi gibt ihr doch gar keine Chance, ihn nicht zu mögen, sogar wenn er sabbert. Gleiches gilt für Jan (nein, er sabbert nicht), der sich auch nicht entmutigen lässt, weil er die tolle Frau erkennt, die sich hinter der Kratzbürste versteckt.


Neben Kicki, Jan und Hansi sind mir auch Tom und Judit ans Herz gewachsen, neue Freunde, die Franzi kennenlernt im Rahmen einer Reha. Beide müssen wie Franzi mit ihrer körperlichen Behinderung klar kommen. So merkt Franzi, dass sie nicht alleine ist und es auch nie war.


Fine Sturm hat die Geschichte von Franzi mit viel Feingefühl geschrieben und geht sehr gut auf ihre Gefühlswelt ein. Man spürt direkt Franzis Angst und Verzweiflung. Sie möchte das Leben einer jungen Frau führen, lebt aber komplett zurückgezogen. Es wird Zeit für sie, sich selbst zu lieben und zu verzeihen. Denn neben ihren Ängsten und ihrer Verzweiflung hat sie auch eine große Wut in sich und auf die Hundebesitzer, die ihren Hund damals nicht unter Kontrolle hatten. Auch auf ihre Eltern ist sie wütend, weil sie sie immer noch wie ein Kind behandeln.


„Auf sieben Beinen“ ist nicht einfach eine Liebesgeschichte, nein, es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich ihr Leben wieder erobert und vorsichtig anfängt, es zu genießen. Ich persönlich habe mich über jeden ihrer Fortschritte gefreut und habe mir selbst Gedanken darüber gemacht, wie es Menschen nach solch schrecklichen Unfällen oder Krankheiten ergeht. Wie schlimm es sein muss, ständig mitleidig als Mensch mit Behinderung betrachtet zu werden anstatt einfach als Mensch. Da müssen wohl viele – und ich nehme mich da nicht aus – noch an sich arbeiten.


Mein Fazit zum Buch von Fine Sturm:


Ganz einfach: Lest es. Es ist eine Geschichte voller Kraft, Liebe, Freundschaft und Vergebung. Und es kommt ein extrem süßer Hund darin vor. Würde mich wundern, wenn ihr euch nicht auch in Hansi verliebt, den kleinen Fellklops. Das Jahr fängt hervorragend an. Ich habe bis jetzt 4 Bücher gelesen und zwei davon haben schon das Potential zu Jahreshighlights 2021: „Auf sieben Beinen“ gehört auf jeden Fall dazu. Eine großartige Geschichte und ich hoffe schon jetzt, in Zukunft mehr von Fine Sturm zu lesen.


Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen und hoffe, ihr gebt Franzi auch eine Chance, so wie es ihre Freundin Kicki und Jan tun. Sie hat es verdient und Fine Sturm auch.


Habt einen guten Start in die neue Woche!


Deborah


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Vielen lieben Dank an Mainwunder und Fine Sturm für das Rezensionsexemplar. Die Autorin findet ihr auch auf Instagram, wenn ihr mehr über das Buch erfahren möchtet.