Maria Kehlenbeck – Suchtpotenzial


Ich hatte wieder einmal das Glück, bei der Vorstellung eines nagelneuen Buches dabei sein zu dürfen. Der erste Blick auf das Cover von Suchtpotenzial von Maria Kehlenbeck und die Ankündigung des Buches machten mir schon große Lust darauf, es zu lesen. Ein humorvolles, unterhaltsames Buch kommt mir im Moment gerade recht.



Darum geht es bei Suchtpotenzial:


Katja ist Mitte 40, Fachärztin für Psychatrie und Psychotherapie. Sie ist glücklich verheiratet mit Hendrik und hat drei Kinder (Max, Sophie und Bastian). Eigentlich ist ihr Reihenhaus-Leben perfekt. Und doch stimmte etwas ganz und gar nicht mit ihr. Weshalb sie ihr Mann auch bittet, selbst eine Therapeutin aufzusuchen: Katja entwickelt einen zwanghaften Drang dazu, unnütze Dinge zu stehlen. Angefangen hat dies kurz nachdem dieser charismatische, unverschämt gut aussehende Patient Haures Abbadon zum ersten Mal in ihrer Praxis aufgetaucht ist und ihr Leben auf den Kopf stellt. Zum Glück hat sie ihre beste Freundin S. an ihrer Seite. Sie wird ihr bestimmt helfen können, diesen Abbadon ein für alle Mal los zu werden.


Mein Senf dazu:


Das wird jetzt ein bisschen schwierig und ich hoffe, euch nicht zu viel zu verraten vom Inhalt von Suchtpotenzial… Ja, die Geschichte ist sehr lustig und unterhaltsam, wenn man sich darauf einlässt. Wichtig ist aber vorab zu wissen, dass es sich bei Suchtpotenzial nicht um eine (romantische) Komödie handelt, wie man vom Cover her vielleicht vermuten könnte.


Suchtpotenzial hat mir gut gefallen – auch wenn es wirklich schwer fällt, mit Katja in irgendeiner Weise warm zu werden. Es wird aber recht schnell klar, dass Katjas so perfektes Leben vielleicht doch nicht ganz so perfekt ist und sie sich unter Umständen doch einiges zu leicht gemacht hat. Für mich wirkte sie von Anfang an, als hätte sie – mal freundlich ausgedrückt – ziemlich einen an der Waffel, und ihr Narzissmus nervt schon ganz schön. Sie ist eine richtige Zicke und ich persönlich hatte häufiger den Wunsch, sie zu schütteln und sie dazu zu bringen, mal genauer hinzuschauen und auf andere Menschen einzugehen.


Es kam mir schon ziemlich ironisch vor, dass ausgerechnet diese Frau als Psychotherapeutin anderen Menschen zu helfen versucht, wo sie nicht mal mit ihren eigenen Dämonen klar kommt. Sympathie für die Protagonistin kam bei mir erst gegen Ende des Buches auf, vorher tat sie (und ihr Umfeld) mir ehrlich gesagt ziemlich leid.


Das komplette Gegenmodell dazu ist S., eine Seele von Mensch, die sich durch (fast) nichts aus der Ruhe bringen lässt und die Launen ihrer Freundin Katja quasi klaglos erträgt. Sie wirkt Tiefen entspannt und lässt sich quasi durchs Leben treiben, was Katja auch häufig dazu bringt, über S. zu lästern. Ich fragte mich des Öfteren, wie es möglich ist, dass dieses beiden Frauen befreundet sind. Katja stört gewaltig, dass S. sich einfach so gehen lässt und ihr Hintern immer breiter wird – oder aber sie findet es gut, weil sie dann neben ihrer Freundin noch schöner wirkt. Ob S. dann tatsächlich egal ist, was andere über sie denken, ist ein komplett anderer Punkt. Obwohl Katja gefühlt ständig auf S. Gefühlen rumtrampelt, steht sie ihr dennoch zur Seite. Wow! So eine Freundin kann man sich nur wünschen.


Auch Katjas Mann Hendrick ist ein super sympathischer Kerl, der für seine Frau und seine Kinder da ist. Er macht sich riesige Sorgen um Katja, die ihn immer weiter von sich stößt. Und das nur, weil dieser seltsame Typ in ihrer Praxis aufgetaucht ist. Ein Typ, den sie einerseits mega anziehend und andererseits auch sehr beängstigend findet. Insbesondere, da anscheinend eine besondere Verbindung zwischen den beiden besteht. Eine Verbindung, die sie an ihrer Ehe zweifeln und sie die verrücktesten Dinge tun lässt…


Und die Moral von der Geschichte:


Manchmal lohnt es sich etwas genauer hinter die perfekte Fassade zu blicken. Denn dort könnte sich der eine oder andere Riss verbergen, der sich auf Dauer nicht mehr so einfach kitten lässt sondern eine komplette Kernsanierung notwendig macht. Das gilt nicht nur für Gebäude, sondern auch manchmal für Menschen. Insbesondere dann, wenn die Menschen so langsam in ein Alter kommen, in dem sie bei sich ankommen.


Zum Ende hin konnte ich Katja dann doch noch etwas ins Herz schließen. Irgendwann begreift sie endlich, wie furchtbar überheblich ihr Verhalten anderen gegenüber war. Bis dahin ergeht es ihr jedoch ein bisschen wie Scrooge: Sie wird die Geister, die sie rief, einfach nicht mehr los. Und sie muss die eine oder andere Demütigung ertragen, bis sie geläutert ist.


Mein Fazit zu Suchtpotenzial:


Das Buch von Maria Kehlenbeck ist komplett anders, als ich es aufgrund des Covers und der Ankündigung erwartet hätte.


Die Autorin hat einen lockeren, schön zu lesenden Schreibstil und ich hatte einiges zu lachen. Wenn ihr aber einen seichten Unterhaltungsroman lesen möchtet: Lasst es bleiben. Suchtpotenzial ist dann definitiv nicht das richtige Buch für diesen Lesemoment.


Solltet ihr aber ein Buch mit Tiefgang und einer doch teilweise bitterbösen, eher schwarzhumorigen Seite suchen, dann seid ihr richtig bei Suchpotenzial. In diesem Fall lasst euch bitte nicht von dem farbenfrohen Cover abschrecken! Und warum die Ente auf dem Cover ist, wird euch im Lauf des Buches auch klar.


Ich bedanke mich ganz herzlich bei Mainwunder und der super sympathischen Autorin Maria Kehlenbeck, dass ich ihr Buch lesen und rezensieren durfte! Und vor allem auch für dieses super schöne Päckchen!



Auf jeden Fall möchte ich die vorherigen Bücher ebenfalls lesen. „Beim Küssen sind mir Sterne schnuppe“ und „Für Kusskuss brauch ich kein Rezept“ von Maria Kehlenbeck sind beim Silberburg Verlag erschienen. Das zweite Buch hatte ich sogar schon letztes Jahr in einer Buchhandlung im Schwarzwald in der Hand. 😉


Euch wünsche ich einen schönen Abend und viel Spaß beim Lesen!


Deborah


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Weitere Infos zu Suchtpotenzial und zur Autorin Maria Kehlenbeck findet ihr zum Beispiel bei Lovelybooks.