Mary Shelley – Frankenstein


Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie sehr mein Herz hüpfte, als ich erfahren habe, dass ich euch die Coppenrath Schmuckausgabe zu Frankenstein von Mary Shelley vorstellen darf. Dass ich ein Fan dieser wunderschönen Schmuckausgaben bin, brauche ich glaube nicht noch einmal erwähnen oder? Ups, schon geschehen. Und so habe ich wieder einen Klassiker gelesen, bei dem ich früher nie auf die Idee gekommen wäre, ihn zu lesen. Bisher kannte ich nur eine Frankenstein-Verfilmung und eine Persiflage. Das war aber auch schon alles.


Darum geht es im Buch von Mary Shelley:


Viktor Frankenstein wächst behütet an den Ufern des Genfer Sees auf, seine Kindheit bezeichnet er selbst als glücklich und zufrieden. Unglücklich wird er erst, als seine Mutter früh stirbt. Viktor verschreibt sich den Wissenschaften und studiert auch die Schriften mittelalterlicher Alchemisten. In seinem Studium der Wissenschaften in Ingolstadt wird er getrieben von dem Wunsch, den Tod zu besiegen.


Bald schon übertritt er alle Grenzen von Moral und Vernunft und beginnt, einen Menschen zu schaffen aus den sterblichen Überresten mehrerer Menschen. Als er das Wesen zum Leben erweckt und erkennt, dass er ein Zerrbild eines Menschen und ein für ihn abstoßendes Wesen geschaffen hat, ergreift er die Flucht in seine Heimat. Doch die Kreatur folgt ihm, seinem Schöpfer.


Von nun an ist nichts mehr, wie Viktor es sich erträumt hat. Sein Glück schwindet, stattdessen folgt ihm der Tod oder eilt ihm gar voraus. Viktor erkennt, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht hat, aber es ist längst zu spät, die Folgen zu verhindern. Seine vorherige Besessenheit wird zu seinem Schicksal.

Der Inhalt zu "Frankenstein" von Mary Shelley.


Meine Leseeindrücke zum Buch:


Ich habe jede Minute mit Mary Shelleys Frankenstein genossen. Natürlich nicht nur wegen der unfassbar schönen Gestaltung des Buches und den vielen beigelegten Extras – nein, auch wegen der Geschichte. Ich war komplett überrascht, dass Viktors Geschichte und die der von ihm geschaffenen Kreatur so komplett anders ist, als ich sie von den Filmen (halbwegs) in Erinnerung hatte. Dazu muss ich allerdings anmerken, dass es bestimmt schon 20 Jahre oder länger her ist, dass ich eine der Verfilmungen gesehen habe, meine Erinnerung kann mich also auch täuschen. Ein bekanntes Motiv ist auf jeden Fall die Schaffung und Belebung des Wesens mit Hilfe eines Blitzes – doch genaueres über die die Erschaffung erfährt man gar nicht. Außerdem meine ich mich zu erinnern, dass das „Monster“ im Film eher dumm wirkte, doch auch das ist hier nicht der Fall. Fragt man sich, wie die Drehbuchautoren auf diese Story gekommen sind.


Die Geschichte Frankensteins fand ich nicht gruselig, sondern eher furchtbar traurig und berührend. Dieses Wesen, das Frankenstein schafft, ist ein denkendes und fühlendes Wesen. Bis zum Ende erhält er nicht mal einen Namen und bleibt immer nur die Kreatur, obwohl er ganz für sich allein alles Notwendige lernte, zunächst sprechen, lesen und schreiben und dann alles Mögliche, das er aus Büchern lernt. Er ist den Menschen zunächst sehr zugetan und möchte helfen und Anschluss finden. Doch immer wieder wird er aufgrund seiner monströsen Hässlichkeit von den Menschen weggestoßen. In ihm wächst irgendwann neben der Traurigkeit die Wut. Was ihn nur noch menschlicher macht. Den welcher Mensch wird es nicht ähnlich empfinden? Wir alle brauchen Zuwendung und Kontakte. Die Kreatur ist jedoch allein und einsam.


Als die Kreatur sich in ihrer Verzweiflung an ihren Schöpfer wendet und ihn nur um einen einzigen Gefallen bittet, nämlich ihm eine Gefährtin zu schaffen, wird er auch von diesem bitter enttäuscht. Die Kreatur sehnt sich nach Liebe, erntet aber nur Hass und wird so selbst zum Rächer. Er schwört Viktor Rache und will ihm nach und nach alle nehmen, die er liebt. Und diesen Plan setzt er auch um. Er kehrt wie angekündigt auch in der Hochzeitsnacht von Viktor und seiner geliebten Elisabeth zurück.

"Frankenstein" von Mary Shelley auf der Buchmesse in Frankfurt, Oktober 2023.


Meine Bewertung zum Buch von Mary Shelley:


Mary Shelleys „Frankenstein“ hat mich in vieler Hinsicht positiv überrascht. Am allermeisten darin, wie gut das Buch lesbar ist, trotz der Tatsache, dass es aus dem Jahr 1818 stammt. Mir gefiel auch der Aufbau sehr gut, die Art, wie Viktors Geschichte von einem jungen, wissbegierigen Mann nacherzählt wird, der Viktor aus dem arktischen Meer rettet. Robert Walton schildert in Briefen an seine Schwester die Geschichte Viktors und seiner Kreatur.


Es ist erstaunlich, wie aktuell die Geschichte noch immer ist. Geht es doch um moralische Grenzen und die Frage, wie weit man eigentlich gehen darf oder sollte. Heute ist mehr möglich, denn je zuvor. Doch macht uns dies besonnener oder respektvoller? Das kann ich ohne mit der Wimper zu zucken mit einem deutlichen Nein beantworten. Sehr oft habe ich das Gefühl, dass Wissenschaftler und Machthaber über die Grenzen hinaus gehen. Die Frage ist: Können sie das alles Verantworten und kommen sie selbst mit den Folgen und ihre Gewissen klar? Viktor tut dies nicht. Er sieht sich selbst als Monster und weiß, dass er für alles Folgende selbst verantwortlich ist. Und es ist von Anfang an klar, dass er daran zerbrechen wird.


Ich würde „Frankenstein“ jederzeit empfehlen – ganz besonders natürlich in Form dieser Schmuckausgabe, die auch optisch und haptisch ein Volltreffer ist. Die Extras passen wie immer hervorragend zum Text und sind sehr informativ. Als „Schauerroman“ empfand ich die Geschichte nicht, eher als einen Roman über Menschlichkeit, Liebe, Trauer, Einsamkeit, Wut und Verlust. Dennoch kann man sie natürlich auch hervorragend als Halloween-Lektüre nutzen, denn immerhin geht es ja auch um Rache und Mord.

"Frankenstein" von Mary Shelley


Fazit zu „Frankenstein“ von Mary Shelley:


Falls ihr kein Gruselbuch sondern eine Geschichte mit den oben genannten Themen sucht, habt ihr das richtige Buch gefunden. Es passt einfach alles, Geschichte und Verpackung perfekt auf einander abgestimmt. Ein wahnsinnig tolles Geschenk oder aber ein Buch, das man sich selbst einfach mal gönnt (erwähnte ich eigentlich mal den türkis-metallic-farbenen Buchschnitt?). Daher bleibt mir eigentlich nur zu sagen: Ab in die Buchhandlung eures Vertrauens und dort anschauen oder bestellen. Ihr werdet es sicher nicht bereuen.


Ich wünsche euch viel Spaß beim Erkunden des Buches und natürlich spannende Unterhaltung beim Lesen.


Deborah


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Vielen lieben Dank an den Coppenrath Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zum Buch findet ihr auf der Internetseite des Verlages.