Namrata Patel – Das stürmische Leben von Meena Dave


Das Buch von Namrata Patel hat mich aufgrund des Klappentextes direkt angesprochen. Warum sollte eine völlig Fremde Meena Dave eine sündhaft teure Wohnung vererben? Das musste ich einfach herausfinden. Als es dann nach Irrungen und Wirrungen und mit einiger Verspätung doch noch seinen Weg zu mir gefunden hat, habe ich es auch direkt angefangen zu lesen. Und quasi übers Wochenende inhaliert.


Darum geht es:


Meena Dave ist eine 34-jährige unabhängige Fotojournalistin, die überall auf der Welt unterwegs aber nirgendwo zu Hause ist. Umso mehr überrascht sie die Nachricht, dass sie in Boston von einer ihr völlig fremden Frau eine Wohnung bekommen habt. Eine Wohnung, die sie nicht an Fremde verkaufen kann, sondern höchstens an einen ihrer Mitbewohner in dem Haus. Und das auch erst nach einem Jahr.


Die junge Frau ist völlig überwältigt von dieser Hausgemeinschaft, auf die sie trifft – eine Gemeinschaft mit strengen Regeln und einer Hausherrin. Im Haus leben die Hausverwalterin Sabina, Lehrerin Uma und Künstlerin Tanvi jeweils mit ihren Ehemännern. Außerdem gibt es noch den Nachbarn Sam und seinen ungestümen Welpen Wally. Alle Familien sind indischer Herkunft und halten zusammen. Sie trinken, essen, lachen und weinen zusammen. Die Türen stehen allen offen- außer die von Meenas Wohnung. Was die drei Damen – oder die drei Tanten, wie sie von Sam genannt werden – irritiert. Meena ist sehr zerrissen, denn aufgrund von geheimen Botschaften der verstorbenen Neha ist einerseits ihre Neugier angefacht, andererseits möchte sie nur weg. Insbesondere, weil ihr Sam alles andere denn unsympathisch ist.


Doch ist Meena bereit, mehr über ihre Herkunft zu erfahren, über die sie wegen des frühen Todes ihrer Adoptiveltern nie etwas Genaueres wusste?

Der Klappentext zu "Das stürmische Leben von Meena Dave" von Namrata Patel.


Meine Leseeindrücke zum Buch von Namrata Patel


Der Debütroman von Namrata Patel hat mich von Anfang an gepackt und mitgenommen. Schon die Anmerkungen der Autorin vor Beginn der eigentlichen Geschichte fand ich sehr interessant. Hier erfährt man ein wenig über indische Einwanderer, die bereits ab 1880 am MIT in Boston studiert haben um Indien nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft wieder aufzubauen. Namrata Patel hat diese Tatsachen mit einem Roman verbunden, in dem es zum großen Teil auch um Identität geht. Die Geschichte spielt in einem Haus, dass den Nachfahren dieser MIT-Studenten gehört und dessen Wohnungen nur innerhalb der Hausgemeinschaft an Nachkommen weiter vererbt werden. Sie bilden eine geschlossene Einheit, Fremden ist der Zugang zu dieser Gemeinschaft versagt.


Die Verstorbene, Neha, war den anderen Mitbewohnerinnen wohl eher suspekt, Meena bemerkt bald, dass keine der Damen, die sehr eng befreundet sind, sehr freundlich von ihr spricht. Als sie Karteikarten mit nebulösen Nachrichten findet, die sich auf ihre Herkunft beziehen, wird Meena selbstverständlich neugierig. Denn bisher bestand ihr Leben nur aus den 17 Jahren, die sie mit ihren Adoptiveltern, die sie sehr geliebt haben, verbracht hat. Und den 17 Jahren Nomadenleben danach. Das Leben, in dem ihr einziger Bezugspunkt ihre Freundin Zoe in London ist. Die sie allerdings ebenfalls auf Abstand hält. Von Anfang an ist klar, dass Meena soviel verdrängt und sich scheut, Beziehungen jeglicher Art einzugehen. Aus reinem Selbstschutz und der Angst vor einem weiteren Verlust. Dementsprechend schwer fällt es ihr, sich auf die drei Tanten und natürlich erst recht auf Sam einzulassen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie bei der erstbesten Gelegenheit die Flucht ergreift.

Der Debütroman von Namrata Patel im Garten.


Meine Bewertung zum Debüt von Namrata Patel Buch:


„Das stürmische Leben von Meena Dave“ ist ein gefühlvoller, berührender Debütroman, der sich der Themen Liebe, Freundschaft, Herkunft und Familie widmet. Und nicht nur der Familie, die man von Geburt hat, sondern auch einer selbstgewählten Familie. Der Autorin ist es gelungen, aus Meenas Herkunft ein großes Rätsel zu machen. Es ist lange Zeit unklar, in welchem Verhältnis sie zu Neha stand und warum sie ihr die Wohnung hinterlassen hat. Meenas Verzweiflung, Trauer und auch ihre Wut werden so gut transportiert, dass ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen wollte. Ich konnte förmlich spüren, wie sie wieder dicht machte und Gefühle abblockte, nachdem sie eine neue Nachricht von Neha gefunden hat. Ich konnte Meenas Gefühle der Wut gegenüber dieser Frau absolut verstehen, obwohl Neha offensichtlich irgendein Problem psychischer Art und in ihrer Beziehung zu anderen Menschen hatte.


Meena, Sam und Wally und auch Tanvi habe ich direkt ins Herz geschlossen. Die anderen Bewohnerinnen des Hauses machen es einem nicht so leicht, aber auch sie haben ihre guten Seiten. Aber auch Meena hat schwierige Seiten aufgrund ihrer Vergangenheit. Und doch ergreift sie ihre Chance!


Falls ihr zufällig Emiko Jean – Mika im echten Leben gelesen und gemocht habt, wird euch auch dieses Buch bestimmt sehr gefallen. Das Thema ist ähnlich, nur dieses Mal aus der Sicht eines adoptierten Mädchens.

Das Buch mit Blogmäusen und Deko for einer Mauer im Garten.


Mein Fazit:


Ich habe diese Geschichte geliebt. Sie brachte mich zum Lachen, zum Weinen und hatte einige schöne, romantische Momente zu bieten. Diese Hausgemeinschaft ist (trotz der strengen und meistens sehr spröden Verwalterin Sabina) einfach toll. Dieses Vertrauen und der Zusammenhalt sind großartig. Von mir gibt es eine ganz dicke Leseempfehlung für diesen schönen Debütroman von Namrata Patel.


Dieses Buch könnt ihr vermutlich nicht bei der Buchhandlung eures Vertrauens bestellen, aber zumindest die großen deutschen Buch- und Onlinebuchhandlungen (Thalia, Hugendubel…) bieten es an.


Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen!


Deborah

Das Buch mit Kamer, Deko und Blogmaus.


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Vielen lieben Dank an ehrlich & anders und Tinte & Feder für das Rezensionsexemplar!


Weitere Infos zur Autorin und ihren Büchern ihr auf der (englischen) Internetseite der Autorin.