Findet ihr nicht auch, dass es wieder einmal Zeit wird für eine gedankliche Reise? Marrakesch ist zwar eine Stadt, die nicht auf meiner Reise-Wunschliste steht (für mich einfach zu warm), aber interessant finde ich die Stadt auf jeden Fall. Und die Beschreibung von „Eine Prise Marrakesch“ von Thea C. Grefe klang einfach zu gut.


Darum geht es:


Klara und Charlotte haben aus sehr unterschiedlichen Gründen eine Reise nach Marrakesch gebucht. Wie es der Zufall will haben sich beide für das Hotel Riad entschieden. Die zwei Frauen sind sich gleich sympathisch und so ist es für beide nicht weiter schlimm, dass im Hotel nur noch eine Suite frei ist, die sie sich teilen müssen.


Klara ist eine engagierte Hobbyköchin, die seit einiger Zeit bei Chefkoch Alain in der Herzogstube mitarbeitet und einen Catering Service aufgebaut hat, und eine temperamentvolle Frau. Vor einiger Zeit hat sie einen Kochwettbewerb gewonnen und dabei die Reise gewonnen. Praktischerweise findet die Reise genau zum richtigen Zeitpunkt statt, denn sie hat sich mit Alain gestritten und wurde von ihm rausgeschmissen.


Charlotte wird nach vielen Jahren Ehe von ihrem Mann durch ein jüngeres Modell ersetzt. Dieses Mal möchte er sich scheiden lassen. Das bringt Charlotte komplett durcheinander. Mit seinen Affären hatte sie sich in den letzten Jahren abgefunden. Nun überlegt sie, wieder als Fotografin zu arbeiten. Es fehlt ihr jedoch an Selbstvertrauen und Übung.


Karim, der Chef des Hotel Riad und Besitzer des alten Hotels Les Almohades, hat ebenfalls einige große Sorgen wegen seiner Gesundheit und des Streites mit seinem Bruder. Darüber hinaus hat er die Liebe seines Lebens verloren. Er träumt davon, das alte Grandhotel wieder zu restaurieren.


Als vierte Hauptperson kommt noch Alain, der begnadete Koch, ins Spiel. Er mag Klara – oder Claire, wie er sie nennt – sehr gerne. Es bereitet ihm Kopfzerbrechen, warum sie einfach verschwunden ist. Gleichzeitig kämpft er um das Überleben seines Sternerestaurants und bringt sich in enorme Schwierigkeiten.


Karim kommt wunderbar mit den beiden Frauen zurecht und bittet sie um ihre Meinung zu seinem Gedanken, das alte Grandhotel zu restaurieren. Er bittet Charlotte außerdem, für ihn Fotos zu machen. Sie ist zunächst skeptisch. Aber Klara ist Feuer und Flamme von der Idee, sobald sie das gesehen hat, was von dem Hotel noch übrig ist. Doch das Hotel verbirgt noch ein Geheimnis, das für Karim alles ändern kann.


Meine Bewertung zu „Eine Prise Marrakesch“:


Rein optisch und haptisch hat mich die Aufmachung des Hardcover Buches „Eine Prise Marrakesch“ von Thea C. Grefe direkt angesprochen und es wäre mir auch in der Buchhandlung mit Sicherheit ins Auge gestochen. Ja ich weiß, „never judge a book by its cover“, aber es ist nun mal das erste, was ich von einem Buch sehe.


Mir hat die Geschichte der vier sehr unterschiedlichen Hauptpersonen sehr gut gefallen. Ich finde es schön, dass es hier um Menschen in meinem Alter (irgendwo in den 40ern-50ern) geht, die sich alle an einem Wendepunkt ihres Lebens befinden und vor einem Neuanfang stehen. Gerne bin ich ihnen durch Marrakesch gefolgt. Da ich noch nie dort war, kann ich leider nicht beurteilen, wie authentisch die Beschreibung der Stadt ist, mir gefiel sie jedoch sehr gut und ich konnte mir den Trubel, die Gebäude, die Gerüche – insbesondere der Gewürze – und die Farben sehr gut vorstellen. Insofern war es für mich definitiv ein Urlaub in einem mir fremden, aufregenden Land.


Die Autorin Thea C. Grefe hat das Buch lebendig gestaltet, Kapitel werden abwechselnd von den einzelnen Personen erzählt. Das ist ein Erzählstil, den ich als angenehm empfinde, weil durch die wechselnde Perspektive mehr Spannung aufgebaut wird. Sehr schön fand ich auch zwischendurch die Kapitel des Halaiqi, des Geschichtenerzählers, der ausgerechnet die Geschichte von Karims Großvater Hassan und dessen Traum von der Errichtung des Grandhotels Les Almohades öffentlich erzählt, zum großen Unmut von Karim.


Die Entwicklung der einzelnen Personen ist sehr spannend. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob es Charlotte schafft, ihren Traum zu verwirklichen und aus sich herauszukommen. Sie ist mir von Anfang an am sympathischsten gewesen, vermutlich weil sie eher ein Typ wie ich ist: Ruhig, zurückhaltend und leider oft zögerlich. Sie hat bisweilen Angst vor der eigenen Courage und traut ihrem Instinkt und Können nicht. Ganz anders dagegen ist Klara, die von sich überzeugt ist und auch mit dem Kopf durch die Wand geht, wenn es sein muss. Um sie machte ich mir von Anfang an wenig Sorgen – egal ob mit oder ohne Alain, sie würde ihren Weg gehen. Nach Charlotte mochte ich Karim am liebsten, ebenfalls ein nachdenklicher und sehr freundlicher Mann. Eher ein Mensch der leisen Töne.


Ein paar kleine Kritikpunkte:


Als ich gesehen habe, dass es im Buch Rezepte gibt, war ich hoch erfreut. Ich liebe solche Rezepte zum Buch – auch wenn ich zugegebener Maßen bis jetzt wenige nachgekocht habe. Einfach aus Zeitgründen bekomme ich das leider nie hin. Gestört hat mich ehrlich gesagt, dass die Rezepte mitten in den Kapiteln eingestreut waren, das unterbrach für mich etwas den Erzählfluss. Einen Rezeptteil im Anhang hätte ich besser gefunden.


Das Ende der Geschichte war für mich etwas unbefriedigend – zu viele Fragen waren für mich noch offen. Der Schluss war für mich eigentlich so richtig der Anfang des neuen Lebens aller vier Protagonisten. Ich hätte gerne mehr erfahren, wie es für sie alle nun weiter geht. Nun kann ich mir das Ganze nur selbst ausmalen, wie es sich mit dem Grandhotel und den einzelnen Beziehungen und Karims Familie weiter entwickelt. So viele Fragezeichen. Daraus könnt ihr aber auch erkennen, dass mir „Eine Prise Marrakesch“ wirklich gut gefiel. Ich hätte mir nur 100-200 Seiten mehr gewünscht…


Mein Fazit:


Thea C. Grefe hat mich auf eine Reise nach Marrakesch mitgenommen und mich an dem Leben mehrerer interessanter Menschen teilhaben lassen. Das ist ihr sehr gut gelungen bis auf die genannten Kritikpunkte. Daher kann ich „Eine Prise Marrakesch“ wärmstens empfehlen, vielleicht auch als Geschenk für jemanden, der im Moment wahnsinnig gerne nach Nordafrika reisen würde und etwas Trost braucht. Oder aber für jemanden, der sich fragt, ob es zu spät ist für einen Neustart. Thea C. Grefes Buch ist sehr positiv und lebensbejahend. Mit ihrem Roman beantwortet sie die Frage nach der Möglichkeit eines Neuanfangs mit einem ganz klaren Ja – sogar in nicht mehr ganz jungem Alter.


Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen!


Deborah


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Vielen lieben Dank an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zu und Buch findet ihr auf der Internetseite von blanvalet.