Buchhändlerin für einen Tag bei der Mayerschen

Die Mayersche Buchhandlung bietet eine tolle Aktion an:

„Buchhändler für einen Tag“

Und da mich der Beruf schon immer interessiert hat, habe ich mich natürlich sofort beworben, als ich auf die Aktion aufmerksam wurde. Teilnehmen ist ganz einfach: Begründen, warum ihr gerne teilnehmen möchtet, und eure fünf Lieblingsbücher angeben (das war für mich der schwierigste Punkt – ändert sich ja quasi wöchentlich).

Umso größer war die Freude, als ich kurze Zeit danach eine E-Mail von der Storeleiterin der Mayerschen in Troisdorf bekam, in der mir mein Termin mitgeteilt wurde. Das war bereits im Juni und ich hatte noch über einen Monat Vorfreude vor mir. Letzten Samstag, am 28. Juli 2012, war es dann endlich soweit, ich war ehrlich gesagt schon die ganze Woche aufgeregt.

Pünktlich gegen 11 Uhr kam ich in die Buchhandlung und stellte mich vor. Alle waren sehr freundlich und aufgeschlossen. Die Storeleiterin erklärte mir erst mal ein bisschen die Aufteilung der Buchhandlung – zum Glück war ich schon öfter dort, so dass ich wenigstens den für mich wichtigen Bereich gut kenne. Wir richteten dann gemeinsam meinen „Tisch“ mit den 5 ausgewählten Lieblingsbüchern:

1. Sabrina Qunaj – Elfenmagie
2. Alan Bradley – Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet
3. Andrea Schacht – Kreuzblume
4. Anna Gavalda – Zusammen ist man weniger allein
5. Michael Scott – Nicholas Flamel – Der unsterbliche Alchemyst (leider noch keine Rezi)

Was ich alles an dem Tag erfahren habe, war sehr interessant. Ich habe natürlich meine Fragen zur Warenbestellung und -lieferung, Auswahl des Sortiments, Rückgabe, sonstige Aufgaben des Buchhändlers, Auswirkungen des Internethandels auf die Buchläden etc. gestellt – und bekam auch alle ausführlich beantwortet.

Tja, aber leider hat das mit dem Verkaufen nicht so gut geklappt. Ich war sehr unsicher, wann ich die Leute ansprechen soll. Als Kunde bin ich schon manchmal genervt, wenn man mich anspricht. Also fiel es mir entsprechend schwer festzustellen, wann ein Kunde gerne beraten werden möchte. Gleich mal vorab: Von meinen Büchern habe ich kein einziges verkauft. Noch nicht mal das super tolle Buch von Sabrina Qunaj. Schade! Aber dafür 1-2 andere – aus dem Bereich „Starke Frauen“. Denn letztendlich bin ich doch auf einige Kunden zugegangen – auch wenn das für mich ungewohntes Terrain ist. Ich bin den direkten Kundenkontakt nicht gewöhnt.

Das Wetter spielte nicht mit, es regnete in Strömen und die Leute sind wohl lieber zu Hause geblieben. Troisdorf ist auch keine Großstadt, die Mayersche eher eine kleine Filiale. Viele Kunden, die die Buchhandlung betraten, waren Mütter mit Kindern – zur Bestellung der Schulbücher.

Besonders beeindruckt haben mich zwei Erlebnisse: Als eine junge Kundin nach einem Buch fragte, sie wusste aber weder Autor noch Titel, nur den Anfangs- und den Endbuchstaben P…n. Außerdem ging es um einen Gefängnisausbruch. Innerhalb kürzester Zeit hatte die Buchhändlerin übers Internet herausgefunden, dass es sich um Papillon von Henri Charrière handelt. Toll! Das Buch kenne ich nicht, aber die Verfilmung mit Steve McQueen und Dustin Hoffmann habe ich vor Jahren gesehen. Die Kundin war begeistert.

Das andere Erlebnis: Eine Frau und ihre kleine Tochter wollten ein Buch zurückgeben – dachte ich zumindest. Es war jedoch so, dass sie das Buch einmal bezahlt und aus Versehen zweimal mitgenommen hatten. Und da sage bitte noch einmal jemand, es gäbe keine ehrlichen Menschen mehr.

Eine etwas ungewöhnliche Frage: Es gab gerade wieder günstige Bücher im Rahmen der „Weißen Buchwoche“. Diese Bücher waren als Mängelexemplare gekennzeichnet. Ein junger Mann wollte wissen, warum das so wäre, die Bücher wären doch neu. Es wurde ihm erklärt, dass die Bücher an den Ecken angeschlagen sind und deshalb den Mängelexemplar-Stempel erhalten hätten, ohne den sie nicht billiger verkauft werden dürften. Der Kunde konnte das nicht verstehen, und auch nicht, warum man dann den Stempel direkt auf den Buchschnitt getan hat – die Bücher hätte man doch sonst noch verschenken können. Die Buchhändlerin erklärte ihm erneut geduldig, dass das Buch ansonsten nicht günstiger verkauft werden dürfte.

Trotz des geringen Andrangs und meiner eher dürftigen Beratertätigkeit hat mir der Tag sehr viel Spaß gemacht. Und wieder einmal wurde mir klar, wie wichtig es ist, sich in der Jugend mehr Gedanken über seine Berufswahl zu machen. Ich bereue es sehr, dass ich mich nicht besser informiert habe. Denn dieser Beruf hätte mir auf jeden Fall Freude gemacht. In stressigen und nervigen Zeiten hätte ich mir wenigstens vor Augen halten können, dass ich hier mit etwas arbeite, das mir sehr wichtig ist: Bücher. Ich liebe Bücher und finde, es sollte noch viel mehr gelesen werden. Lesen ist gut für die Fantasie aber auch für die Bildung, unter anderem die eigene, schriftliche Ausdrucksweise.

Mein Wunsch ist es, dass viel mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich wieder in die Buchläden „verirren“. Der Preis für Bücher unterscheidet sich nicht von dem im Internet, aber man kann sich die Bücher direkt anschauen und anlesen – außerdem wird man gut beraten. Es wäre toll, wenn alle insbesondere die kleinen Buchhändler vor Ort unterstützen. Was sie nicht im Sortiment haben, können sie auch bestellen. Ich mache genau das mittlerweile wieder – wenn ich ein neues Buch haben will, kaufe ich es in meinem Wohnort – denn ich fände es schade, wenn die Buchläden aus dem Stadtbild verschwinden. Mal ehrlich – wie viele 1-Euro-Ramsch-Läden brauchen wir noch?

Ich bedanke mich herzlich bei Frau Doering und ihrem Team für die Stunden in der Mayerschen Filiale Troisdorf! Ich hoffe, ich habe niemanden zu sehr von der Arbeit abgehalten oder genervt.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Ihr möchtet ja auch sicher wissen, was ich als Dankeschön bekommen habe. Wenn ihr gesehen hättet, was ich gesehen habe…*seufz*…dieses wundervolle Regal mit Rezensionsexemplaren… Und aus genau diesem Regal durfte ich mir dann drei nagelneue Bücher aussuchen. Diese hier sind es geworden:

Damit hat sich mein RUB wieder mal weiter gefüllt. Und ich habe in der Buchhandlung und diesem Regal noch viele andere gesehen, die ich gerne hätte…

Wenn euch der Beruf des Buchhändlers interessiert, kann ich euch nur ans Herz legen, euch bei der Aktion zu bewerben. Ihr habt nichts zu verlieren – außer ein paar Stunden eurer Zeit an einem Samstag.

Mal sehen, was ich aus dieser Erfahrung machen kann…

Liebe Grüße
Deborah