Doris Wiesenbach – Leinwand ohne Gesicht


Endlich mal wieder ein Kirschbuch! Als ich Cover und Klappentext dieses mysteriösen Buchs gesehen habe, war klar, dass ich es lesen musste. Ich war sehr neugierig auf „Leinwand ohne Gesicht“ von Doris Wiesenbach und Leas Geschichte. Und natürlich auch auf den Therapiefuchs Kalle.


Darum geht es:


Lea ist seit zwei Jahren in einer Einrichtung, in der sie ihr früheres Ich zu finden hofft. Nach einem Unfall hat sie einen Gedächtnisverlust und weit mehr als das: Sie hat auch ihre Fähigkeit zu fühlen (sowohl körperlich als auch psychisch) und zu schmecken verloren. Lea sagt von sich selbst, sie ist zwei Jahre alt. Nur Therapiefuchs Kalle darf sie berühren und schafft es, ihr nahe zu sein.


Ihr Mann Golo kommt häufig zu Besuch und wird langsam ungeduldig, er will, dass Lea die Klinik verlässt und zu ihm zieht – ob mit oder ohne Gedächtnis. Als ein neuer Patient in die Klinik kommt, wird Golo noch ungeduldiger, denn er merkt, dass sich Tom und Lea näher kommen. Auch sonst öffnet sich Lea plötzlich etwas und nähert sich zaghaft ihren Mitpatienten. Es entstehen zarte Freundschaften. Lea möchte nicht in die Draußenwelt zu Golo.


Ein weiterer Schicksalsschlag sorgt dafür, dass Lea der Wahrheit über sich näher kommt und damit dem Schmerz, den sie in sich verborgen hat.

Klappentext zum Buch Leinwand ohne Gesicht


Meine Leseeindrücke zum Buch von Doris Wiesenbach:


Ich hatte anfangs wirklich Schwierigkeiten, in das Buch reinzukommen, weil mich die ständigen Wechsel zwischen den handelnden Personen und Therapiefuchs Kalle aus dem Konzept gebracht haben. Es dauerte manchmal ein wenig, bis mir klar war, um wen es gerade ging. Und es gibt ja so einige Personen in der Klinik (Dr. David Kieselstein, seine Frau Greta, Hundetrainer Finn, der bekloppte Hygienebeauftragte sowie die Patienten Marie, Cindy, Tom). Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich dran und wurde immer neugieriger darauf, was mit Lea nicht stimmt – außer, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat. Ich vermutete, dass weit mehr als der Unfall mit dem Feuer dahinter steckte.


Natürlich ist mir Therapiefuchs Kalle direkt ans Herz gewachsen. Der Schlawiner hat es eindeutig drauf, sich um die Patienten zu kümmern. Er ahnt schon immer, wenn ihn jemand braucht. Kalle hat einen untrüglichen Instinkt und ist für seine Schützlinge da. Aber Lea ist die Person, auf die er am meisten fixiert ist und mit der er sehr viel Zeit verbringt. Gleichzeitig muss er sich ständig in Acht nehmen von dem durchgeknallten Hygienebeauftragten, der ständig hinter ihm her ist.


Lea tat mir von Anfang an furchtbar leid, denn die Tatsache, dass sie neben ihrer Amnesie auch ihre Sinne teilweise verloren hat, stelle ich mir furchtbar vor. Nicht schmecken oder fühlen können, nicht zu wissen, ob etwas heiß oder kalt ist und welche Gefühle ich damit verbinde. Das ist einfach grausam. Obwohl sie erst – zurecht – gefühlskalt wirkt, mochte ich sie tatsächlich von Anfang an sehr gerne. Sie hat etwas verletzliches an sich, was kein Wunder ist, denn sie ist mit ihren 22 Jahren auch noch sehr jung.


Auch der Hundetrainer Finn hat viel durchgemacht und war selbst Patient in der Klinik. Finn hat etwas sehr Sympathisches an sich. Er sorgt sich ständig um Lea und gibt auch auf Kalle acht. Dabei hat er noch immer mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen und einen großen Verlust zu verarbeiten.


Da es sich um ein Kirschbuch ist und ich wusste, dass ich mich auf ein besonderes Buch freuen darf, habe ich mich auf die Geschichte eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass es keine locker, fluffige Geschichte über einen Gedächtnisverlust ist. Es ist auch eine teilweise sehr schwer verdauliche Geschichte über Geheimnisse, Tabus, Schmerz, Schuldgefühle und Verlust.

Das Buch von Doris Wiesenbach mit Fuchsdeko + Blogmaus


Meine Bewertung zum Buch von Doris Wiesenbach:


Die Autorin greift in „Leinwand ohne Gesicht“ mehrere Tabuthemen auf. Themen, über die auch heute wenig geschrieben und ungerne geredet wird. Man merkt diesem Buch jedoch an, dass es ein Herzensbuch der Autorin ist und es ihr wichtig ist, diese Tabus zu brechen. Trotz allem ist die Geschichte nicht zu schwermütig und hat durchaus auch lustige und romantische Momente. Mich persönlich hat das Ende sehr versöhnt. Zwischendurch brauchte ich Taschentücher und war auch zeitweise ziemlich schockiert über die bildhafte Schilderung von Leas Erlebnissen. Wie gesagt: Kein leichter Stoff. Und es fällt schwer, viel darüber zu schreiben, ohne zu viel zu verraten.


Ich bin eigentlich eher der Typ, der sagt, „früher gab es auch keine Triggerwarnungen“. Aber in diesem Fall fände ich die eine oder andere tatsächlich angebracht – auch wenn sie spoilert. Denn hier sind wirklich Themen drin, die für Betroffene sehr schmerzhafte Wunden aufreißen können. Und das muss nicht sein.


Ansonsten musste ich mich zwar erst an den Schreibstil gewöhnen, mochte die Geschichte jedoch sehr gerne. Trotz der Themen ist es der Autorin Doris Wiesenbach gelungen, ein Buch mit einer positiven, nicht hoffnungslosen Grundstimmung zu schaffen. Entgegen allen Widerständen hatte ich immer das Gefühl, das alles gut werden kann. Vielleicht ist auch Therapiefuchs Kalle daran nicht unschuldig. 😉

Das Buch mit Fuchs und Maus


Mein Fazit zu „Leinwand ohne Gesicht“:


Der Kirschbuch Verlag hat es wieder einmal geschafft, ein völlig überraschendes und komplett anderes Buch in sein Programm aufzunehmen. Ich meine, wow, das einzige, das ich bei jedem Kirschbuch vorher sagen kann ist: Es wird ein außergewöhnliches Buch sein, eine Geschichte, die man schwer einem bestimmten Genre zuordnen kann, wie zum Beispiel Elisabeth Rettelbach – Die wunderbare Kälte.


„Leinwand ohne Gesicht“ von Doris Wiesenbach hat mir Gänsehaut verursacht und mich mitlachen, mitleiden und mitfühlen lassen. Wieder einmal ein Buch, das unter die Haut geht und ich sicherlich nicht so schnell vergessen werde – eben ein Kirschbuch.


Mein Tipp, lest mal in der Buchhandlung rein. Und falls es Themen gibt, die euch triggern, solltet ihr euch vielleicht tatsächlich erst einmal das Nachwort anschauen. Nur um sicher zu gehen. Ihr natürlich auch gerne beim Kirschbuch Verlag nachfragen. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, aber wenn ihr Fragen habt, erreicht ihr mich auch über Instagram.


Ich wünsche euch spannende Unterhaltung.


Deborah

Leinwand ohne Gesicht von Doris Wiesenbach mit Blogmaus und Kerze


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Vielen lieben Dank an den Kirschbuch Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zu Doris Wiesenbach und ihrem Buch findet ihr auf der Internetseite des Kirschbuch Verlages. Auf Instagram findet ihr den Kirschbuch Verlag ebenfalls.