Kaminzimmer-Lesung bei Coppenrath

Am 12. Juni bekam ich die erhoffte E-Mail. Ich gehörte diesmal tatsächlich zu den Glücklichen, die an der Kaminzimmer-Lesung in der Alten Feuerwache in Münster teilnehmen durften. Michael Römling stellte sein neues Buch „Seitenwechsel“ vor – ein spannender Jugendroman, der zur Zeit des Mauerbaus in Berlin spielt. Grund genug für mich, direkt das Buch „Schattenspieler“ anzufangen…

Am 21. Juni war es soweit, es ging zur zweiten Lesung des Monats. Ich war aufgeregt und freute mich wirklich sehr auf den Tag. Die Lesung bedeutete für mich doppeltes Glück, denn so kam ich endlich einmal nach Münster. Schade, dass das Wetter zunächst etwas zickig war und wir mit fiesem Nieselregen in Münster empfangen wurden.

Nichts desto Trotz sind wir von der Alten Feuerwache in die Stadt gelaufen und haben uns ein wenig umgesehen und fotografiert. Hier ein paar Eindrücke aus dieser schönen Stadt, die ich unbedingt noch einmal mit viiiel Zeit besuchen muss. Zum Vergrößern könnt ihr dieses Bild und auch die folgenden Bilder einfach anklicken.


Eines habe ich direkt gelernt: Vorsicht vor Radfahrern! Als Fußgänger lebt man in Münster wirklich gefährlich – die Radfahrer kommen gefühlt aus allen Ecken und Richtungen und plötzlich und vollkommen unerwartet. Nachdem wir in einer Bäckerei einen super leckeren Flammenkuchen vernascht hatten, ging es langsam wieder zurück zur Alten Feuerwache. Langsam stieg die Spannung.

Dort angekommen wurden wir herzlich begrüßt von der lieben Krystel Klinkert. Es gab ein Glas Sekt und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. In diesem alten Gebäude gibt es so viel zu schauen. Wahrscheinlich stand ich vor lauter Bewunderung öfters mit offenem Mund herum. Noch nie habe ich ein so vollkommen chaotisches, skurriles, wunderschönes und kreatives Firmengebäude gesehen. Ich habe mich direkt verliebt in die Alte Feuerwache. Angefangen mit dem wunderschönen Showroom von Coppenrath/Spiegelburg/Hölker Verlag über das Kaminzimmer bis hin zu der Einrichtung des früheren Schlauchhauses, den Büros und diesem unglaublichen großen Raum. Dazu aber später mehr. Hier schon mal ein paar Appetithäppchen aus dem Showroom.


Zunächst aber ging es in das Kaminzimmer. Hier erwartete uns bereits der Autor Michael Römling, der mit seiner kompletten Familie angereist war. Die derben Holztische waren natürlich passend gedeckt mit kunterbuntem gepunkteten Spiegelburg-Geschirr (Punkte…haben will!). Vor dem Kamin waren im Halbrund ebenfalls rot-weiß-gepunktete Stühle für die Zuhörer gerichtet. An der hinteren Wand befindet sich ein riesiger, alter Schrank. Warum habe ich davon eigentlich kein Foto? Wie viele Bücher da wohl reinpassen würden? An der vorderen Wand hängen alte Kupfer-Kochutensilien. Ein Teil der Wände ist gefliest mit kleinen weißen Fliesen mit einem schönen blauen Muster. Ihr seht schon, ich hätte mich noch stundenlang umschauen können. Doch erst einmal ging es ans Zuhören. 

Michael Römling gab uns zunächst einen kleinen Einstieg in seine neue Geschichte „Seitenwechsel“. Passend zum 25. Jahrestag des Mauerfalls 1989 bettet er seinen Roman in die Geschehnisse des Jahres 1961 ein. Das Jahr, in dem Grenzen der DDR dicht gemacht wurden. Danach nahm er in dem alten Sessel vor dem Kamin Platz und las uns einige Kapitel aus dem Roman vor. Wir lernten die Freunde Bernhard und Georg und Jack und seinen Vorgesetzten Aragon kennen. Außerdem waren wir bei einem Verhör Bernhards durch die Stasi dabei. Dieser kleine Einblick in den Roman war schon sehr unterhaltsam und machte (zumindest mich) neugierig auf den Fortgang der Geschichte.


Der Autor hatte Recht: Ein paar der Anwesenden waren noch nicht mal vor dem Mauerfall auf der Welt, geschweige denn zu Zeiten, als es die DDR und den Kalten Krieg gab. Was soll ich sagen: Ich kannte beides – wenn auch nicht von Anfang an, bin ja schließlich auch erst Anfang der 70er Jahre geboren worden. Aber ich weiß zum Beispiel noch, wie unangenehm eine Anreise nach Berlin war. Im Anschluss an die Lesung gab es die Möglichkeit, dem Autor Fragen zu stellen. Es gab nicht viele, sodass wir uns direkt zur Besichtigung des Hauses aufmachen konnten. Worauf ich mich schon sehr freute – denn das Kaminzimmer war schon sehr verheißungsvoll.

Ich wurde nicht enttäuscht. Zunächst führte uns Frau Klinkert durch die Ausstellung der Produktvielfalt des Verlages. Alles war liebevoll zusammen- und ausgestellt (wie ihr auf dem Bild weiter oben seht). Danach kamen wir durch eine riesige Tür im Kaminzimmer in das Schlauchhaus, in dem früher wohl die Schläuche der Feuerwehr aufbewahrt wurden. Hier fielen zunächst viele alte Schaukelstühle auf (auch davon habe ich leider kein Bild). Über eine lilafarbene Treppe ging es fünf Etagen nach oben. Auf jeder offenen Etage fanden sich neue Einrichtungsgegenstände zum Staunen. Ganz oben zum Beispiel stand ein schönes, romantisches Bett und darunter lag ein Teppich mit dem Abbild von Mao Zedong. Auf einer Etage gab es hinter einem Paravent eine Toilette. Eine freistehende Badewanne aus Stein war ebenfalls vorhanden. Jede Menge Betten, seltsame Kunstwerke, verstaubte Jagdtrophäen (auf die ich hätte verzichten können) oder einfach Kitsch…Nichts passt zum anderen und gerade das macht es so interessant und einzigartig.

Vor den Büros erwartete uns ein alter Bekannter, der dieses Jahr seinen 20. feiert: Der Hase Felix. Nun ist er mittlerweile auch schon im passenden Alter, um Auto zu fahren. Wahnsinn, ich kann mich noch erinnern, dass ich meiner kleinen Schwester alle Felix Bücher mitsamt Briefen vorlesen musste. 


Absolutes Highlight ist eindeutig der große Raum, der offensichtlich als Büro und Besprechungsraum dient. Staunend drehten wir uns hier im Kreis, um alles auf uns wirken zu lassen: Ein hoher Raum mit einer riesigen Fensterfront, zwei riesige Bilder an den Seiten, vollgestopfte Regale, ein Schreibtisch mit einem toten Tier darunter, ein riesiger Teppich mit Landkarte, ein Kristall-Lüster, ein Stuhlkreis, der seinesgleichen sucht, und noch vieles mehr. Kurz und einfach: Wow! Der Mund stand schon wieder offen – diesmal bin ich mir ganz sicher. Herr Wolfgang Hölker, der Verlagsleiter, hat hier eine erstaunliche Sammlung aufgebaut. Ein bisschen kann man es verstehen, dass seine Frau Siggi Spiegelburg Angst hat, wenn er wieder einen Flohmarkt besucht. Denn wie wir gehört haben, frönt er überall seiner Sammelleidenschaft – auch das eigentliche Verlagsgebäude soll ähnlich aussehen. Ach, ich würde es zu gerne einmal besichtigen. 

Nach soviel Nahrung für Ohr und Auge gab es zum Abschluss der gelungenen Veranstaltung Kaffee und Kuchen. So saßen wir noch eine Weile zusammen auf gepunkteten Kissen und aßen von gepunkteten Tellern leckeren Obstkuchen und unterhielten uns. Die Zeit raste dahin und ehe man es sich versah, war der Nachmittag auch schon zu Ende. Als krönenden Abschluss durfte sich noch jeder ein Leseexemplar von „Seitenwechsel“ mitnehmen. Herr Römling bekam natürlich auch noch etwas Arbeit und durfte fleißig signieren. 

Es wurde Zeit, uns zu bedanken und zu verabschieden. Passend zum Thema des Buches gab uns Frau Klinkert noch kleine Carepakete mit auf den Weg. Diese wurden aber erst zu Hause ausgepackt. 


Eine Station war noch offen: Wir wollten unbedingt, wenn auch nur kurz, den Hafen ansehen. Also liefen wir eben hin, liegt ja gerade um die Ecke von der Feuerwache. Das Wetter hatte sich mittlerweile für blauen Himmel und Sonnenschein entschieden – sehr zur Freude der Schlachtenbummler, die sich so langsam schon fürs Fußballspiel „warm liefen“. Schön war es am Hafen, auch den muss ich mir noch einmal anschauen, wenn wir wieder einmal in Münster sind. Damit ihr auch wisst, wie es dort aussieht, habe ich natürlich auch davon einige Bilder gemacht.


Weil auf der Autobahn viel los war, haben wir uns den Spaß gemacht, und sind über Land nach Hause gefahren. Dauerte zwar etwas länger, war aber auch interessanter. Nach einem kurzen Zwischenstopp in einem Restaurant waren wir kurz nach 21 Uhr zu Hause. Passend zum Beginn des spannenden Fußball-Spiels Deutschland gegen Ghana. Trotz Müdigkeit – immerhin waren wir seit 8:20 Uhr unterwegs und hatten viel erlebt – haben wir das auch noch zu Ende geschaut.

So, und wer das jetzt alles gelesen hat, möchte sicher auch noch wissen, was in dem Carepaket drin war, oder etwa nicht??? Ich zeige es euch… 


Alles in allem war das für mich ein perfekter Tag: Viel gesehen, viel gehört, viel erlebt, viel gestaunt, viel geredet, viel gelacht und viele schöne Fotos gemacht (das erste Mal seit längerem). Quasi ein Erlebnis, das ich rundum genossen habe. Darum möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei allen, die das möglich machten, bedanken: Frau Klinkert und ihrer lieben Kollegin (ich weiß leider den Namen nicht, werde aber noch nachfragen), Herrn Römling, dem Coppenrath Verlag und natürlich meinem Schatz, der sich relativ schnell zu diesem Ausflug überreden ließ. 🙂

Und euch danke ich fürs Durchhalten. Meinen großen Respekt an diejenigen, die meinen Roman wieder einmal bis zum Ende gelesen haben. 

Die nächsten zwei Lesungsberichte werden nicht ganz so lang – versprochen!

Gruß
Deborah

Ps: Die Bewertungen für „Schattenspieler“ und „Seitenwechsel“ gibt es dann demnächst. „Schattenspieler“ hat mir schon mal sehr gut gefallen. „Seitenwechsel“ lese ich gerade…