Anna-Maria Caspari – Ginsterhöhe


Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe das Cover zu „Ginsterhöhe“ von Anna-Maria Caspari häufig in den sozialen Medien und auch natürlich auch in den Buchhandlungen gesehen. Nachdem ich mir den Klappentext durchgelesen hatte, war ich sehr neugierig auf das Buch. Im Moment befinde ich mich gerade in einer Phase, in der ich gerne wieder historische Romane, aber nicht mehr mittelalterliche sondern eher neuzeitliche lese. Am liebsten aus dem letzten Jahrhundert.


Darum geht es:


In „Ginsterhöhe“ erfährt man die Geschichte der Dorfgemeinschaft Wollseifen in der Eifel von 1919 bis 1949 – insbesondere die Geschichte von Albert Lintermann.


Albert Lintermann kommt 1919 nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zurück in sein Heimatdorf Wollseifen, wo er der Führung des Familienhofes wieder übernimmt. Albert ist körperlich und psychisch schwer versehrt, eine Gesichtshälfte wurde durch eine Granate komplett zerstört und er leidet große Schmerzen. Seine Frau Bertha sieht ihn an, als wäre er ein Monster, er kommt überhaupt nicht mehr an sie ran. Auch sonst begegnen ihm viele Mitglieder der Dorfgemeinschaft zunächst mit Mitleid oder Abscheu. Doch nach und nach findet er seinen Platz wieder, vor allem auch mit Hilfe des Gastwirtes Silvio, der ihm ein sehr guter Freund ist, und Lenis, der Verlobten seines besten Freundes Hennes, der den Krieg leider nicht überlebt hat.


Gemeinsam kämpfen die Dorfbewohner ums Überleben und ein Auskommen in Zeiten von Geldentwertung und Mangel. Trotz allem schafft es das Dorf, mit dem Fortschritt zu gehen und Elektrizität und fließendes Wasser für alle möglich zu machen. Alles beginnt gerade besser zu laufen, als die Nationalsozialisten die Macht ergreifen und beschließen, in unmittelbarer Nähe des Ortes die Ordensburg Vogelsang zu errichten. Und von da an ist alles anders im Dorf. Misstrauen zieht ein, Menschen verschwinden. Und schließlich folgt der nächste Krieg. Ob Albert, Leni, Silvio, ihre Familien und das Dorf Wollseifen diesen neuen Sturm überstehen?

Der Klappentext zu Ginsterhöhe.


Meine Leseeindrücke zum Buch von Anna-Maria Caspari


Es mag seltsam klingen, doch ich war tatsächlich auch an der Geschichte der Dorfwüstung Wollseifen interessiert, weil ich sie aus einer Dystopie, die in naher Zukunft spielt, bereits kannte – genau wie die unsägliche Festung Vogelsang. Ich wollte gerne mehr über dieses Dorf in der Nähe wuchtigen Festung erfahren, von dem ich wusste, dass schon seit Langem nicht mehr bewohnt ist. Anna-Maria Caspari hat mich mit ihrer fiktiven Geschichte rund um die Familie Lintermann die Geschichte des Dorfes Wollseifen erleben lassen. Ich hatte zu jeder Zeit das Gefühl, dass die wahren Geschehnisse um diesen Ort sehr gut recherchiert und in die Geschichte eingebunden waren.


Gleichzeitig war die Geschichte rund um Albert, Leni und all die Dorfbewohner natürlich berührend, schön, traurig, mitreißend, beängstigend, oftmals schockierend (spätestens als die Nazi-Verbrechen losgingen) und spannend. Es war faszinierend zu sehen, wie sich diese Dorfgemeinschaft gegen alle Widrigkeiten verteidigte und bis zuletzt versuchte, ihr Dorf zu retten – obwohl sein Untergang schon ab 1943 mit dem Bau der Ordensburg besiegelt war. Die Menschen haben meinen größten Respekt, denn ich kann mir aus heutiger Sicht gar nicht mehr vorstellen, wie hart und entbehrungsreich dieses ländliche Leben damals gewesen sein muss. Insbesondere noch in diesem Dorf, in dem der Fortschritt erst sehr spät Einzug hielt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir heute schlicht verloren wären, wenn wir unter solchen Umständen versuchen müssten zu überleben. Auf jeden Fall war dieser Einblick in die Geschichte Wollseifens für mich sehr spannend, bis zur letzten Seite habe ich mitgehofft und mitgefiebert.

Das Buch von Anna-Maria Caspari mit Blogmaus und Hocker auf Mauer.


Mein Fazit zu „Ginsterhöhe“ von Anna-Maria Caspari


„Ginsterhöhe“ war genau das was ich erwartet hatte, eine aufwühlende und spannende Familiensaga über mehrere Jahre zu einer Zeit zwischen zwei großen und grausamen Weltkriegen. Ich habe die Bewohner Wollseifens so sehr bewundert für ihre Kraft und Zuversicht, diesen unglaublichen Willen zum Durchhalten, der letzendlich leider nicht belohnt wurde. Und ich habe geweint über die Verluste. Manche persönlichen Schicksale sind einfach herzzereißend – auch wenn sie in diesem Fall fiktiv sind, wird sich die eine odere andere Geschichte so oder so ähnlich zugetragen haben in Zeiten des Nationalsozialismus. Die unmenschliche Grausamkeit ist manchmal schwer zu ertragen. Belohnt wurde ich als Leserin durch all die Hoffnung und Liebe, die trotz allem nicht stirbt.


Da es sich bei „Ginsterhöhe“ um den Auftakt einer Trilogie von Anna-Maria Caspari handelt, bin ich schon jetzt sehr gespannt darauf, wie es in den Folgegeschichten weiter geht. Ich würde natürlich gerne mehr darüber erfahren, wie es Albert, Leni und Silvio und ihren Familien ergeht. Wo sie sich in der Zeit nach der Enteignung ein neues Leben aufbauen werden und ob die Zeit des Wirtschaftswunders auch bei ihnen ankommt. Allerdings geht es im zweiten Teil der Trilogie „Perlenbach“ zeitlich noch weiter zurück, nach Monschau zur Zeit Ende des 19. Jahrhunderts. Auch das klingt sehr interessant und das Buch wandert natürlich direkt auf die Wunschliste.


Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung für dieses Buch. Wenn ich euch neugierig machen konnte: Schaut mal wieder in der Buchhandlung vorbei. Eure Buchhändlerin/euer Buchhändler freut sich und ich denke, dass ihr euch „Ginsterhöhe“ bestimmt vor Ort ansehen könnt.


Ich wünsche euch spannende Lesestunden,


Deborah


Ps: Falls euch jetzt noch interessiert, welche Dystopie ich meinte: Jana Taysen – Wir Verlorenen 😉

Ginsterhöhe von Anna-Maria Caspari vor einer Mauer im Garten.


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Vielen lieben Dank an den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar. Weitere Infos zum Buch findet ihr auf der Internetseite des Verlages.