Nach ersten Einstiegsschwierigkeiten mochte ich Grégoire Delacourts Buch „Alle meine Wünsche“ sehr gerne. Umso mehr freute ich mich über die Sommerüberraschung vom Atlantik-Verlag und das neue Buch „Die vier Jahreszeiten der Liebe“.
Zum Inhalt:
Ein Sommer verbindet die Geschichte vierer Liebespaare durch Zufall. Es sind vier Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Diesen einen prägenden Tag am Strand von Le Touquet an der nordfranzösischen Küste: Der 14. Juli 1999 – Der letzte französische Nationalfeiertag vor dem von Nostradamus prophezeiten Ende der Welt und dem weltweit befürchteten Millenium-Bug, der unsere moderne, technische Welt ins Straucheln bringen sollte. Obwohl weder das Eine noch das Andere eintraf, änderte dieser eine Tag das Leben aller Protagonisten.
Meine Bewertung:
Erneut tat ich mich anfangs etwas schwer mit dem Buch – was vermutlich an der Einstiegsgeschichte „Pimpernelle“ lag. Als erstes erfährt man von der Jugendliebe von Louis zu Victoria. Louis ist 15 und Victoria 13 – beide also gerade erst an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Louis ist schwer verliebt in seine beste Freundin und hofft, dass aus ihrer Freundschaft schon bald mehr werden kann und Victoria auch ihre Gefühle für ihn entdeckt.
In der zweiten Geschichte „Eugénie Guinossseau“ trifft die 35jährige Isabelle, vom Leben und den Männern zutiefst enttäuschte, verlassene Frau auf ihre Jugendliebe Romain. Ein unglücklicher Zufall führt zu diesem erneuten Zusammentreffen. Sie hatte ihn mit 15 Jahren zum letzten Mal gesehen und nie vergessen. Ob ihre Liebe nun eine Chance hat?
Die dritte Geschichte „Hyazinthe“ handelt von der 55jährigen Monique, die in besagtem Juli beschließt, ohne ihren Mann Richard in Urlaub zu fahren. Das Paar hat sich entfremdet, ihre Ehe ist eingechlafen und Monique sehnt sich nach Leben, Liebe und Leidenschaft. Sie beschließt kurzerhand, nicht länger Monique zu sein. Von nun an ist sie Louise und beginnt ein neues, aufregendes Leben. In Le Touquet begegnet sie Robert, der in ihr all die ersehenten Gefühle erwachen lässt. Am 14. Juli entscheidet sich ihr weiterer Lebensweg.
Die vierte Geschichte „Rose“ handelt von Pierre und Rose. Sie berührte mich am meisten. Pierre und Rose lernen sich in ihrer Jugend 1944 mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges und dessen zerstörerrischen Kraft am Strand von Le Touquet kennen und lieben.
Unser Elend zog uns zueinander. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, es gab keine Sterne, keine rasende Herzen, keine romantischen Zitage aus Büchern, nur einen Blick, einen drängend Blick. (Zitat Seite 139)
Sie geben sich ein Versprechen bevor sie sich aus den Augen verlieren. Als sie sich 1949 wieder treffen, heiraten sie und verbringen von nun an ihr gesamtes Leben zusammen. Die Worte ihrer Liebe sind mit die schönsten, die ich je gelesen habe, Worte einer erlebten Liebe. Hier ein Ausschnitt dieser gut 1 1/4 Seiten langen Liebeserklärung:
Wir haben nie von Liebe gesprochen…
Aber wir liebten uns.
Wir liebten uns zwischen den Worten, zwischen den Zeilen, im Schweigen und in den Blicken, in den einfachsten Gesten…
Liebesworte hätten nichts verändert.
(Zitat 151-152)
Am 14. Juli 1999 ist jedoch für beide der Zeitpunkt gekommen, ihr gegenseitiges Versprechen von vor über 50 Jahren einzulösen: Zusammen zu sein bis in den Tod. Dieses Datum soll zum letzten großen Liebesbeweis werden.
Am 14. Juli 1999 verweben sich all die Geschehnisse miteinander. Alles ergibt dann einen Sinn und die teilweise etwas melancholische Stimmung löst sich. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich in das Buch verliebt – wenn auch hauptsächlich wegen Pierres und Roses Liebesgeschichte: Einer Liebe, geboren in Zeiten der Not, voller Kraft und Schönheit – auch in schicksalhaften Jahren. Es bedarf keiner Worte der Liebe zwischen Rose und Pierre, sie leben bis zuletzt dieses Gefühl. Auch Monique/Louise spürt diese Liebe bei ihrem Zusammentreffen mit dem Paar:
Sie sind beide schön. Ich muss es ihnen einfach sagen. Lachend wehrt sie mein Kompliment mit einer Handbewegung ab.
„Das sind nicht wir“, erklärt sie mir. „Was wir erlebt haben, ist schön. Sogar unsere Stürme waren schön…“ (Zitat Seite 106)
Bis zum Schluss nicht warm wurde ich mit Louis und Victoria und auch nicht mit der enttäuschten Isabelle. Dagegen gefiel mir Moniques/Louises Geschichte sehr gut – was vermutlich damit zusammenhängt, dass sie eigentlich sehr positiv wirkt und Hoffnung macht: Auch über 50 gibt es eine Chance, sein Leben zu drehen und zu lieben. Besonders schön ist das Ende dieser Geschichte.
Mein Fazit:
Wieder einmal hat mich Grégoire Delacourt überzeugt und ein schönes Sommerbuch geliefert, das sich aus der Menge abhebt und Lust macht, Nordfrankreich und die geschichtsträchtige Küste einmal zu besuchen. Ich meine, die Brandung zu hören und die Meerluft zu riechen.
Deshalb gibt es von mir 4 Lämpchen und den Wunsch, weitere Bücher dieses Autors zu lesen.
Weitere Informationen zum Buch und zum Autor gibt es direkt auf der Internetseite des Verlages.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Atlantik Verlag für die gelungene Überraschung – es war wie ein Sommerpicknick ohne Sommer – und ohne Strand. Die Bilder habe ich übrigens in der Wahner Heide in der Nähe von Köln aufgenommen… 😉
Und meinen Followern und Lesern wünsche ich viel Freude beim Lesen von „Die Jahreszeiten der Liebe“. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir schreibt, wie es euch gefallen hat.
Einen schönen Start in ein hoffentlich sommerliches Wochenende!